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181 - Die Hölleneiche

181 - Die Hölleneiche

Titel: 181 - Die Hölleneiche
Autoren: A.F.Morland
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Silver gerade in der Nähe und schnappte sich den Hörer.
    Ich hob den Blick von dem Buch, in dem ich gelesen hatte, und beobachtete ihn. Sein Gesicht verzog sich. Die Verbindung schien sehr schlecht zu sein. Er schien den Anrufer kaum zu verstehen.
    »Vicky?« fragte er.
    Ich warf das Buch beiseite und sprang auf. Ich kann nicht sagen, wieso, aber ich hatte auf einmal das Gefühl, daß meine Freundin in Schwierigkeiten war. Manchmal kommt so etwas vor.
    Es war eine böse Ahnung.
    Ich eilte zu meinem Freund und wollte ihm den Hörer aus der Hand nehmen, doch er wehrte mich ab, und mir fiel auf, daß sich seine Haut mit einem silbernen Flirren überzogen hatte.
    Der Ex-Dämon war aufgeregt!
    Seine Silbermagie war sichtbar geworden. An seiner Schläfe zuckte ein Nerv. Ich hatte den Eindruck, daß er sich ungeheuer anstrengte.
    Was mochte so anstrengend an diesem Gespräch mit Vicky sein?
    Plötzlich stieß Mr. Silver die Luft geräuschvoll aus, die Spannung riß ab, das silberne Flirren verschwand. Der Ex-Dämon ließ den Hörer sinken und schaute mich mit seinen perlmuttfarbenen Augen besorgt an.
    »War es Vicky?« wollte ich wissen.
    Mr. Silver nickte.
    »Warum hast du sie mir nicht gegeben?« fragte ich nervös.
    »Wir müssen sofort nach Barrygate, Tony«, sagte der Ex-Dämon.
    »Wieso? Was ist passiert?«
    »Vicky braucht uns«, erklärte Mr. Silver, und dann berichtete er, was er gehört hatte. »Die Verbindung wurde von einer starken magischen Kraft gestört«, fügte der Ex-Dämon hinzu. »Deshalb konnte ich dir den Hörer nicht geben. Diese schwarze Kraft wollte Vickys Hilferuf aus Barrygate nicht rauslassen. Ich hatte Mühe, die Verbindung mit Hilfe meiner Magie wenigstens einige Augenblicke aufrechtzuerhalten. Dann brach sie zusammen.«
    »Dann steckt hinter dieser Sache mehr, als Vicky weiß«, sagte ich besorgt.
    »Das nehme ich auch an«, pflichtete mir Mr. Silver bei.
    Ich holte den Rover aus der Garage. Mr. Silver stieg auf der Beifahrerseite ein, und ich fuhr los.
    Der Verkehrsgott meinte es gut mit mir, er bescherte mir leere Straßen und viele grüne Ampeln. Sobald wir die Stadtgrenze hinter uns hatten, drehte ich voll auf.
    Mr. Silver saß schweigsam neben mir, sein Gesicht wirkte wie aus Granit gehauen. Er stand Vicky sehr nahe. Sie in Gefahr zu wissen, quälte ihn genauso wie mich.
    Wir rasten Barrygate entgegen.
    Wenn Vicky nicht dort gewesen wäre, hätten wir von den schwarzen Umtrieben überhaupt nichts - oder erst sehr spät - erfahren.
    Der Ex-Dämon sah mich mit gefurchter Stirn an. »Verdammt, ich hätte Shavenaar mitnehmen sollen, aber wir brachen so schnell auf…«
    »Ich kehre auf keinen Fall um!« stieß ich mit belegter Stimme hervor.
    »Darum würde ich dich auch nie bitten«, sagte Mr. Silver. »Auch ich möchte Barrygate so schnell wie möglich erreichen. Das Böse ließ eine Tote auferstehen. Ich bin gespannt, was es noch alles inszeniert hat.«
    Auf Grund der günstigen Verkehrssituation trafen wir schon nach gut dreißig Minuten in Barrygate ein, das war absoluter Rekord.
    Vicky fiel mir zitternd in die Arme, als ich Lisa Whitfields Haus betrat.
    Meine Freundin kämpfte tapfer gegen die Tränen an. Mir preßte es das Herz zusammen, als ich die Würgemale an ihrem Hals sah.
    Lisa sagte, seit Vickys Anruf wäre das Telefon gestört. Das wunderte mich nicht. Ich konnte mir sogar vorstellen, daß in ganz Barrygate kein Telefon mehr funktionierte.
    Ich wollte von Lisa Whitfield wissen, auf welche Weise Claire Davis aus dem Leben geschieden war. Die Malerin erzählte uns die traurige Geschichte der jungen Witwe, die darin gipfelte, daß Claire Davis sich an einer großen alten Eiche außerhalb des Dorfes aufgehängt hatte.
    Mr. Silver einnerte sich, daß wir an diesem Baum vorbeigefahren waren.
    Auch vor meinem geistigen Auge erschien der blattlose schwarze Baum.
    Warum hatte sich Claire Davis dorthin begeben? Warum hatte sie sich nicht zu Hause das Leben genommen?
    Und überhaupt… Frauen schlucken eine Überdosis Schlaftabletten oder schneiden sich die Pulsadern auf, aber sie greifen in den seltensten Fällen zum Strick, wenn sie des Lebens überdrüssig sind.
    Warum hatte es Claire Davis getan?
    War sie vom Bösen dazu verleitet worden? Hatte der schwarze Baum irgendwie damit zu tun?
    »Wir müssen Claire Davis suchen«, sagte Mr. Silver.
    »Kurz bevor Vicky die Terrassentür öffnete, war mir, als hörte ich jemand am Schlafzimmerfenster Vorbeigehen«, berichtete Lisa Whitfield.
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