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1779 - Tréogen

Titel: 1779 - Tréogen
Autoren: Unbekannt
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konnten wir versuchen, uns mit den Operas zu verbünden. Vielleicht, vielleicht, vielleicht ...
    Ein Dutzend Gedanken gingen mir durch den Kopf, während wir die letzten Sekunden zu zählen begannen.
    Und dann war er da!
     
    *
     
    Tréogen kam so, wie wir es eigentlich hätten erwarten müssen - unberechenbar, überraschend und ganz anders, als wir es uns ausgemalt hätten.
    Er tauchte keinesfalls bei Icho Tolot im Zentrum der Senke auf, um den Haluter anzugreifen und in unser konzentriertes Thermofeuer zu laufen. Er hatte uns beobachtet, wie auch immer, und er hatte die richtigen Schlüsse gezogen. Er war raffiniert, kaltblütig und brutal, und er tat das, was wir ihm regelrecht anboten.
    Es war eine Minute vor Ablauf der On-Phase. Jemand zählte laut die Sekunden; ein verzweifelter Countdown der Panik.
    Das Phantom erschien im Rücken der drei Kartanin, die von Dao-Lin-H'ay aus der Senke auf den Schuttwall zurückbefohlen worden waren. Wir hörten den Schrei, als die erste von ihnen starb, und fuhren herum.
    Tolot stürmte heran. Für zwei, drei Sekunden sahen wir Tréogen zum erstenmal in seiner ganzen Gestalt. Drei Sekunden lang stand er hinter dem grausam deformierten Leib der Kartanin, die er aus fünf Metern Entfernung umgebracht hatte - wie, das hatte niemand von uns gesehen, und wir würden es auch nie erfahren.
    „Oh, mein Gott", flüsterte eine Frau aus der Gruppe GRIBBON.
    Ich selbst war unfähig zu sprechen. Ich konnte nicht einmal atmen. Das Grauen zog mir die Kehle zu wie eine stählerne Schlinge.
    Zwanzig Meter vor mir, schräg hinter Dao und Tekener, stand in lauernder Haltung eines der monströsesten Wesen, die ich jemals gesehen hatte.
    Es war nie im Leben etwas natürlich Entstandenes. Kein Teil des schätzungsweise zweieinviertel Meter hohen Körpers schien zum anderen zu passen. Tréogen war wie aus einem Baukasten zusammengesetzt - allerdings einem Baukasten aus lebenden Gliedmaßen vieler verschiedenartiger Wesen.
    Die Gesamtgestalt ließ sich zwar immer noch als humanoid bezeichnen, doch schon der Kopf, rund und sicherlich vierzig Zentimeter durchmessend, war insektoid, schwarz und chitingepanzert, mit vereinzelt heraussprießenden Borsten und großen seitlichen, bernsteinfarbenen Facettenaugen. Der Mund wirkte dagegen klein, jedenfalls jetzt, und geschlossen, mit zwei dominierenden äußeren, zangenartigen Zerkleinerungswerkzeugen.
    Dieser Kopf saß in der Momentaufnahme, die sich uns für die Dauer eines einzigen Atemzugs bot und bevor Tréogen erst wirklich zu wüten begann, auf einem kurzen Hals mit höchstens fünfzehn Zentimetern Durchmesser, sollte sich aber so wendig erweisen, daß Tréogen den Insektenschädel bequem um 180 Grad drehen konnte.
    Was darunter lag, war von einer teigfarbenen Haut überzogen, porös wie bei einem Säugetier.
    Tréogen war tatsächlich vollkommen nackt, und ich sah wulstartige Muskelstränge, die wie Beulen und Knoten unter dieser Haut hervortraten. Das galt jedenfalls für die uns zugewandte Vorderseite.
    Der Rücken hingegen war, wie ich gleich sehen sollte, von knöchernen Schildplatten bedeckt, die sich durch Körper- und Armbewegungen übereinanderschoben. Sie wirkten wie ein Exoskelett.
    Tréogens Schultern waren nur etwas mehr als dreiviertel Meter breit. Noch schmaler war seine Wespentaille, etwa halb so dick. Das knöchern wirkende Becken verbreiterte sich dann wieder und wies auch die Muskelknoten auf.
    Am unglaublichsten aber waren die Gliedmaßen.
    Der linke Arm war dünn und anderthalb Meter lang, mit einer rötlichen Kruste gepanzert, die mich unweigerlich an einen ins kochende Wasser geworfenen Hummer denken ließ.
    Zu diesem Vergleich paßten auch die beiden Gelenke und die dicke, zwanzig Zentimeter lange Krebsschere anstelle einer Hand.
    Der rechte Arm hätte dagegen glatt von einem Hamamesch stammen können: ebenfalls anderthalb Meter lang und dünn, in vier kräftig wirkenden Fingern endend.
    Beide Beine ragten auf Kugelgelenken seitlich aus dem Becken. Im Gegensatz zu den Armen waren sie gleichartig: dünn und wie aus mumifizierten Muskel- und Sehnensträngen bestehend. Die Knie traten als ebenfalls kugelförmige Gelenke klar hervor, die Füße waren lang, schmal und sehnig, mit vier knöchern wirkenden Zehen.
    Dies war Tréogen, Dies war das, was wir in diesem kurzen Moment von ihm sahen. Denn dann wurde er wieder zum Schemen, zum Phantom; zum Tänzer des Todes, der eine andere der drei wagemutigen und ihm am nächsten gewesenen
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