Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1822 - Die neue Haut

Titel: 1822 - Die neue Haut
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Rudy tun würde.
    Selbst wenn sie sich an Mila und Nadja Vandemar wandte, die sich in ihrer Kindheit fürsorglich ihrer angenommen hatten und zu denen sie immer noch ein gewisses Naheverhältnis hatte, könnte das ins Auge gehen. Kummerog überwachte alle ihre Kontakte. Er würde mißtrauisch werden und vermutlich die richtigen Schlüsse daraus ziehen, wenn sie sich ohne einen für ihn plausiblen Grund an die Zwillingsschwestern wandte.
    Nein, wenn sie sich überhaupt jemandem anvertrauen konnte, dann mußte sie absolut sicher sein, daß Kummerog nichts davon merken konnte. Es mußte sich also um jemanden handeln, mit dem sie Umgang im Alltag hatte. Aber da gab es praktisch niemanden außer Corben Matala - und der kam als Vertrauter nicht in Frage.
    Theas Hoffnung, diese gefährliche Situation selbst zu meistern und doch noch heil zu überstehen, waren auf den Nullpunkt gesunken.
    Aber es kam noch schlimmer.
     
    *
     
    Dorothea Ringent besaß zwei Wohnungen auf Camelot. Eine bescheidene Unterkunft in dem Wohngebäude nahe des Werks, in dem sie arbeitete, war ihr Hauptwohnsitz. Die zweite Wohnung hatte sie in Port Arthur - wie fast jeder Cameloter. Diese war zwar großräumig und mit allen technischen Raffinessen ausgestattet, aber die benutzte sie kaum. Sie kam nur selten zum Kontinent Ophir und in die Hauptstadt von Camelot. Sie blieb lieber auf Bonin, um ihrem Vater nahe zu sein, der ihrer Aufsicht bedurfte. Dazu kam, daß sie ebenfalls ein Kind der Wildnis war und die Natur dieser exotischen Welt den Annehmlichkeiten der Zivilisation allemal vorzog. Sie mochte das sterile, futuristische Port Arthur nicht.
    Es wäre nun überaus auffällig gewesen, hätte sie ihren Posten gekündigt, um sich umschulen zu lassen und mit ihrem Vater nach Port Arthur zu ziehen. Sie hatte den anderen gegenüber immer wieder damit argumentiert, daß es Rudy umbringen würde, wenn er in der Zivilisation leben müßte. Das hatte jedermann akzeptiert. Darum konnte sie mit Rudy jetzt nicht einfach nach Port Arthur übersiedeln.
    Das ging nicht. Aber Kummerog bestand darauf und hatte sie seinen Willen durch Drenderbaum wissen lassen.
    Thea lag die ganze folgende Nacht wach und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Und sie fand einen. Sie beschloß, sich einfach für ein astronomisches Studium anzumelden - mit der Option, auf alle astronomischen Daten Zugriff haben zu können und auf einer der Orbitalstationen praktische Erfahrungen zu sammeln.
    Zugegeben, das war nur eine Notlösung, aber sie war sicher, daß diese Regelung sogar für Kummerog akzeptabel war. Sie wollte ihn jedoch erst über ihr Arrangement informieren, wenn alles geregelt war und sie auch eine vorübergehende Beurlaubung von ihrer augenblicklichen Tätigkeit bewilligt bekam.
    Die Dinge waren noch im Laufen und ihre viertägige Frist erst zur Hälfte abgelaufen, als sie zu Hause, mitten in der Nacht, ein Anruf erreichte, der sie aus unruhigem Schlaf riß.
    Der Bildschirm blieb dunkel.
    „Sofort herkommen!" sagte die sanfte und doch befehlende Stimme Bruno Drenderbaums.
    Noch bevor sie eine Frage stellen konnte, war die Verbindung unterbrochen. Sie konnte sich nicht vorstellen, was schon wieder vorgefallen sein mochte. Aber die beängstigende Ungewißheit, die solche Anrufe in ihr weckten, brachte sie völlig aus der Fassung. Für einen Moment dachte sie sogar daran, einfach Armin Assiter anzurufen, ihm alles zu gestehen und so diesem schrecklichen Spuk endlich ein Ende zu machen.
    Aber sie dachte an Rudy und daran, was der schreckliche Kummerog alles mit ihm anstellen konnte. Sie erstattete keine Meldung.
    Sie holte sich einen Schweber, ohne jemanden um Erlaubnis zu fragen. Dies war ein Notfall. Die Formalitäten konnte sie nachträglich erledigen; Bürokratismus wurde auf Camelot ohnehin klein geschrieben.
    Es war eine wolkenlose Nacht. Nachdem der Schweber gelandet und Thea ausgestiegen war, dachte sie, noch nie eine so sternenhelle Nacht auf dieser Welt erlebt zu haben. Styx stand als große leuchtende Scheibe am Horizont und verlieh dem myridenfach funkelnden Sternenhimmel zusätzlich eine besondere Note.
    Für einen Moment dachte Thea wehmütig daran, daß dies eigentlich eine Nacht wie für Romantik geschaffen war. Eine Nacht wie diese war viel zu schade dafür, sich mit einer außergalaktischen Bestie herumzuschlagen. In einer solchen Nacht sollte man sich verlieben ...
    Thea wandte sich seufzend dem Haus zu. Es lag still und mit verdunkelten Fenstern da. Nirgendwo
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher