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1754 - Blutige Tränen

1754 - Blutige Tränen

Titel: 1754 - Blutige Tränen
Autoren: Jason Dark
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inzwischen, ob sich überhaupt noch jemand in diesem Hotel aufhielt oder ob es nicht längst verlassen war, dass die anderen Gäste unterwegs waren, um ihre Aufgaben zu erfüllen.
    Das musste nicht sein. Vielleicht hatten sie sich auf ihre Zimmer zurückgezogen und warteten auf ein bestimmtes Ereignis.
    Es war alles möglich. Ich rechnete mit jeder Überraschung, aber im Augenblick war nichts zu sehen und auch nichts zu hören, wobei ich die Tür trotzdem nicht aus den Augen ließ. Meine innere Stimme sagte mir, dass sie noch wichtig sein konnte.
    Ich blieb für einen Moment an der Tür stehen und horchte. So still war es nicht, wie ich angenommen hatte. Irgendetwas war hinter der Tür zu hören. Nur wusste ich mit dem Geräusch nichts anzufangen und musste die Tür erst aufziehen.
    Es wurde heller, aber nicht viel, denn in der Nähe gab nur eine kleine Lampe ein schwaches Licht ab. Es reichte allerdings aus, um die Person zu erkennen, die hinter einem Schreibtisch saß.
    Es war Gus Walcott!
    Im ersten Moment dachte ich, einen Toten vor mir sitzen zu haben, den man auf einem Stuhl festgebunden hatte. Ich hörte kein Atemgeräusch, keine Stimme, kein Räuspern, eigentlich nichts. Da hätte auch ein Toter hocken können.
    Es war tatsächlich Walcott. Und er machte alles andere als einen starken, guten oder fröhlichen Eindruck. Irgendwas stimmte hier nicht.
    Ich trat noch näher an den Schreibtisch heran. Erst jetzt nahm er mich wahr und hob den Kopf.
    »Kennen Sie mich noch, Mister Walcott?«
    Er schaute, er konzentrierte sich und hob die Schultern an. Demnach wusste er nicht mehr, wer ich war.
    Okay, dann eben anders. »Was hat man mit Ihnen gemacht, Walcott? Sagen Sie es mir! Sie sehen aus, als wären sie fertiggemacht worden. Wenn das zutrifft, will ich gern den Namen wissen.«
    Er hatte alles gehört. Es war nur fraglich, ob er es auch verstanden hatte. Eine Antwort erhielt ich nicht. Er schüttelte nur den Kopf und winkte ab.
    »Wer war bei Ihnen?«
    Jetzt blitzte es in seinen Augen auf. »Sie ist gekommen. Sie wollte zu mir...«
    »Und dann?«
    »Man hat sie gebracht, und ich sah ihr an, dass ich an der Reihe war. Jeder ist mal dran.«
    »Wobei dran?«
    »Um etwas abzugeben.«
    »Und was ist das?«
    Der Mund des Mannes verzerrte sich und aus seiner Kehle löste sich ein Lachen. Es verstummte schnell wieder und er sagte: »Blut, nur Blut – immer wieder Blut...«
    »Ja, ich verstehe! Als Halbvampir willst du Blut trinken. Das ist mir klar und...«
    Er röhrte mich an. »Nein...«, ein wildes Kopfschütteln, das Trommeln mit den Fäusten auf der Schreibtischplatte. »Das stimmt zwar, ist aber nicht wahr.«
    »Gut«, sagte ich. »Und was ist die Wahrheit?«
    »Sie...«
    So etwas Ähnliches hatte ich schon mal gehört. »Wen meinen Sie damit?«
    Er spie mir den Namen förmlich entgegen. »Justine Cavallo! Wen denn sonst?«
    ***
    Das war für mich eine große Überraschung. Ich hätte irgendwie auch daran denken können, war aber im Moment ziemlich von der Rolle. Die Cavallo war also da.
    »Sie war bei Ihnen?«
    »Ja.«
    »Und was hat sie genau getan?«
    Er sagte nichts. Aber er fing an zu zittern, und ich musste warten, bis es vorbei war. Mit einem Jammerlaut drehte er seinen Kopf und zeigte mir seine linke Halsseite.
    Meine Augen waren gut genug, um die beiden Stellen erkennen zu können. Dort hatten zwei Zähne Wunden hinterlassen, aus denen die Vampirin das Blut gesaugt hatte.
    »War sie es?«, fragte ich noch mal nach.
    »Ja, sie trank mein Blut.«
    Er hatte die Antwort keuchend hervorgebracht.
    »Und jetzt«, fragte ich, »was ist mit Ihnen? Spüren Sie allmählich die Verwandlung?«
    »Nein!«, flüsterte er. »Ich spüre nichts. Ich kann nichts spüren. Ich bleibe ein Halbvampir. Nur die Cavallo hat sich an meinem Blut gestärkt. Sie brauchte es. Sie trank und ist wieder verschwunden. Ich war nicht stark genug, um sie stoppen zu können.«
    »Und wo ist sie hin?«
    Meine Frage hatte ich laut genug gestellt, aber eine Antwort erhielt ich nicht. Stattdessen sah ich das Kopfschütteln des Hotelbesitzers und fragte mich, was das bedeuten sollte.
    »Wissen Sie nicht, wo sie steckt?«, fragte ich ihn. »Sie ist doch geschwächt! Oder hat sich das mittlerweile wieder geändert?«
    »Nein, das ist sie noch immer. Auch wenn sie hin und wieder Blut trinkt. Ihre alte Stärke hat sie noch nicht wieder zurück. Deshalb ist sie auch nie allein. Zwei Helfer sind immer bei ihr. Das muss auch so sein, habe ich
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