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1738 - Der alte Raunach

Titel: 1738 - Der alte Raunach
Autoren: Unbekannt
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den Kanten messerscharfe Bruchstücke von Maschinen zu stolpern. Sein Blick glitt ruhelos und nervös umher; von der Decke herab hingen Kabel und Maschinenteile, die sich nach und nach auflösten und herabpolterten.
    „Laß... mich liegen...", keuchte der Verwundete, der für einen Moment zu sich gekommen war.
    Es war ein Gish, um die Hälfte größer als der Raunach und mehr als doppelt so schwer, aber in dem alten Thean steckten mehr Kräfte, als man erahnen mochte.
    Zäh und eisern zerrte Pi-Poul das schwere Echsenwesen über jedes Hindernis hinweg. Er mußte nur immer wieder für ein paar Sekunden anhalten, um den beißenden Qualm aus den entzündeten Augen zu reiben und hustend nach Atem zu ringen.
    Der Gish war viel zu benommen und zu schwach, um sich gegen die Rettung zur Wehr zu setzen. Dabei sollte Pi-Poul sich längst in Sicherheit befinden, er war wichtiger als alle. Ohne ihn hatte ohnehin nichts mehr einen Sinn.
    „Wenn du nun wegen mir fällst, wird Schande über meine ganze Familie fallen, weil ich versagt habe...", sagte er.
    „Graum, wir brauchen jeden einzelnen, der lebt, selbst wenn er nur noch ein Bein und einen Arm haben sollte", stieß der Thean zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. „Also schweig, du Narr."
    „Was... was ist mit Dyuny?" fragte Graum mit einem hoch zischenden Laut, der Besorgtheit und Furcht ausdrückte, wie Pi-Poul wußte.
    „Tot", antwortete der Thean knapp.
    „Er wird nie wieder für mich trommeln", hauchte der Gish, dann verlor er erneut das Bewußtsein.
    Weit entfernt hörte Pi-Poul das rauhe Gelächter einer Ayindi und gleich darauf Dag-Rorns haßerfüllte Stimme im Funk.
    „Quidors Fluch über euch, ihr Bestien!"
    Seine weiteren Worte gingen im lauten Getöse einer erneuten Explosion unter, die dort, wo sich der Thean inzwischen befand, nur noch ein mäßiges Zittern ohne weitere Folgen auslöste.
    Dann hatte er endlich die Zentrale erreicht, die dort postierten beiden Gish-Wachen kamen sofort und nahmen ihm den verletzten Graum ab.
    Zwei Vatachh folgten ihnen mit hastigen, trippelnden Schritten und beugten sich über den Verwundeten, der allmählich wieder zu sich kam.
    Aus seinem zähnestarrenden Rachen quollen feine, schaumartige Bläschen, und er stieß gurgelnde Laute aus, bevor er sprechen konnte.
    „Dyuny trommelt nicht mehr", wisperte er zischend.
    Die großen, faltigen Ohren der Vatachh rollten sich zusammen, und sie stießen leise, klagende Laute aus.
    Dann begannen sie, dicht beieinander stehend, einen beruhigenden Trommelrhythmus. Die hinter ihnen stehenden Gish gaben begleitend dazu heisere, monotone Töne von sich; selbst der Verwundete schloß sich ihnen an.
    Pi-Poul wandte sich von dem Trauerritual ab, um sich um die nach und nach eintreffenden Kämpfer zu kümmern. Obwohl sein Volk selbst vor sehr langer Zeit das fast symbiotische Verhältnis der Gish und der Vatachh begründet und gefördert hatte, obwohl er selbst als Freund behandelt wurde und einiges über ihr Leben erfahren hatte, war ihm so manches im Verhalten dieser Wesen schlicht fremd.
     
    *
     
    Die Gish-Vatachh brachten es fertig, mitten in einer Schlacht um einen gefallenen Freund, der besondere Ehren gesammelt hatte, zu trauern. Dies war einer der wenigen Momente, da Außenstehende etwas von ihren Gefühlen und ihrer Kultur erfuhren. Zumeist zeigten sich die Gish-Vatachh sehr zurückhaltend, sie gaben kaum etwas von sich preis und wollten in der Regel keine Andersartigen in ihren Kreis aufnehmen. Sie dienten ihrem jeweiligen Befehlshaber absolut loyal und gaben ihr Leben ebenso schnell hin, wie sie andere töteten. Niemand aber wußte, was in ihnen vorging.
    Außer den Raunach selbst war heute niemandem mehr das besondere Verhältnis der Alten Krieger zu den Gish-Vatachh bekannt. Aus diesem Grund begegneten manche Raunach den Gish-Vatachh überheblich und behandelten sie fast wie Sklaven.
    Die Gish-Vatachh reagierten darauf sehr reserviert, sie verhielten sich den Raunach gegenüber geradezu ablehnend. In den Einheiten, die Raunach befehligten, gab es daher nur sehr wenige Gish-Vatachh.
    Die mächtigen, großen Echsenwesen und die kleinen, zarten, pelzigen Vatachh - eine seltsame Konstellation, die Pi-Pouls Vorfahren vor langer Zeit zusammengefügt hatten. Aber sie ergänzten sich optimal. Die Gish waren intelligent, aber durch bestimmte Hormonschübe starker, animalischer Aggression unterworfen, die sie von selbst nicht im Zaum halten konnten.
    Dies hatten erst die
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