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181 - Die Hölleneiche

181 - Die Hölleneiche

Titel: 181 - Die Hölleneiche
Autoren: A.F.Morland
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glücklich zu sein, ging es ihm durch den Kopf. Aber die meisten Menschen wissen es nicht Oder wollen es nicht wissen.
    Oder begreifen es nicht.
    Vor ihm lag ein großes Feld, auf dem nur ein einziger Baum stand. Seit vielen Jahren trotzte er jedem Unwetter und den heftigsten Stürmen.
    Sogar der Blitz hatte schon einmal in ihn eingeschlagen, aber er hatte es »überlebt«.
    Schwarz hob sich der Baum vom brennenden Himmel ab. Auch der Boden war durch das eigenwillige Lichtspiel schwarz geworden.
    Kingsley machte eine Entdeckung, die ihn vorerst nur verwunderte: Die Eiche hatte ihre jungen Blätter wieder verloren!
    Das dachte James Kingsley zuerst, aber dann begriff er, daß der Baum sich verändert hatte.
    Das war eine andere Eiche, die dort schwarz, bedrohlich und… tot aufragte!
    Sie war größer und knorriger. Sie schien jenen Baum, dessen Anblick Kingsley seit vielen Jahren vertraut war, zu verdecken.
    »Das… hat nichts Gutes zu bedeuten«, flüsterte er beunruhigt.
    Er war abergläubisch, gab es offen zu. Er mochte es nicht, wenn ihm eine schwarze Katze über den Weg lief, und wenn der Freitag auf einen 13. fiel, fühlte er sich nicht richtig wohl.
    »Der Baum…!« stöhnte Kingsley aufgeregt. »Der Höllenbaum ist erschienen!«
    Hastig bekreuzigte er sich.
    ***
    Ich schlief.
    An einem Ort, wo tiefes Schlafen verpönt war: im Konzertsaal. Man mußte es mir nachsehen, die Müdigkeit hatte mich übermannt. Schließlich hatte ich einen kräfteraubenden Kampf gegen einen Dämon namens Zoozoobah hinter mir.
    Sein Geist hatte sich in einer Steinfigur verborgen, die der Reiseschriftsteller Sean Lambert von Zentralafrika nach London gebracht hatte.
    Ohne es zu wollen, hatte er damit schreckliche Dinge ins Rollen gebracht - und war selbst ein Opfer Zoozoobahs geworden.
    Die Künstler hatten während der ersten halben Stunde nichts dazu beigetragen, mich wachzuhalten. Die dezenten, disharmonischen Klänge, die sie ihren Instrumenten entlockten, schläferten mich ein.
    Vicky Bonney, meine hübsche blonde Freundin, saß neben mir und war so verständnisvoll, mich nicht zu wecken. Erst als ich vom Stuhl zu kippen drohte, schüttelte sie mich sachte.
    Ich war sofort hellwach und wollte applaudieren, doch so weit war die Darbietung leider noch nicht gediehen.
    »Wie kann man nur so einen grauenvollen Schwachsinn komponieren?« flüsterte ich meiner Freundin zu. Sie sah großartig aus, war der einzige Lichtblick für mich an diesem Abend.
    »Pssst!« machte jemand hinter mir, weil ihn mein Flüstern beim Genießen dieses Ohrenschmauses störte.
    Ich fand, daß es sich besser anhörte als das Gekratze und Gejammer, das man uns seit nunmehr 45 Minuten zumutete.
    »Wie heißt dieser schwachsinnige Erguß eigentlich?« fragte ich meine Freundin. »Revolution im Unterleib?«
    »Pssst!«
    »Schon gut, ich bin schon still.«
    »Pssst!«
    »Ist ja schon gut!«
    Vicky lächelte mich verständnisvoll an. Auch ihr gefiel die Darbietung nicht. Sie griff nach meiner Hand und drückte sie, um mich versöhnlich zu stimmen.
    »Gleich ist Pause«, raunte sie mir leise zu.
    »Pssst!«
    Ich grinste. »Hinter mir muß eine Kobra sitzen.«
    Es war tatsächlich eine Kobra - eine Brillenschlange. Ein Typ von der ganz irre intelligenten Sorte, die sich einbilden, einfach alles zu verstehen.
    Meiner Ansicht nach wollte der Komponist sehen, wie weit er sein Publikum verarschen konnte, und der Mann hinter mir verneigte sich ehrfürchtig vor dieser großen Kunst.
    In der Pause erdolchte mich die Brillenschlange im Foyer mit einem Blick, der es in sich hatte. Deshalb sagte ich zu Vicky in einer Lautstärke, die auch sein abgehärtetes Ohr erreichte: »Ich weiß, wie diese Komposition zustande kam.«
    Der Knabe im schlotternden Smoking spitzte die Löffel.
    »Der Komponist nagelte das Notenblatt auf den Tisch, hielt einen Ventilator darüber und quetschte seinen Füllhalter aus. So kann man im Tag bis zu 1000 Kompositionen schaffen, wenn man fleißig ist und genügend Tinte hat.«
    Vicky lachte. »Man sollte dir die Giftzähne ziehen, Tony Ballard.«
    »Gehen wir?«
    »Das Konzert ist noch nicht zu Ende.«
    »Wenn es nach mir geht, schon.«
    »Du hast das Schlimmste hinter dir«, behauptete Vicky. »Was nach der Pause kommt, wird dir gefallen. Der Komponist wird uns beweisen, daß er auch anders kann.«
    »Mir gefällt etwas ganz anderes.« Ich senkte die Stimme, denn das, was nun kam, war nicht für Brillenschlanges Ohren bestimmt. »Weißt du, daß
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