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1779 - Tréogen

Titel: 1779 - Tréogen
Autoren: Unbekannt
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das aus der Ferne töten konnte und beliebig seine Position wechselte, keine Chance hatten. Falls Tréogen uns jetzt angriff, war es fraglich, wie viele von uns sich bis zum Ende der Phase retten konnten - falls überhaupt jemand es schaffte. Selbst Icho Tolot hatte einem solchen wirbelnden Schatten nichts entgegenzusetzen. Er konnte mit der ganzen Wucht seines Körpers angreifen, konnte seinen Metabolismus verändern und hart wie Stahl werden, aber seine ganze unbändige Kraft hatte kein Ziel.
    Und Strahlschüsse? Tolots überschwere Kombiwaffe?
    „Er ist weg", hörte ich Tekener sagen. „Entweder kann er sich auch noch unsichtbar machen, oder dieser Tréogen ist tatsächlich verschwunden."
    „Ich kann nichts orten", kam es von dem Haluter.
    Was auch? Es war wieder nur eine Ahnung, eine durch nichts begründete Vermutung, aber ich konnte mir nicht vorstellen, daß ein Wesen wie Tréogen technische Hilfsmittel benötigte, vielleicht nicht einmal Kleidung.
    Nur solche hätte man eventuell orten können. Die parapsychischen Fähigkeiten, mit denen das Etwas ausgestattet zu sein schien, waren für Tolot nicht meßbar.
    „Er muß über Mutantenfähigkeiten verfügen", sprach Bully das aus, woran ich gerade dachte. „Er ist entweder wegteleportiert oder durch die Materie des Bodens gegangen, einfach hineingesickert."
    „Er ist in der Nähe", knurrte Tekener. „Ich spüre es. Er hat uns ganz bestimmt gesehen und beobachtet uns jetzt. Er will uns einschätzen können."
    „So gut kennst du ihn schon?" fragte Dao. Es sollte wohl spöttisch klingen, doch in ihrer Stimme dominierte die Furcht.
    „Er ist ein Kämpfer", antwortete er, „ein Jäger. Manche Verhaltensweisen sind universell. Was immer er vorhat, wer immer er ist - er weiß, daß er uns seine Befreiung zu verdanken hat, und will jetzt wissen, was er mit uns anfängt."
    Für einen Moment herrschte Stille. Wir blieben am Rand der Senke und warteten. Ich fragte mich, wer er sein mochte. Ein Wesen, das wie wir von den Hamamesch geködert und über Imprints hierhergeschafft worden war? Dagegen sprach die lange Zeit seiner Gefangenschaft. Eine Geheimwaffe Gomasch Endreddes? Auch das war unwahrscheinlich, denn warum hätten dann die Opera-Roboter gegen ihn kämpfen sollen?
    „Achtzehn Minuten", hörte ich eine Stimme flüstern. „Noch achtzehn Minuten! Ihr Götter, laßt sie schnell zu Ende gehen ..."
    Das würden sie nicht.
    Wenn eines sicher war, dann dies: daß es die längsten achtzehn Minuten unseres Lebens werden würden ...
     
    *
     
    Die Stille war unheimlich. Wir lagen flach am Rand der Senke, einige halb in den Metallschutt eingegraben, als ob diese lächerliche Deckung etwas nutzte. Kaum jemand sprach. Das geringste Geräusch - wenn ein Stück Metall polterte, wenn sich jemand knirschend bewegte - ließ uns zusammenfahren.
    Voller quälender Ungewißheit zählten wir die Minuten und warteten auf Tréogen. Und mit jeder, die verging, machte sich ein wenig mehr Hoffnung breit, daß wir uns vielleicht irrten und das Phantom längst aus der Unterwelt Pattridos verschwunden war, vielleicht sogar vom Planeten.
    Zehn.
    „Ich gehe in die Senke", verkündete Icho Tolot. „Vielleicht finde ich dort etwas, wo die Tiefkühlblase im Schutt gelegen hat."
    Er war schon unterwegs, den Strahler in der Hand. Es hatte keinen Sinn, ihn aufhalten zu wollen. Drei Kartanin schlössen sich ihm an.
    „Liegenbleiben!", sagte ich scharf, als auch einige Mitglieder von Rutans Truppe folgen wollten.
    „Jeder wird paralysiert, der die Deckung verläßt. Dao, die drei Kartanin müssen zurück, auf der Stelle. Sollte Tréogen auftauchen und Tolot angreifen, feuern wir konzentriert auf ihn. Das geht natürlich nur, wenn wir keine eigenen Leute gefährden."
    Die verdammten Narren!
    Dao-Lin-H'ay zischte einen Befehl, und ihre Artgenossen gehorchten widerwillig.
    Acht.
    Icho Tolot stand jetzt mitten in der Senke. Er stellte Messungen an, erhielt jedoch offenbar kein Ergebnis. Jemand betete leise. Die Spannung stieg weiter, obwohl auch die nächsten sechs Minuten vergingen, ohne daß Tréogen kam. Die Situation war nicht nur unheimlich, sondern grotesk. Tolot stand dort unten wie ein lebender Köder für das Phantom.
    Er will genau das sein, stellte der Extrasinn fest. Er weiß ganz genau, daß er nichts finden wird.
    Ich fluchte.
    Noch zwei Minuten!
    Wir könnten Glück haben, und beim nächstenmal würden wir gewarnt sein und uns entsprechend vorbereiten können. Vielleicht
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