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18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

Titel: 18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin
Autoren: Vladimir Volkoff
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hinunter.
    »Ich weiß nicht, im Aufzug ist es immer so hell. Ich find's im Dunkeln besser", brummte der Boss.
    Sie hatten Glück: Das ganze Treppenhaus war leer. In der  erleuchteten Eingangshalle stellte Lennet fest, daß seine drei  »Freunde", genau wie er selbst, einen schwarzen Nylonstrumpf über das Gesicht gezogen hatten, und daß ihr Opfer in einem groben Jutesack steckte. Nummer l mußte sie gleich im Wohnzimmer da reingepackt haben.
    »Nummer 4, geh mal nachsehen, ob jemand auf der Straße ist.«  Lennet spähte durch die halbgeöffnete Tür, wartete, bis ein Mann, der seinen Hund ausführte, um die Ecke gebogen war, und machte den anderen dann ein Zeichen, daß sie hinausgehen konnten.
    Ein protziger schwarzer Cadillac wartete mit laufendem Motor und offenem Kofferraum direkt vor dem Haus. Mit zwei weiten Sprüngen überquerte der Boss den Bürgersteig, ließ seine schwere Last in den Kofferraum poltern, schlug ihn zu und setzte sich neben Nummer 2, den Fahrer des Wagens. Nummer 3 und Nummer 4 kletterten auf die Rücksitze. »Fahr los!«  kommandierte Nummer 1.
    »Und wohin?«
    »Richtung Honfleur - du weißt doch hoffentlich, wo das ist, oder?«
    »Ja klar!«
    »Na, dann gib endlich Gas! He, ihr da hinten! Wir können jetzt unsere Masken wegtun.« Er zog sich selbst den Strumpf als erster vom Kopf. Sein Gesicht war energisch, hatte viele Falten und war wettergebräunt. Auch Nummer 2 legte die Maske ab, während er mit der anderen Hand das Lenkrad festhielt. Er war blond und rosig, hatte einen unschuldigen Blick und ein Schmollmündchen wie ein verzogenes Kind.
    Nummer 3 enthüllte ein echtes Korsengesicht: schmal und sehr braun mit Augen, die tief in ihren Höhlen lagen, und einem Mund, dessen scharfgeschnittene Lippen einen sarkastischen Ausdruck hatten.
    »Na und du, Nummer 4? Brauchst du eine Extraeinladung?«  wandte der Boss sich an Lennet.

Die Drohung
    Die Air-Condition-Anlage verbreitete ihr typisches leises, aber unüberhörbares Geräusch und blies einen kühlen Luftstrom in das große Arbeitszimmer, in dem vom Vorhang über die Möbel bis zum Teppich alles schneeweiß war.
    An einem weißen, sehr breiten Schreibtisch saß der Präsident.
    Er war total schwarz.
    »Lassen Sie ihn herein", forderte er seinen Privatsekretär mit einer volltönenden Baßstimme auf, einer Stimme, die wie geschaffen war, Negro-Spirituals zu singen.
    Der Privatsekretär, ebenso schwarz wie der Präsident, verbeugte sich und verließ das Zimmer. Wenige Sekunden später trat ein Mann in den Raum, der weder schwarz noch weiß, sondern eher kupferfarben war.
    »Meine Verehrung, Herr Präsident", sagte er spöttisch.
    »Setzen Sie sich.« Der Präsident wies auf einen weißen Ledersessel. Sein Besucher setzte sich und schlug die Beine übereinander.
    »Herr Präsident", begann er, »ich bin kein Diplomat, daher kann ich mich kurz fassen. Ich möchte nur noch einmal das wiederholen, was unser Botschafter Ihnen seit einem halben Jahr in der blumigen Sprache seines Berufs beizubringen versucht.
    Seitdem Ihr Land mit dem schönen Namen ,Ebenholzküste'  unabhängig geworden ist, und seitdem Sie Präsident sind, haben Sie einen immer engeren Kontakt zu Ihren früheren  Kolonialherren geknüpft. Sie bekommen Kredite von  Frankreich. Ihre Lehrer werden in Frankreich ausgebildet.
    Französische Militärberater kümmern sich um Ihre Armee. Sie exportieren nach Frankreich, Sie haben Handelsabkommen, Militär- und Kulturabkommen mit Frankreich. Natürlich ziehen Sie Ihre Vorteile daraus, aber auch für Frankreich springt  einiges dabei heraus. Frankreich kann so umfassende Märkte für die Zukunft vorbereiten, außerdem erhält es durch die Verbindung mit Ihrem Land eine strategisch höchst wichtige Position in Afrika.
    Sie wissen sehr gut, daß wir jede Verbindung mit den einstigen Kolonialherren als Hochverrat betrachten. Wir wollen endlich das ,Bereinigte Afrika' verwirklicht sehen, ein Afrika ohne Bevormundung durch die Kolonialmächte! Und wir werden es schaffen, das verspreche ich Ihnen! Auch wenn Sie und Ihresgleichen uns immer noch Schwierigkeiten machen. Es wird uns zu verdanken sein...«
    »...und Sie werden dabei sicherlich nicht leer ausgehen, nicht wahr?« unterbrach ihn der Präsident mit ironischem Lächeln. Er spielte mit einem Brieföffner aus Elfenbein und sah seinen Besucher nicht an.
    »Ja, natürlich. Ich habe Ihnen ja schon gesagt: Ich bin kein Diplomat. Warum soll ich es also nicht zugeben? Natürlich
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