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1754 - Phantome auf Schimos

Titel: 1754 - Phantome auf Schimos
Autoren: Unbekannt
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sinnlos."
    „Hat dich das dein vielzitierter Lehrmeister Kryomon gelehrt?"
    „Ja."
    Einige Zeit verstummte das Gespräch. Der Fürst schien über etwas nachzugrübeln, und Kamhele wartete geduldig.
    Schließlich verlagerte Jeschdean seine gewaltigen Fettmassen von einer Seite auf die andere und stieß dabei einen lang anhaltenden Seufzer aus, bis er die richtige Lage erreicht hatte.
    „Ist es nicht bald Mittagszeit?" fragte er. „Ich habe schrecklichen Hunger, Ebbiddim hat mich heute in aller Frühe überfallen, und ich hatte noch keine Möglichkeit, etwas zu mir zu nehmen."
    „In zwei Tix wird der Küchenmeister dich zu Tisch bitten", sagte Kamhele. „Bis dahin können wir noch einige Sachen besprechen und heute nachmittag fortfahren."
    Sie hielt sich zur Mittagszeit stets in ihren eigenen, zweckmäßig eingerichteten Räumen auf, um zu meditieren oder einen kurzen Ruhetanz aufzuführen.
    Sydorrier nahmen nur einmal am Tag, kurz vor Sonnenuntergang, eine Kleinigkeit - zumeist mild zubereitete Meeresfrüchte und Algenkost - zu sich. Ihre Ruheperioden teilten sich zu einem Drittel in tiefen Schlaf, der die Grenze der Bewußtlosigkeit schon fast überschritt, und zu zwei Dritteln in sogenannte Ruhetänze auf. Bei diesen Ruhetänzen verfielen die Sydorrier in eine Art Trance, ihre Körper bewegten sich fast im Zeitlupentempo und wie schwerelos zu einer inneren Melodie.
    Kamhele benötigte nur halb so viele Ruheperioden wie die Hamamesch; sie verbrachte die übrige Zeit mit der Überwachung des Hofstaats, den Vorbereitungen für Konferenzen, dem Entwerfen von Handelsstrategien oder langen Spaziergängen.
    „Mir ist heute nicht nach Besprechungen", winkte der Fürst ab. „Können wir nicht über etwas Erfreulicheres reden?"
    „Ist das Geschäft, das Ebbiddim abwickelt, denn so unerfreulich?"
    „Nun ... es verzögert sich etwas, verstehst du? Wir werden weiterhin unter Engpässen zu leiden haben, bis alles geprüft worden ist."
    „Was muß geprüft werden?"
    Jeschdean schien zu merken, daß er sich immer mehr in Ausflüchte verstrickte und nahe daran war, alles preiszugeben.
    „Es sind von weit her Waren gekommen", sagte er schließlich unwillig. „Es ist eine für uns völlig fremde Technik, mit der wir nicht arbeiten können. Sie muß zuerst geprüft und auf unsere Verhältnisse angepaßt werden."
    „Deshalb also der Umweg über Mezzan", folgerte Kamhele und bewies damit, daß sie das Gespräch zwischen dem Fürsten und dem Kanzler sehr aufmerksam verfolgt hatte.
    „Richtig." Jeschdean stieß einen leise quakenden Ton aus, in seinem mächtigen Bauch rumorte es.
    „So, jetzt wollen wir nicht mehr darüber reden. Ebbiddim hat sich der Sache angenommen; damit können wir uns um andere, ebenso wichtige Dinge kümmern."
    „Ganz, wie es dein Wunsch ist", stimmte Kamhele zu. Ich werde schon herausbekommen, um was für ein geheimnisvolles Geschäft es sich hier handelt, dachte sie bei sich. Sie hatte bereits eine Vermutung, die eine etwa zehn Jahre zurückliegende Angelegenheit betraf - und die Ursache für den technischen Notstand auf Schimos war ...
     
    2.
     
    Schimos, Palast des Handelsfürsten Zwei Tage später begannen die unheimlichen Vorgänge.
    Fürst Jeschdean ließ Kamhele mitten in der Nacht und in aller Eile zu sich rufen. Als sie eintraf, saß er völlig aufgelöst auf seinem großen Bett in seinem prunkvollen Schlafgemach. Die Schwebeeinrichtungen an seinem Bett funktionierten seit langem nicht mehr, worüber der Fürst sich täglich aufs neue beklagte - nicht nur über den mangelnden Komfort, sondern auch über die durch sein Übergewicht hervorgerufenen Kreuzschmerzen.
    „Kamhele, endlich!" rief Jeschdean. Er erhob sich wie ein unförmiger Fleischberg aus der mit Kissen und Decken vollgestopften Liegemulde, am ganzen Leib zitternd, und versuchte, sich durch eine aufrechte Haltung mehr Würde zu verleihen.
    „Was ist geschehen, mein Fürst?" erkundigte sich die Sydorrierin. Als sie bemerkte, daß er sie irritiert ansah, bemühte sie sich um einen mitleidigen Tonfall. „Beruhige dich, ich bin ja bei dir.
    Erzähl mir bitte, was dich quält." Sie bedeutete dem ebenfalls anwesenden Kammerherrn zu gehen und setzte sich dann an Jeschdeans Seite.
    Behutsam ergriff sie seine zitternde, dicke Hand. „Ein böser Traum?"
    „Kein böser Traum", flüsterte der Fürst. Seine Gehörklappen waren weit geöffnet, sein Atem ging kurz und sehr schnell, und er hatte Mühe zu sprechen. „Ich war noch nicht
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