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1738 - Der alte Raunach

Titel: 1738 - Der alte Raunach
Autoren: Unbekannt
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Vatachh mit ihren rhythmischen Trommelschlägen vermocht, womit sie die Hormonschübe steuern und vermindern konnten.
    Jegliche andere Beeinflussung, ob medizinischer oder anderer Art, hatte nur dazu geführt, daß die Gish degenerierten.
    Eines hatten beide Völker allerdings gemeinsam: Niemand außer ihnen konnte erkennen, worin sich die Geschlechter unterschieden. Bei manchen .offiziellen Anlässen, bei denen auch die Frauen der beiden Völker anwesend waren, konnte weder in der Kleidung noch im Verhalten ein Unterschied festgestellt werden.
    Pi-Poul wußte aber inzwischen, daß tatsächlich nur die Männer beider Völker in den Dienst der Damurial traten, während die Frauen zu Hause die Gesellschaft bestimmten. Es herrschte dort das Matriarchat in der Form, daß die Großfamilie der Gish sich aus einer Frau und mehreren Männern bildete. Dadurch konnte der Nachwuchs sich unter optimalen Bedingungen und größtmöglicher Fürsorge entwickeln. Die Aufgaben waren zwar auf diese Weise streng geteilt, das Zusammenleben jedoch völlig gleichberechtigt. Bei den Vatachh, die bei den Gish in der Großfamilie mit lebten, jedoch ein selbständiges Leben in ihrer „Zelle" führten, wie sie es nannten, war es ähnlich.
    Von diesem harmonischen Verhältnis profitierten beide Völker, indem sie ihre Fähigkeiten ergänzten. Sie lebten in einer festen, untrennbaren Gemeinschaft, auf emotionaler Ebene stark aneinander gebunden. Die Gesellschaftsstruktur war ziemlich kompliziert; es gab eine Menge Stände, wobei der niedrigste Stand nicht unbedingt das Schlechteste bedeuten mußte.
    Die Ehre, vor allem der Familie gegenüber, stand jedoch an oberster Stelle. Wer in Schande geriet, wurde aus der Gesellschaft ausgestoßen und hatte praktisch keine Überlebenschance. Wer nicht an der Schande zerbrach, vegetierte dahin, ohne Aussicht - oder auch nur den Willen - darauf, sich je wieder von dem Makel zu befreien.
    Die besondere Ausnahme und Ehre, als Außenstehender sozusagen in die „Familie" integriert zu werden, war Pi-Poul Thean widerfahren. Durch seine Arbeit, sein Auftreten und seine Weisheit genoß er bei vielen Völkern der Damurial hohes Ansehen. Die Gish-Vatachh, die in seiner Einheit dienten, hatten ihm nicht nur den Treueid geschworen, sondern ihm zudem ihre aufrichtige Freundschaft angetragen.
    Deshalb hatten sie ihn auch auf die andere Seite begleitet; nicht weil er es ihnen befohlen hatte, sondern weil sie ihm folgen wollten. Sie glaubten an ihn.
     
    *
     
    Der Gesang der Gish-Vatachh verebbte hinter Pi-Poul, als er langsam durch die Zentrale wankte. Er fühlte sich körperlich sehr erschöpft; er hatte seit ewiger Zeit, so schien es, nicht mehr geschlafen, mehrere kleinere Verletzungen erlitten, und die Arme taten ihm vom Schleppen des Gish weh.
    Aber jetzt war nicht die Zeit, an sich zu denken. Die Zentrale war groß genug, um sie alle aufzunehmen - und ihre umfangreiche Ausrüstung.
    Von den notgelandeten Schiffen hatten viele Waffen, technische Geräte und vor allem Vorräte geborgen werden können, die ihnen ein Überleben hier drin mindestens für Wochen sichern konnten. Doch es hatten nur tausend Kämpfer den Weg hier herein geschafft, alle anderen waren von den Ayindi oder den Selbstschußanlagen der Bunker getötet worden.
    Die Zahl war trotzdem noch groß genug, um den Hauptbunker zu erobern und sich in der Zentrale zu verschanzen.
    Zunächst hatten die Ayindi keinen direkten Angriff unternommen, erst als sie merkten, daß Pi-Poul sich an den Anlagen zu schaffen machte. Sie demontierten nach und nach ihre eigenen Geräte und isolierten die Zentrale von der Außenwelt. Die Zentrale selbst griffen sie nicht an, weil sie wohl annehmen konnten, daß der Thean ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben alles in die Luft sprengen würde.
    Dennoch blieben weitere Kämpfe nicht aus; Pi-Poul mußte unter allen Umständen versuchen, die Verbindung zur Zentrale wiederherzustellen.
    Der Thean sah auf, als Dag-Rorn hereingetaumelt kam. Unwillkürlich atmete er auf, als er ihn lebend und vergleichsweise munter sah. Der junge Raunach war ihm wie ein Sohn, wie es einst Vor-Toran gewesen war, heute sein vertrautester Freund. Mit solchen Freunden um sich hatte Pi-Poul niemals bedauern müssen, keine eigene Familie gründen zu können.
    Als Thean war ihm dies verboten. Ein Thean mußte absolut unparteiisch, unbeeinflußt und unangreifbar sein.
    Einsam, hatte sein Vetter Rir-Kuum gesagt, damals in der Schule der Theans, kurz bevor
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