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1761 - Konfrontation auf Connox

Titel: 1761 - Konfrontation auf Connox
Autoren: Unbekannt
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man jedes Wort verstehen, sogar ein Flüstern wurde überall hingetragen. Die Wölbung der Kuppel wirkte von innen erheblich gekrümmter und höher als von außen, und es war darunter auch einige Grade kühler als im Freien. Wenn man hinaufsah zum Zenit der Kuppel, konnte man ein leises Flimmern und Glitzern wahrnehmen, und ich ahnte, daß dieser Anblick bei Nacht an einen Sternenhimmel erinnern würde.
    „Du siehst aus, als würdest du dich an etwas erinnern", bemerkte Ronald Tekener leise.
    Ich schüttelte heftig den Kopf.
    „Ich erinnere mich an gar nichts mehr", widersprach ich. „Jedenfalls nicht offiziell. Bei der geringsten entsprechenden Bemerkung von mir kommt sofort einer dieser hauptberuflichen Biographen von mir hergerannt und will eine ausführliche Geschichte hören: Atlan und Ghandi, Atlan und Richard Löwenherz, Atlan und Messalina und alles hübsch durchsetzt mit blutrünstigen und erotischen Details. Besten Dank, es reicht."
    „Also gut, woran erinnert dich dies nicht?"
    „Timur", antwortete ich. „Timuri-lenk, den man auch Tamerlan nannte. An Tochtamisch, den Khan der Goldenen Horde, an Kubilais Residenz - sie alle waren Nomadenherrscher, in der Steppe groß geworden und aufgewachsen. Und selbst nachdem sie Weltreiche geerbt oder unterworfen hatten, blieben sie der Lebensweise von Nomaden treu. Sie haben einige Städte dem Erdboden gleichgemacht und andere aus dem Boden gestampft. Timur hatte beispielsweise eine bedauerliche Schwäche für Pyramiden, erbaut aus den Schädeln seiner erschlagenen Opfer, in Bagdad waren es 80.000. Aber wann immer es möglich war, lebten sie in Zelten, in der Steppe, unter der Weite des Himmels. Und dieser Bau - er wirkt auf mich wie ein solches Zelt. In der Mitte ein prasselndes Feuer mit Hammel am Spieß, dazu Musik, Tänze und Kumys ..."
    „Musik kenne ich, Tänze auch, aber ... Wie heißt das Zeug?"
    „Kumys", klärte ich ihn auf. „Vergorene und daher alkoholhaltige Stutenmilch..."
    „Brrr ...", machte Ronald Tekener, der in seiner früheren Karriere als Kosmo-Kriminalist einige Hektoliter des übelsten Rachenputzers der Galaxis hatte schlucken müssen - alles im Rahmen seiner Rolle, natürlich. „Und das kann man trinken?"
    Ich antwortete nicht und versuchte statt dessen, die Atmosphäre dieses Ortes in mich aufzunehmen. Die Halle atmete Frieden und Ruhe; wenn man sie betrat, verspürte man Gelassenheit und Zuversicht. Genau das richtige, schien mir, für einen Hohen Rat oder eine andere ehrwürdige Versammlung. Es fragte sich nur, ob sich auch die Crypers von Queeneroch in dieser Weise von dieser Stätte berühren ließen.
    „Ich hätte die Erbauer dieser beachtlichen Kuppel gern kennengelernt", sagte ich leise.
    „Hast du eine Ahnung, wozu dieses Ding dienen mag?"
    Tekener deutete auf ein Gebilde, das am Rand der Kuppel lag. Ich erkannte eine Reihe miteinander verbundener Stangen aus Metall, die zusammengelegt worden waren.
    „Keine Ahnung. Vielleicht ein besonderer Sessel oder so etwas, eine Tribüne. Wir werden es erfahren ..."
    Daß ich Tekener anschließend einen längeren Vortrag über Tochtamisch und die Timuriden hielt, von da zu den Mogulkaisern wechselte und den Dynastien der Radjputen, hatte nichts mit Belehrung zu tun. Vielmehr nutzten wir das Frageund-Antwort-Spiel samt Stopps, Malereien am Boden und zahlreichen Gesten dazu, einige freundliche Mitbringsel zu hinterlassen: Optiken und Mikrophone, mit denen wir die Versammlung der Crypers zu belauschen gedachten.
    „Sehnst du dich manchmal in diese Vergangenheit zurück?" wollte Tekener schließlich wissen.
    Ich grinste freudlos und dachte an die Narben auf meiner Bauchdecke, die ich in jenen Zeitaltern davongetragen hatte.
    „Nur nach den Zahnärzten dieser Epochen", verriet ich dem Smiler. „An den Humor dieser Leuteschinder und Knochenbrecher reicht nichts heran, was ich jemals an anderen Orten und Zeiten erlebt habe ..."
    Lachend und guter Laune verließen wir die Halle; dieser Teil der Arbeit war getan.
    Als wir ins Freie traten, fiel mir die tiefer stehende Sonne auf.
    „Wann werden die Crypers zum ersten Mal zusammentreffen?" fragte Ronald Tekener.
    Ich wiegte den Kopf.
    „Vielleicht noch an diesem Abend", vermutete ich. „Aber es werden wohl keine offiziellen Zusammenkünfte der Anführer sein. Die Halle wird erst später benutzt werden."
    „Dann sollten wir uns ein wenig in El-Eidan umsehen!" schlug Tekener vor.
    Wir setzten unseren Spaziergang durch die Oase fort;
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