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Titel: 18
Autoren: Markus Luengen
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Lebensgefühl. Eine Verherrlichung des Lebens.“
    „Meine Fresse.“
    „Dann eben nicht.“
    „Pass auf Josefine auf, während ich weg bin. Wenn ich was Schlechtes höre, bist du mausetot.“
    „Du versprichst mir immer so schöne Sachen. Vielleicht überlegt es sich dein Alter noch. Oder Josefine geht wirklich mit.“
    „Ich könnte dir schon mal auf Vorrat eine reinhauen.“
    „Du bist ein echter Freund. Wir machen eine Wette. Wer als letzter von uns erwachsen wird ...“
    „Ich kenne nur die Wette mit dem Garten von der Abschiedsparty.“
    „Warst du etwa schon da?“
    „Nein.“
    „Dann ändern wir die Wette ab. Wer als erster erwachsen wird, gräbt den Garten von dem Typen um.“ Er hielt mir die Hand hin und ich schlug ein.
    „Das ist wieder kein Wette“, sagte ich.
    Es klang wie ein Donnergrollen in der stillen Nacht, als wir das unregelmäßige Knallen von Pats VW-Bus-Motor in der Dunkelheit hörten. Pat zog die Augenbrauen hoch, und im selben Augenblick rannten wir durch den Garten zur Hecke, um die Straße hinunter zu starren und Pats VW-Bus, angetrieben von unregelmäßigen Gasschüben, um die Ecke holpern zu sehen.
    „Das ist mein Bus“, sagte Pat.
    „Das war dein Bus“ antwortete ich. „Du hättest ihn abschließen sollen.“
    „Ich habe ihn noch nie abgeschlossen. Der Diebstahl widerspricht jeder Wahrscheinlichkeitstheorie. Was ist das denn hier für eine wilde Gegend? Sie klauen Bullis.“
    Er sah noch eine Weile die leere Straße herunter, als ob sein VW-Bus rückwärts fahrend wieder auftauchen könnte und friedlich an seinem alten Platz einparkte. Wie in einem zurücklaufenden Film.
    „Ich bekomme jetzt keine Panik“, stellte Pat mit ruhiger Stimme fest und ging die paar Schritte zum Jägerzaun, der das Grundstück meiner Eltern von dem der Nachbarn trennte. Er fummelte vorne an sich herum und strullerte bald in hohem Bogen bis in den Gartenteich unserer Nachbarn.
    Ich sah ihm skeptisch zu.
    „Hast du das noch nie probiert?“, fragte er, ohne den Kopf zu wenden.
    „Nein. Bisher noch nicht.“
    „Ich hätte es sofort probiert, falls ich hier wohnen würde. Es ist doch völliger Leichtsinn der Nachbarn, den Teich dermaßen nah an den Zaun zu setzen.“ Sein Pinkelbogen schrumpfte zusammen, bis er zu einem Tröpfeln degenerierte.
    „Der Nachbar hat wohl nicht mit deinem Besuch bei uns gerechnet.“
    „Viele unterschätzen mich, und vor allem meinen ..., schau nicht so betreten. Dein Vater kann uns von drinnen nicht sehen, ich habe den Pinkelstandort genau gewählt. Und es war mein Bus, der gestohlen wurde, nicht deiner. Du hast keinen Anlass, sauer zu sein.“ Er stopfte seine Sachen in die Hose, brachte alles in Ordnung und gemeinsam gingen wir zur Terrasse. „Der Teich sieht frisch angelegt aus. Falls alles eingeht, schiebst du es auf die Gärtner. Mach dir nicht ins Hemd wegen deines Vaters“, ergänzte er, als wir die Schiebetür zum Wohnzimmer aufschoben.
    „Und wie bekommen wir jetzt ohne VW-Bus die Musikanlage aus der Aula raus?“, fragte ich. Der Rektor hatte uns nahegelegt, beim Abtransport der für das Fest gemieteten Anlage zu helfen. Das war seine Art, auf den Auftritt zu reagieren. Ich trat mir die Nässe von den Schuhen. Pat latschte sofort durch zu meinem Vater und Josefine. Mein Vater löste sich von dem Anblick Josefines und sah zu uns herüber. „Haben die Herren ihr Beratungsgespräch beendet?“, fragte er. Sein Glas schien etwas anderes als Apfelsaft zu enthalten.
    „Mir haben sie gerade den Bus gestohlen“, stellte Pat fest, wobei er einen ausgestreckten Arm mit einem imaginären Colt durch den Raum rotieren ließ. „Vorne an der Ecke. Sie sollten sich lieber wegen der Kriminalität in ihrem Viertel Sorgen machen.“ Er sicherte seinen Weg zur Haustür, indem er rasch an den Türrahmen trat und dann mit gezogener Waffe verschwand. Er gab meinem Vater noch schnell das Thumb-Up-Zeichen, entspannte sich und spazierte davon. Mein Vater schaute ihm verblüfft nach. Pat kam nochmal zurück, umarmte Josefine und zeigte dann mit ausgestrecktem Arm auf mich.
    „Wir sehen uns, Cowboy.“
    Er hinterließ dunkle, feuchte Abdrücke seiner Schuhsohlen im gesamten Raum.

 
    Ein Typ aus der Klassenstufe unter uns fuhr einen großen Granada-Kombi. Wir fragten ihn am nächsten Schultag in der Pause wegen der kleinen Transportgefälligkeit und verabredeten uns für den Nachmittag mit ihm. Pat rief mich eine halbe Stunde vor dem Treffen an, und teilte mit, dass er
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