Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

Titel: 1825 - Schreie aus dem Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Er hatte es nicht getan, es schien, als hätte die Dunkelheit ihm die Sprache verschlagen.
    Und der Zug fuhr weiter durch den Tunnel. Die normalen Geräusche waren zu hören. An sie konnte man sich schon gewöhnt haben und auch an die leichten Schaukelbewegungen.
    Nur von dem jungen Mann hörte sie nichts mehr, sie sah auch nichts, denn es war einfach zu dunkel. Da gab es keinen Umriss zu sehen, nichts zu hören, auch kein Atmen.
    Kein Atmen?
    Die beiden Worte trafen sie wie ein elektrischer Schlag. Plötzlich dachte sie an etwas Schlimmes, das mit der Dunkelheit zusammenhing. Sie konnte sich vorstellen, dass bei dem jungen Mann etwas in Bewegung geraten war, mit dem er seine Probleme hatte. Und dass er nicht hatte dagegen ankämpfen können, sodass er jetzt nicht mehr in der Lage war, etwas zu sagen. Sie dachte an eine Ohnmacht, eine Bewusstlosigkeit oder, was noch schlimmer war, an einen Herzinfarkt.
    Der Gedanke daran trieb ihr das Blut ins Gesicht. Im Augenblick fühlte sie sich hilflos. Diese Dunkelheit kam ihr immer schwerer und dichter vor, aber sie wusste auch, dass sie etwas tun musste. Zumindest vorfühlen, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
    Sie streckte ihre Hand aus, weil sie herausfinden wollte, ob der junge Mann vielleicht gefallen war. Bei einem Schlaganfall oder einem Infarkt war alles möglich.
    Sie fasste hin.
    Leer!
    »Ha, das ist doch …« Sie hörte auf zu sprechen und fasste noch mal hin. Dabei beugte sie sich weit nach vorn und war sicher, dass sie jetzt den anderen berühren konnte.
    Wieder nichts …
    Und diese Tatsache bereitete ihr noch größere Sorgen. Es war schlimm, sie fand keine Erklärung. Sie musste einen erneuten Versuch wagen, denn sie wollte endlich Bescheid wissen.
    Da flackerte das Licht.
    Es lenkte sie ab. Edith schaute zur Decke, wo die Lampe mal hell, dann wieder dunkel aussah und dann – es war kaum zu glauben – hell blieb, was Edith freute.
    Sie schaute nach vorn.
    Der Platz ihr gegenüber war leer!
    ***
    Edith hatte einatmen wollen, auch, um sich zu beruhigen. Das tat sie jetzt nicht, sie hielt einfach nur den Atem an und starrte nach vorn auf einen leeren Sitz.
    »Nein«, sagte sie. »Nein, das ist doch nicht wahr! Das kann es nicht sein …« Sie erbleichte und hörte sich auch stöhnen. Gedanken rasten durch ihren Kopf, die sie blass werden ließen, aber sie wollte sich beruhigen. Es musste alles auf einem Level bleiben, sonst würde sie noch verrückt.
    Der Platz war leer. Aber warum war er leer?
    Weil ein Mensch aufgestanden war und das Abteil verlassen hatte. So musste es sein, so konnte es nur sein, aber so war es nicht. Welchen Grund sollte der junge Mann gehabt haben, das Abteil zu verlassen? Das war Unsinn, das passte nicht.
    Aber es gab ihn nicht mehr. Und in Luft aufgelöst haben konnte er sich auch nicht.
    Also hatte er doch das Abteil verlassen. Er hatte die Tür aufgezogen, war auf den Gang getreten und …
    Nein, das war auch nicht möglich. Das hätte ich gehört, dachte Edith. Lautlos konnte man von hier nicht verschwinden. Die Tür konnte nicht ohne Geräusche aufgezogen werden. Das war nicht möglich.
    Aber der junge Mann war weg. Und aus dem Fenster konnte er auch nicht gefallen sein.
    Die Frau mit dem Vornamen Edith wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Ihr wurde heiß und kalt und sie presste die Hände gegen ihre Brust, als sie Luft holte.
    Was tun?
    Jetzt überlegte sie, ob der Reisende Gepäck gehabt hatte oder nicht. Das konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen. Hatte er einen Koffer bei sich gehabt oder nur eine Tasche?
    »Mein Gott, was ist man doch blöde!«, schimpfte sie sich aus. »Da weiß ich nicht mal, ob er Gepäck bei sich gehabt hat. Das ist ja einfach grauenhaft.«
    Dann stand sie auf. Bei ihrem Sitz wollte sie nicht bleiben, deshalb ging sie zur Tür. Sie war geschlossen. Es wies nichts darauf hin, dass der junge Mann das Abteil während der Fahrt durch den Tunnel verlassen hatte.
    Plötzlich schrie sie auf. Ein Schatten war vor der Tür erschienen. Dann wurde die Tür plötzlich aufgerissen, und Edith zuckte zurück. Ein Mann stand vor ihr. Er trug eine Uniform und bewegte seinen Kopf schüttelnd hin und her.
    »Haben Sie mich erschreckt«, keuchte Edith.
    »Ja, das habe ich gesehen«, sagte der Schaffner, der Edith schon mal kontrolliert hatte. »Ist Ihnen was passiert?«
    »Nein, nein.«
    »Dann ist alles in Ordnung?«
    Plötzlich wusste die Frau nicht mehr, welche Antwort sie geben sollte. Nach außen hin war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher