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1801 - Die Herreach

Titel: 1801 - Die Herreach
Autoren: Unbekannt
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gegangen.
    Presto Go stieg unter ungeklärten Umständen zur obersten Künderin auf. Dem Blickfeld des Dampfkraft-Magiers war sie zunächst entrückt. Aber nicht für alle Zeiten, denn ‘sie gerieten sehr bald wieder aneinander.
    Prudd Hon hatte die Eisenbahn zur Blüte gebracht, er hatte die Moond-Bahn entwickelt - und nun? Am Leben war er immer noch, trotz der schmutzigen Stadt, des Wassers aus der Taumond-Kloake, der stinkenden Luft und der reduzierten Schlafperioden. Vielleicht war es innere Besessenheit, die ihn trieb, vielleicht etwas anderes.
    Die entscheidende Erleuchtung kam, als er sich im Gebet entspannte. Mit tausend Pilgern hockte er am Kummerog-Tempel. Statt aber in heilende Trance zu versinken, starrte er unverwandt auf die sandsteinfarbene Tempelwand.
    Kummerog, Gott hinter den Tempelmauern, auf ewige Zeiten eingesperrt, bis die Herreach ihn und sich selbst erlösen konnten ...
    Wenn die Herreach weit genug vorangeschritten sind, in ferner Zukunft, dann werden sich die Tore öffnen,’ und der Gott Kummerog wird durch die Pforte zu ihnen kommen. Dann wird der Himmel sich öffnen, und eine strahlend helle Hälfte und eine dunkle werden zum Vorschein kommen.
    Wer sagte da, die Herreach seien nicht genug vorangeschritten? Und wenn sie moderne Dampfkraft benutzten, um die Pforte zu sprengen? Was die Gebete aus zehntausend Generationen nicht vermocht hatten, vielleicht bewirkte man’s mit zeitgemäßer Technik. Welch eine Idee!
    Prudd Hon stellte jedoch fest, daß es noch ein anderes Motiv gab als nur die Sehnsucht nach Kummerog.
    Der Name dieses Motivs lautete Macht. Presto Go lehnte jeden Einsatz von Technik rundweg ab. Allein durch den Riesen Schimbaa sollte das Werk gelingen, durch die geistige Reife der Herreach. Insgeheim verdächtigte er die oberste Künderin, daß sie vor einem Erfolg der neuen Methode Angst hatte. Dann nämlich hätte der Cleros alle Macht eingebüßt.
    Wie auch immer - sollte Presto Go Gift spucken, verbieten konnte sie ihm nichts.
    Prudd Hon schaffte es in mühseliger, von wenigen Technikern unterstützter Kleinarbeit, am Tempel eine Maschine in Stellung zu bringen, keine einfache Sache, weil die Gebete natürlich weiterliefen. Kein Pilger oder Clerea zeigte sich bereit, einen Fingerbreit Boden preiszugeben.
    Am Ende nahm eine Maschine ihren Betrieb auf, die einem riesenhaften Dampfhammer ähnelte. Prudd Hon fühlte sich ausgelaugt, entkräftet. Alle Hoffnungen verbanden sich mit dem Werk.
    Und dann, als es losging - ein klassischer Mißerfolg: Der Effekt war gleich Null. Ein rauchendes, lärmendes Ungetüm hämmerte gegen die Sandsteinwand, ohne einen Kratzer zu hinterlassen. Die Pilger kamen zusammengerannt, aus der Stadt und von der anderen Tempelseite. Sie wollten sehen, welcher Höllenmechanismus da außer Kontrolle geraten war. Und sie erhielten eine gute Schau geboten. Der Hammer brach auseinander und verteilte sich in Geschoß-Fragmenten über den gepflasterten Platz.
    Sieben Herreach wurden getötet. Darunter war Prudd Hon, der Dampfkraft-Magier. Seine Idee starb mit ihm, niemand versuchte jemals wieder, den Tempel durch Einsatz technischer Mittel zu öffnen.
     
    *
     
    Technische Mittel fanden dafür in der Ebene von Norrfa regen Einsatz. Mittlerweile war eine Bodenfläche von 400 mal 500 Meter abgetragen. Darunter kamen immer neue Formationen aus Eisenmaterial zum Vorschein. Man hatte es mit einer unterirdischen Anlage von riesenhaftem Ausmaß zu tun. Wer sie gebaut hatte, konnte niemand sagen. A-Jin-Di, das körperlose Schreckgespenst?
    Die Grabungsleiter wußten, daß sie im Dunkeln stocherten, daß jeder Fortschritt auf Zufall beruhte.
    Insbesondere die farbigen Knöpfe, die man an den Wänden fand, übten einen schwer widerstehlichen Reiz aus.
    Es gab welche, die drückte man, dann schloß sich eine Tür. (Was im übrigen vier Forscherleben kostete: Es dauerte eine ganze Weile, bis der Knopf entdeckt war, mit dem man die Tür wieder öffnen konnte.) Manche löschten das Licht, wieder andere ließen farbige Würfel mitten in der Luft entstehen.
    Die Experimentierlust beschwor am Ende den großen Knall herauf. Sieben Forscher und der Grabungsleiter betraten eine Kammer, die den Suchkommandos bislang entgangen war. Aus welchem Grund, das ließ sich nicht sagen. Sei es, daß der Zugang vorher nicht existiert hatte, sei es ein Versäumnis der Kartographen. Vielleicht lebte das Labyrinth auch; manche Herreach glaubten das, weil sich niemals zuverlässig eine Reaktion
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