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1767 - Teufelsmädchen

1767 - Teufelsmädchen

Titel: 1767 - Teufelsmädchen
Autoren: Jason Dark
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gefiel.
    Gina wechselte das Thema. »Wo bin ich eigentlich hier?«
    »Bitte, was soll das?« Die Schwester schüttelte den Kopf. »Im Krankenhaus natürlich.«
    »Das weiß ich selbst, aber ich weiß nicht, wo das Krankenhaus steht. Verstehst du?«
    »Klar.«
    »Und wo ist es?«
    »Wir sind hier nicht in London.«
    Die Aussage schockte Gina so stark, dass sie erst mal die Sprache verlor. Sie schloss die Augen. Eine Stimme schrie in ihrem Innern etwas, aber sie wusste auch, dass sie der Wahrheit ins Auge sehen musste.
    »Nicht in London?«
    »So ist es.«
    »Und wo?«
    »Westlich davon. Windsor ist nicht weit entfernt. Du könntest fast einen Stein hinwerfen.« Sie nickte Gina zu. »Bist du jetzt zufrieden mit meiner Antwort?«
    »Muss ich ja«, erwiderte Gina tonlos. »Muss ich ja...«
    Die Schwester hob die Schultern und entfernte sich. Sie war sehr schnell durch die Tür und sorgte bei Gina für ein intensives Nachdenken. Sie wusste jetzt Bescheid, wo man sie hingeschafft hatte. Geahnt hatte sie schon etwas, nun war ihr die Wahrheit gesagt worden, und plötzlich wurde es ihr klar, als sie daran dachte. Außerdem hatte sie den Eindruck, dass es um sie herum noch stiller geworden war, zugleich auch unheimlicher.
    Das war ihre Zeit. Jetzt hätte Lilo kommen müssen. Gina dachte nur noch an sie. Sie lag auch nicht mehr im Bett, sondern hatte sich in eine sitzende Haltung aufgerichtet. So hatte sie besser die Tür im Blick, und es war auch kein Problem, zum Fenster zu schauen.
    Den Umriss sah sie. Es war auch nicht völlig dunkel im Raum, denn es brannte ein Notlicht. Eine kleine kugelförmige Lampe an der Wand und nicht besonders hoch über dem Boden. Sie gab ihren fahlen Schein ab, der ausreichte, um normal durch das Zimmer gehen zu können.
    Lilo war nie durch das Fenster gekommen, obwohl sie es hätte tun können, wie sie immer wieder gesagt hatte. Sie war eben etwas Besonderes, was niemand bestreiten konnte, denn die Tattoos auf ihrer Haut und auch die rote Färbung der Haare passten nicht zu jeder.
    Sie betrat das Krankenhaus, wann sie wollte. Sie verließ es auch, ohne dass sie aufgehalten wurde, und das war für Gina schon etwas Ungewöhnliches. Aber auch ein Zeichen dafür, dass sie eben mehr war als ein normaler Mensch.
    Mitternacht war vorbei. Das hatte Gina auf ihrer Uhr gesehen. Jetzt konnte sie die Minuten zählen, bis ihre Freundin kam.
    Ihr Herz schlug schneller. Auf ihrer Haut lag plötzlich kalter Schweiß. Es ärgerte Gina, dass es so war, aber sie konnte nichts daran ändern.
    Sie starrte zur Tür, blieb aber weiterhin im Bett sitzen. Sie beobachtete die Tür im schwachen Lichtschein der Notbeleuchtung und lauerte darauf, dass sie sich endlich öffnete.
    Wieder tat sich nichts.
    Die Zeit kroch dahin.
    Ihr Herz schlug, und sie glaubte, jeden Schlag überdeutlich zu hören. Es war wie immer. Nein, sie musste sich verbessern, es war nicht wie immer. Sie empfand alles härter und intensiver. So konnte sie den Eindruck bekommen, dass vor ihr eine besondere Nacht lag.
    Die Tür ließ sie nicht aus dem Blick – und zuckte leicht zusammen, als sie entdeckte, dass sie sich bewegte. Es war zunächst nur ein kurzes Zittern, dann hörte sie dieses leise Schleifgeräusch, und genau da schob sich die Gestalt in das Zimmer.
    Ja, es war Lilo!
    ***
    Gina hielt den Atem an. Sie wusste auch nicht, warum sie das tat, es war nun mal so. Sie wurde von der Spannung und von der Erwartungshaltung diktiert. Sie hatte das Gefühl, dass diese Nacht etwas Besonderes werden würde.
    Lilo schloss die Tür.
    Jetzt war alles gut. Jetzt konnten sie allein bleiben und es treiben. Lautlos wie ein Schatten glitt Lilo auf das Bett zu. Sie passierte dabei den Lichtschein, und für einen winzigen Moment war sie besser zu sehen. Das rot gefärbte Haar wuchs auf ihrem Kopf wie eine wirbelige Flut. Dagegen war das Gesicht bleich. Und wie immer trug sie ihre besondere Kleidung. Es war der schwarze enge Mantel, der jetzt noch zugeknöpft war. Wenn sie ihn öffnete, dann war oft genug nicht viel Kleidung zu sehen, das wusste Gina aus Erfahrung.
    Lilo schob sich näher. In ihrem Gesicht zuckte es. Es konnte ein Lächeln sein, denn auch sie freute sich auf die Begegnung.
    Alles war für Gina anders geworden. Und das hing einzig und allein mit dem Erscheinen dieser Lilo zusammen, die so wahnsinnig präsent war.
    Sie schlich weiter vor. Sie sah das Bett und blieb erst stehen, als sie es erreicht hatte und sogar mit den Knien dagegen stoßen
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