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18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

Titel: 18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin
Autoren: Vladimir Volkoff
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Vorschriften des FND: Achte immer auf Gerüche, sie verraten oft viel. Aber auch das brachte Lennet nicht viel weiter, und so mußte er es anders versuchen.
    Er hatte einen Schlüsselanhänger, an dem eine kleine, aber sehr starke Taschenlampe hing. Mit dem schmalen, hellen Lichtstrahl tastete er die Wände des Raumes ab. Die Garderobe war ziemlich geräumig, rechteckig und hell gestrichen. Außer der Eingangstür gab es noch vier weitere Türen, von denen zwei weit offenstanden.
    Auf zu einem kleinen Rundgang! Kann nie schaden -  schließlich soll ich die alte Dame ja beschützen.
    Das erste Zimmer, das Lennet betrat, war ein riesengroßes Wohnzimmer. Die Einrichtung war in skandinavischem Stil gehalten, die Möbel alle aus Teakholz. An den Wänden hingen ein Tennisracket und mehrere Reproduktionen von  Impressionisten. In der linken Ecke standen ein Kassettendeck mit allen technischen Raffinessen und ein Plattenspieler nebst einer riesigen Schallplattensammlung. Rechts von Lennet brach ein bis zur Decke reichendes Regal fast unter der Last der Bücher zusammen.
    Lennet durchquerte das Zimmer. Ein weicher, heller Teppichboden dämpfte das Geräusch seiner Schritte. Langsam ließ er den Strahl seiner Taschenlampe über die Buchrücken gleiten. Die verschiedenartigsten Autoren standen dort einträchtig nebeneinander, Werke von Nobelpreisträgern neben modernen Romanen, Taschenbücher neben dicken Wälzern über Soziologie und Politik.
    Gar nichts Naturwissenschaftliches? überlegte Lennet.
    Er warf einen Blick auf die Platten. Dort herrschte das gleiche  wilde Durcheinander, Bach neben Louis Armstrong, Georges Brassens neben modernen Rockgruppen...
    An der Fensterseite des Raumes stand ein Schreibtisch, auf dem ein Haufen loser Blätter lag. Lennet begann zu lesen:  »Schon Pascal hat gesagt, daß die Beweggründe des Herzens dem Verstand oft fremd sind. Mit dieser Haltung kann man auch diejenige von Bernanos vergleichen, die...«  Lennet runzelte die Stirn. Er öffnete die Schubfächer des Schreibtisches. Bücher über Literaturgeschichte fielen ihm entgegen, kommentierte Ausgaben der großen Klassiker und Ordner, die handbeschriebene Blätter zu Vorlesungen enthielten.
    Also entweder ist diese Andronymos Studentin oder  Professorin, dachte Lennet. Wobei zu bedenken ist, daß Studentinnen im allgemeinen nicht über die Mittel verfügen, sich eine solche Bude zu mieten. Ergo: Gra-Gra ist Professorin.
    Vielleicht hat sie einen Lehrstuhl an der Sorbonne oder sogar am College de France. als altes Fräulein mit mißtrauischem Blick vor.
    Er tastete sich zum Schlafzimmer weiter. Auch dieser Raum war hell gestrichen, wirkte aber ziemlich kühl und unpersönlich.
    Nicht ein einziges Foto auf dem Nachttisch, keine Andenken, kein schönes altes, vielleicht geerbtes Möbelstück. Neben dem Bett auf dem Nachttisch standen ein teures Radio und ein schneeweißes Telefon. Neben dem Apparat lag ein  Adreßbüchlein. Lennet nahm es und blätterte es durch. Die meisten Namen sagten ihm gar nichts, aber einen kannte er sehr gut: den des Premierministers. Bei seinem Namen war seine private Telefonnummer eingetragen.
    Vorsichtig legte der junge Geheimagent das Büchlein wieder an seinen Platz zurück. Er ärgerte sich.
    »Wenn diese dämliche Andropathos eine Politikerin oder so was ist", motzte er leise vor sich hin, »dann soll sich gefälligst die Polizei hier die Nächte um die Ohren schlagen. Was sollen  denn wir vom Militär hier?«  Trotzdem forschte er weiter. Er ging zum Wandschrank und öffnete die Tür. Was er dort sah, verschlug ihm fast die Sprache.
    Der Wandschrank war beinahe so groß wie ein kleines Zimmer.
    Und er hing voller Kleider, eines hübscher als das andere und so viele, daß kaum noch Platz war! Alle Farben des Regenbogens waren da vertreten, von Kirschrot über Sonnengelb bis Königsblau - wirklich alles. Da hingen sportliche Kostüme, elegante Cocktailkleider, eine wahre Modenschau. Drei große Abendkleider entdeckte Lennet, eines davon ein Traum aus weißem Taft mit einer meterlangen Schleppe. Außerdem mehrere schicke Lederkluften, unzählige Blusen und ebenso viele Seidentücher und bestimmt dreißig Paar Schuhe.
    Lennet begann an seiner Vermutung zu zweifeln. Diese Andrographos war doch bestimmt keine Professorin, oder? Er pfiff leise durch die Zähne, als er einen ziemlich engen Ledermini mit Schlitz genauer betrachtete. Neugierig forschte er nach dem Etikett in einem der Kostüme. Christian Dior
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