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18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

Titel: 18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin
Autoren: Vladimir Volkoff
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genommen?«  Nummer 2 zog sein Schmollmündchen. Er beherrschte den schweren Cadillac mit einer wahren Meisterschaft, fuhr ihn schnell, sicher und zuverlässig.
    »Um ehrlich zu sein, ich weiß auch nicht so genau", antwortete er auf die Frage von Gross. »Ich habe Bellil zufällig mal irgendwo getroffen. Er hat sich für mich interessiert, als er gehört hat, daß ich Autorallyes fahre und den Segelschein für Hochseejachten habe.«  Anerkennend pfiff Lennet durch die Zähne. Ganz so  ungeschickt, wie es auf den ersten Blick den Anschein hatte, konnte der Junge also nicht sein.
    »Und dein Name?«
    »Ich heiße Sosthene Valdombreuse", stellte Nummer 2 sich vor und trat das Gaspedal voll durch. Sie hatten Paris hinter sich gelassen und waren auf der Autobahn.
    Diesmal war es Gross, der durch die Zähne pfiff.
    »Ein nobler Name, meine Güte. Darf ich den Herrn Sosthene Valdombreuse fragen, was er im alltäglichen Leben so tut?« Der brillante Autofahrer wurde rot bis zum Haaransatz.
    »Eigentlich gar nichts", murmelte er eingeschüchtert. »Ich...
    ich bin gerade zum soundsovielten Mal durchs Abitur gefallen.
    Deswegen bin ich auch hier. Nachdem ich das letzte Mal  durchgerasselt bin, habe ich Bellil getroffen, und er hatte anscheinend Verständnis dafür und hat mir Arbeit angeboten.
    Das ist alles.«
    »Jetzt sag bloß noch, daß das hier dein erstes großes Ding ist?«
    »Stimmt.«  Gross seufzte. »So ein Mist. Das bringt's doch nicht, mit Anfängern zu arbeiten!«  Allmählich ergab sich für Lennet ein immer klarer werdendes Bild. Seine »Kumpels" kannten sich also alle nicht und waren unabhängig voneinander von einem gewissen Bellil angeheuert worden. Sie hatten also auch den echten Nummer 4 nie gesehen.
    Das machte die Sache für Lennet wesentlich einfacher.
    »Chef, Bellil hat mir eigentlich ziemlich wenig über das Ding erzählt, das wir hier drehen", wandte er sich an Gross, »aber ich nehme doch an, daß Sie genauer Bescheid wissen. Wer ist denn das Mädchen, das wir da entführt haben?«
    »Keine Ahnung", gab Gross zurück. »Du hast sicher einen Plan von der Wohnung gekriegt, genau wie ich. Du hast sicher auch den Vorschuß von tausend Eiern kassiert. Wahrscheinlich weißt du auch nicht, wer dieser Bellil ist oder für wen er arbeitet. Da geht's dir wie mir. Du siehst, es gibt nicht den geringsten Unterschied zwischen uns. Ich hab eine Adresse in Honfleur, wo wir unser Päckchen abliefern sollen. Da kriegen wir wohl auch neue Informationen. Viel mehr weiß ich auch nicht!«  Lennet fragte nicht weiter. Offenbar kannte er als einziger den Namen des Opfers. Für ihn war das ein Vorteil. Ansonsten würde er die weitere Entwicklung der Dinge abwarten und dann entscheiden, was er tun sollte.
    Sosthene Valdombreuse war mit Sicherheit keine große geistige Leuchte, aber Autofahren konnte er. Es war noch tiefe Nacht, als der Cadillac vor einer kleinen Villa außerhalb von  Honfleur anhielt. Ein buntes Keramikschild, das von den Scheinwerfern des Wagens in helles Licht getaucht wurde, teilte den Ankömmlingen mit, daß das Häuschen den romantischen Namen Liebestraum trug.
    »Nummer vier, steig aus und klingle!« befahl der Boss.
    »Übrigens, Kleiner, wie heißt du eigentlich?«
    »Pichenet", rief Lennet und sprang aus dem Wagen.
    Die Nachtluft war würzig, es roch nach feuchten Wiesen und nach Meer. Lennet-Pichenet nahm die paar Stufen der Vortreppe mit einem Sprung und klingelte mit der linken Hand. Seine Rechte mußte blitzschnell reagieren können, falls Bellil persönlich öffnen würde.
    Lennet mußte eine Zeitlang warten. Endlich hörte er schlurfende Schritte im Flur, und eine heisere Stimme fragte:  »Wer ist da?«
    »Das Louvre-Kaufhaus. Wir bringen die Ware!« spöttelte Lennet.
    Die Tür ging auf und gab den Blick auf einen ziemlich alten Mann frei. Mittlerweile hatte Sosthene den Kofferraum geöffnet, und Gross und Poli waren dabei, das Bündel herauszuziehen.
    Wenige Minuten später standen alle zusammen im Wohnraum der Villa. Er war vollgestopft mit kleinen Tischchen im Biedermeierstil und Sesseln mit langen Fransen. Und alles war voller Muscheln: die Aschenbecher waren Muscheln, Muscheln verzierten Bilderrahmen und Lampenfüße. Graziella  Andronymos war immer noch bewußtlos und lag in dem Jutesack auf dem Parkett mitten im Wohnzimmer. »Na, Opi, haben Sie nichts für mich?« sprach Gross den Alten an.
    »Doch, ich habe hier einen Umschlag. Bitte.« Er zog einen Brief aus der Tasche
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