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1785 - Mandragoros Angriff

1785 - Mandragoros Angriff

Titel: 1785 - Mandragoros Angriff
Autoren: Jason Dark
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nicht. Sie wollte nur zu ihrem Mann und fiel neben ihm auf die Knie. Sie packte ihn, sie presste ihn an sich und schrie immer: »Ich lasse dich nicht los! Du gehst mir nicht fort. Du gehörst zu mir! Wir beide gehören zusammen!«
    Das alles hatte ich mehr am Rande mitbekommen. Ich stand noch immer dem Zerstörer gegenüber, der jetzt so gut wie kein Gesicht mehr hatte. Ich hatte ihn schwer getroffen. Er schaffte es nicht mehr, auf den Beinen zu bleiben, er wurde immer unsicherer, und er schwankte, mal nach vorn, dann wieder nach hinten, und dann sackte er vor mir zusammen.
    Seinen richtigen Körper hatte ich noch nie gesehen. Das war auch jetzt der Fall. Er blieb hinter dem blauen Stoff oder der Rinde, was immer es auch war, verborgen. Aber die Geräusche dahinter, die bekam ich gut mit. Sie entstanden, wenn Holz gebrochen wurde. Äste und Zweige. Und so passte diese Gestalt auch irgendwie zu Mandragoro, der sich viel im Wald aufhielt.
    Erst als der Zerstörer vor meinen Füßen lag und sich praktisch auf dem Boden ausbreitete, dachte ich wieder an den mächtigen Umwelt-Dämon. Ich glaubte nicht, dass er die Niederlage seines Helfers so einfach hinnehmen würde. Deshalb musste ich darauf gefasst sein, dass er sich plötzlich mit mir beschäftigte.
    Ich hatte mich nicht geirrt. Er war zu sehen, und nun erlebte ich ein Phänomen. Er kroch über den Boden hinweg, er breitete sich aus, aber es war kein Körper, der seinen Weg fand. Es waren Äste. Auch Zweige. Ein regelrechtes Geflecht, das auf mich zukam und von dem ich nicht wusste, ob es nun echt war und sich auf der Erde bewegte oder dicht darunter.
    Er trat meist so auf. Oder fast immer. Ich erinnerte mich daran, dass er mich bereits mit seinen zahlreichen Zweigen und Ästen gepackt hatte. Sie waren flexibel, sie erinnerten an Schlangen. Und ich beobachtete sehr genau den Boden.
    Ja, da schoben sie sich heran. Es war nicht zu hören, aber ich sah auch, dass der Untergrund Wellen schlug, und rechnete nun damit, dass die andere Seite zuschlagen würde.
    Das tat sie nicht.
    Aber ich hörte eine Stimme. Es war Mandragoro, der sich in meinem Kopf meldete.
    »Normalerweise hätte ich jetzt versucht, dich zu töten, denn du hast jemanden aus meinem Umfeld vernichtet. Aber ich lasse dich am Leben und zwar aus reinem Eigennutz, denn ich weiß, dass du noch einiges an Problemen zu lösen bekommst. Und davon kann ich vielleicht auch profitieren. Aber denk immer daran, dass du dich vor mir hüten solltest. Auch ich könnte mal meine Großzügigkeit vergessen.«
    Er hatte das gesagt, was er loswerden musste. Das Spiel des Geästs auf dem Boden verschwand von einer Sekunde zur anderen. Zurück blieben nur die Äste des Zerstörers, die ich mir gar nicht anschauen wollte, denn die Menschen waren wichtiger.
    Ich drehte mich um und schaute auf die beiden Holtings. Sie waren nicht mehr zu zweit, sondern zu dritt, denn ihr Sohn war auch noch dabei.
    Und dann hörte ich sie weinen. Schweiß bildete sich auf meinen Handflächen, aber ich ging weiter und blieb vor der Familie stehen.
    Es war Lena Holting, die zu mir hoch schaute und mit kaum zu verstehender Stimme sagte: »Skip atmet nicht mehr …«
    Da musste auch ich schlucken. Ich blieb stumm, obwohl ich am liebsten meinen Frust hinausgeschrien hätte. Das tat ich nicht, aber ich war wieder daran erinnert worden, dass einer wie Mandragoro letztendlich ein Dämon war. Er kannte kein Mitleid, keine Gnade. Das hatte er in diesem Fall wieder mal bewiesen.
    Ihm war der Zerstörer genommen worden. Er aber hatte sich als Ausgleich einen Menschen geholt, und da hörte bei mir das Verständnis auf und ebenfalls bei Suko, der sich von seinem Niederschlag erholt hatte und bei uns eintraf.
    Welche Lehren die Menschen aus den Vorfällen hier zogen, das wusste ich nicht. Ich konnte nur hoffen, dass die Natur nicht mehr weiter aus dem Gleichgewicht geriet, aber das war wohl eine Hoffnung, die nicht eintreten würde …
    ENDE
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