Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1815 - Die Wiege des Teufels

1815 - Die Wiege des Teufels

Titel: 1815 - Die Wiege des Teufels
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
über den Schreibtisch hinweg an. »Und deshalb glauben wir beide auch nicht, dass man ihn entführt hat, um ihn zu töten. Normal zu töten, meine ich.«
    »Und was ist unnormal?«
    Suko verzog seine Lippen. »Wie bezeichnest du einen unnormalen Toten, John?«
    »Ich sehe ihn als einen Zombie an.«
    »Genau das meine ich auch.«
    »Dann denken wir doch mal einen Schritt weiter. Wären sie in der Lage, Wladimir Golenkow zu einem Zombie zu machen?«
    »Ich traue ihnen alles zu«, sagte Suko und hatte da auch in meinem Sinne gesprochen …
    ***
    Es gibt Menschen, die schaffen es, den Sensenmann das eine oder andere Mal in Schach zu halten. Zu denen gehörte auch Henry Burke, der Trödler. Das Messer hatte ihn getroffen. Er hatte einen irrsinnigen Schmerz in der Herzgegend verspürt und war zu Boden gefallen. Er hatte auch damit gerechnet zu sterben, aber so schnell ging es nicht. Er lag zwar bewegungslos, doch es war noch Leben in ihm.
    Er bekam zwar nicht mit, was genau in seiner Umgebung passierte, aber es geschah etwas. Sein Mörder war noch da und verfiel in eine Aktivität.
    Henry Burke sah zwar nichts, er musste sich nur auf die Geräusche verlassen, die ihn umgaben.
    Jemand fluchte. Dann lachte er. Es war der Fremde, der Killer, und dann verschwand er.
    Burke blieb allein zurück.
    Er wusste, dass er bisher Glück gehabt hatte. Das würde nicht andauern. Er würde sterben, es stand fest, und seltsamerweise fürchtete er sich nicht davor. Vielleicht weil er schon über siebzig Jahre alt war. So hielt er sich noch am Leben, denn er spürte einen irrsinnigen Hass in sich.
    Der Hass gegen den Killer.
    Der hielt ihn noch am Leben. Und so schaffte er das Unmögliche. Er wälzte sich etwas zur Seite und sah das, was er hatte entdecken wollen.
    Es war sein eigenes Blut. Es war aus seiner Wunde geflossen und bildete vor ihm eine Lache.
    Das nutzte er aus. Es war verrückt, ein irres Ansinnen, aber er brachte einen Willen auf, wie es ein gesunder Mensch kaum geschafft hätte. Blut war keine Tinte, doch es konnte zu einer Tinte werden, mit der man eine Botschaft hinterließ.
    Das wollte Henry Burke versuchen, und das schaffte er auch. Er mobilisierte alle Kräfte, streckte noch seinen rechten Zeigefinger aus, tunkte ihn in seine Blutlache und musste sich beeilen, um die letzte Mitteilung in seinem Leben zu schreiben.
    Es gelang ihm mit Zitterschrift, und er schrieb sie bis zum letzten Buchstaben.
    ER HAT DIE WIEGE DES TEUFELS!
    ***
    Es war am Nachmittag desselben Tages, an dem uns die Meldung erreichte. Suko nahm den Anruf an, dann schaltete er auf Lautsprecher um, sodass ich mithören konnte.
    »Bitte, noch mal«, sagte Suko.
    »Also gut. Ich bin Sergeant Bellow und gehöre zur Truppe von Chiefinspektor Tanner, den ich vertrete, weil er sich eine Grippe eingefangen hat.«
    Au weia!, dachte ich. Wenn Tanner sich eine Grippe eingefangen hat, hat seine Umwelt zu leiden. Da hätte ich nicht in der Haut seiner Frau stecken wollen. Aber die beiden waren schon so lange zusammen, dass sie es gewohnt war.
    »Okay, Sergeant«, sagte Suko. »Um was geht es denn?«
    »Um einen Toten.«
    »Ja, und weiter?«
    »Es ist ein Trödler, der umgebracht wurde, der es aber noch geschafft hat, mit seinem eigenen Blut eine Nachricht zu schreiben.«
    »Oh …«
    »Ja, Sir, das ist schon makaber. Aber auch der Text ist es.«
    »Dann lassen Sie ihn hören.«
    »Er hat die Wiege des Teufels!«
    Nicht nur Suko hatte den Satz mitbekommen, ich ebenfalls, und ich schaute in die Höhe, wobei unsere Blicke sich trafen.
    »Noch mal«, sagte Suko.
    Der Kollege wiederholte den Satz.
    Ich schüttelte den Kopf. Im Moment wusste ich nicht, was ich damit anfangen sollte. Eine Wiege des Teufels, und wenn der Satz tatsächlich von einem Menschen geschrieben worden war, der im Sterben lag, dann konnten wir davon ausgehen, dass er nicht log oder bluffte. So etwas fiel Sterbenden nicht ein, von einigen Ausnahmen mal abgesehen.
    »Wo sind Sie?«, fragte Suko.
    »Nicht mal weit von Ihnen weg, glaube ich. Hier in Soho. Es ist wohl eine der letzten Adressen, bei der man noch bestimmte Dinge erwerben kann.«
    »Ein Trödler?«
    »Ja.«
    »Und sonst noch was?«
    »Er wurde erstochen.«
    »Okay, wir kommen. Lassen Sie alles so, wie es ist. Und dann brauchen wir die genaue Adresse.«
    Die bekamen wir auch.
    Suko, der aufgelegt hatte, schaute mich an. Er stellte die Frage, die ich ihm schon am Gesicht ablas.
    »Was sagst du dazu?«
    »Dass wir hinfahren sollten.«
    »Schon.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher