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18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

Titel: 18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin
Autoren: Vladimir Volkoff
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des gestreiften Morgenmantels, den er über seinem Schlafanzug trug, und reichte ihn Gross, der ihn sofort aufriß und überflog. Dann las er laut vor:  »Legen Sie das Bündel in den Schrankkoffer, den Ihnen der  Eigentümer der Villa ,Liebestraum' zur Verfügung stellen wird.
    Den Schrankkoffer bringen Sie in den Keller des Hauses. Er soll bewacht werden. Gehen Sie zum Hafen. Überprüfen Sie den Zustand der Jacht ,Abendrot', die am Ende der Kaimauer rechts festgemacht ist. Achten Sie darauf, daß niemand Sie beobachtet.
    Bringen Sie den Koffer an Bord der Jacht. Den Cadillac lassen Sie im Hafen stehen. Der Zündschlüssel bleibt im Schloß stecken. Bei Sonnenaufgang legen Sie ab und fahren an den Ort, der in den Karten in der Kajüte mit Rotstift eingezeichnet ist.
    Dort warten Sie auf mich.
    Unterschrift : Bellil.«  Gross wandte sich an den Alten. »Wo ist denn nun dein Koffer, Opi?«
    »Er ist schon im Keller. Ich habe alles vorbereitet.«
    »Gut. Poli, faß mal mit an!«  Fräulein Andronymos wurde in den Keller befördert, wo ein riesengroßer Lederkoffer mit Luftlöchern stand. Der Boss legte sie hinein, klappte den Deckel zu, schloß beide Schlösser ab und steckte den Schlüssel in die Tasche.
    »Poli und Pichenet, ihr bleibt hier und bewacht sie", sagte er entschieden. »Baby und ich fahren zum Hafen und sehen uns mal diese Jacht an!«  Im Eiltempo stürmte er die Kellertreppe hoch, dicht gefolgt von Nummer 2 und dem alten Mann. Poli und Lennet blieben allein. Sie setzten sich nebeneinander auf den Koffer - eine andere Sitzgelegenheit gab es nicht. Eine nackte Glühbirne baumelte an einer Strippe von der Decke und verbreitete einen kläglichen Lichtschein. In einer Ecke des Kellers waren Säcke mit Kartoffeln gestapelt, gegenüber ließ eine vergitterte Luke einen Hauch der frischen Nachtluft ahnen.
    »Ich kann Keller nicht leiden", sagte Lennet zu Poli, »immer ist es feucht und kalt, und außerdem riecht es nicht so besonders!«
    »Stimmt", bestätigte Poli.
    »Eigentlich ist es doch egal, ob wir da oben im Warmen sitzen oder hier unten. Das Mädchen ist bewußtlos, und außerdem hat Gross doch die Schlüssel mitgenommen.«
    »Du hast schon wieder recht", nickte Poli.
    »Sollten wir nicht... Meinst du nicht, wir sollten einfach hochgehen?«  Nummer 3 lächelte sarkastisch.
    »Du hast wirklich gute Ideen, Kleiner. Eigentlich liegt nicht der geringste Grund dafür vor, daß ich mir hier eine Lungenentzündung hole. Einer allein genügt wohl, um einen abgeschlossenen Koffer zu hüten!«
    »He, ich hab aber auch keine Lust, mich zu erkälten!«
    »Stell dich nicht so an. In deinem Alter schadet so ein bißchen Feuchtigkeit noch nicht!« Der Korse lachte und entblößte dabei seine kleinen spitzen Zähne. »Bis gleich", sagte er zu Lennet,  »amüsier dich gut!« Dann stieg er die Kellertreppe hoch.
    Kaum war Lennet allein, da untersuchte er die Schlösser des Koffers. Sie waren ganz einfach; damit würde es keinerlei Probleme geben. Da er fürchtete, daß Poli zurückkommen könnte, schraubte er die Birne aus der Fassung und tauchte den Keller in völlige Dunkelheit, bevor er sich ans Werk machte.
    Zum zweitenmal in dieser Nacht zog er sein »Spielzeug" aus der Tasche und öffnete die beiden Schlösser des Koffers. Er klappte den Deckel auf, beugte sich vor und hob den verschnürten Körper hoch. Das Mädchen war verdammt schwer!  In diesem Moment bewegte sie sich, und Lennet hörte eine wunderschöne Altstimme, die ihn wütend anfauchte:  »Schweinebande! Wie könnt ihr es wagen...?«  Der Sack tobte in Lennets Armen. Der Geheimagent schloß daraus, daß Gross das Chloroform nicht richtig angewendet hatte, denn eigentlich hätte das Mädchen noch nicht aufwachen  dürfen.
    »Seien Sie still", flüsterte er. »Sie haben ja recht mit der Schweinebande, aber beleidigen Sie sie nicht so laut, denn sonst haben wir sie gleich auf dem Hals. Warten Sie, ich befreie Sie von dem Sack! Ich finde, er paßt nicht so recht zu Ihrer übrigen Garderobe, Fräulein Andronymos. Oder muß ich Frau sagen?«
    »Wer sind Sie?« fragte die Gefangene.
    »Leutnant Lennet vom französischen Geheimdienst. Ich bin zu Ihrem Schutz abkommandiert.«
    »Toll, wie Sie mich beschützt haben!«
    »Man tut, was man kann. Wenn die gnädige Frau jetzt die Freundlichkeit haben möchte, aus dem Koffer zu steigen...«
    »Fräulein!« schnitt sie ihm kurz angebunden das Wort ab. Sie wühlte sich aus dem Sack, und Lennet half ihr aus dem
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