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1779 - Tréogen

Titel: 1779 - Tréogen
Autoren: Unbekannt
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aufzeigte.
    Tolot konnte mich nicht täuschen. Während er den Ungeduldigen diese Beruhigungspillen hinwarf, arbeitete die andere Hälfte seines Verstandes konzentriert daran, wie wir Zugriff auf Level zehn und die dortige Anlage erhalten konnten.
    Und vielleicht auf Tréogen.
    Icho Tolot hatte sich schon zu sehr selbst verraten, um sein Interesse an diesem Phantom nachträglich herunterspielen zu können. Das wußte er auch, denn er versuchte es erst gar nicht.
    Als er mit den unergiebigen und daher langweiligen Aufzählungen aller möglichen, uns aber schon bekannten Daten fertig war, stellte er dem Erzähler ganz offen, für alle mithörbar, die von mir schon erwartete Frage - jetzt nur noch ganze zwei Minuten vor Ablauf der On-Phase.
    Er sprach sie laut aus, während er sie über die andere, momentan nur ihm verfügbare und absolut stille Verbindung an den Erzähler direkt richtete: „Was ist Tréogen?" fragte Tolot. „Warum darf er nicht berührt werden? Wo ist Tréogen, Erzähler?
    Sag mir, wo wir ihn finden können!"
    Sag es mir!
    Da war es wieder, diesmal deutlicher als je zuvor.
    Icho Tolot hatte Tréogen für sich in Beschlag genommen. Vielleicht trieb ihn die Neugier des halutischen Abenteurers und Wissenschaftlers. Vielleicht glaubte er, daß er am besten dazu geeignet sei, einem unbekannten Etwas gegenüberzutreten, besser als wir mit unseren vergleichsweise zerbrechlichen Körpern.
    Wir erfuhren es in dieser On-Phase nicht mehr. Eine Minute schien der Erzähler oder vielmehr alles, was an positronischen Elementen zwischen Tolot, dem DACHHAT und den angekoppelten peripheren Anlagen von Zimbag lag, dazu zu brauchen, um die Frage zu verdauen.
    Dann erfolgte eine Reihe von Lauten und Veränderungen der Lichtaura und des Summens um den DACHHAT herum, die mich bereits ahnen ließen, was geschehen war, bevor Icho Tolot sich resignierend zu uns umwandte und mit fast menschlichem Achselzucken bekanntgab: „Kurzschluß. Der Erzähler von Zimbag erzählt so bald nichts mehr."
    Ich sah mich um. Noch wenige Sekunden bis zur Off-Phase.
    „Wir treffen uns alle auf Pattrido wieder!" konnte ich gerade noch rufen. „Wir versuchen, dort die Hauptanlage zu finden und das Modul an sie anzuschließen!"
    Ich war nicht sicher, ob die anderen es noch hörten. Denn im - subjektiv! - nächsten Moment fand ich mich in meiner Zelle auf Schingo wieder.
     
    3.
     
    Off Es war bereits fast schon Routine. Die Oszillation war für uns zu dem Rhythmus geworden, der einen wesentlichen Teil unserer Aktivitäten bestimmte. So dramatisch wie früher war das Warten auf die Phasenspringer längst nicht mehr.
    Wir vergaßen nicht mehr aus Sorge um sie alles andere, denn sie kamen mit der Sicherheit eines Naturereignisses zurück. Was uns jetzt noch einigermaßen in Atem hielt, war natürlich stets die Neugier; die Hoffnung auf Erfolg in Endreddes Bezirk. Aber um ehrlich zu sein - nach jeder Phase machte sich mehr und mehr eine gewisse Resignation breit.
    Dabei bestand gerade jetzt wieder Grund zur Zuversicht, denn gleich würden wir erfahren, was unsere Freunde mit dem aus Queeneroch geholten Modul am DACHHAT erreichen konnten.
    Auf die Minute genau materialisierten sie wieder in ihren Räumen, an ihren jeweiligen Plätzen.
    Ich konnte die Männer und Frauen verstehen, die Probleme mit ihrer Geduld und der Motivation für ihr Ausharren hatten. Als Bully zum erstenmal verschwand, war es Anfang September gewesen.
    Atlans und Tekeners Oszillieren hatte sogar schon Mitte August begonnen - also vor fast drei Monaten! Und seitdem wurden unsere Nerven den verschiedensten Wechselbädern ausgesetzt. Auf jeden Erfolg folgte ein Rückschlag, jedenfalls wollte es beinahe so scheinen. Die ehemals imprintsüchtigen Galaktiker gehen im abgeschotteten Zentrumsbereich einem Ungewissen Schicksal entgegen, und wir können nicht helfen. Wir sind nicht inaktiv und haben die vierzig freiwilligen Phasenspringer zur Unterstützung geschickt, dazu nun noch Icho Tolot und die Origaner. Wir haben das Modul aus Queeneroch geholt.
    Aber wir alle, bis auf die Springer, sind eben draußen und die Galaktiker und alle Geheimnisse dieser unseligen Sterneninsel dort drinnen! In Endreddes Bezirk!
    Wir müssen eine Möglichkeit finden, dort hineinzukommen. Und vielleicht bringen die Phasenspringer diesmal die Nachricht mit, auf die wir warten und hoffen: daß sie endlich eine Chance sehen, von innen die Barrieren zu zerstören und sämtliche Tore zu öffnen.
    Mila Vandemar
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