Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1723 - Das Templer-Trauma

1723 - Das Templer-Trauma

Titel: 1723 - Das Templer-Trauma
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wollte sich nur einen schnellen Überblick verschaffen. Das hat er getan und war zufrieden. Er ist gegangen, wird aber morgen wiederkommen. Weil ich ihn zufällig kannte, hat er sich an mich gewandt, und ich habe ihm den Gefallen getan und ihm alles gezeigt, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Ja, ja, schon gut. Alles klar. Es war ja auch nur eine Frage. Will er denn hier anfangen?«
    »Keine Ahnung, das entscheidet er morgen oder übermorgen.«
    »Und wie heißt er?«
    Judith fiel kein anderer Name so schnell ein, deshalb sagte sie den echten.
    »Godwin de Salier.«
    »He.« Helgas Augen blitzten. »Welch ein Name. Der hört sich französisch an.«
    »Ist er auch. Er stammt aus dem Elsass.« Judith schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »So, und jetzt werde ich noch mal nach unserem Pater schauen. Das habe ich ihm versprochen.«
    Helga winkte ab. »Er ist auch so ein Fall.«
    »Was meinst du?«
    »Der gehört eigentlich nicht hierher. Ich glaube nämlich nicht, dass er psychisch krank ist.«
    »Ja, danach sieht es mir auch aus.«
    Helga zeigte ein schiefes Grinsen und strich durch ihre bleichen Haare. »Wahrscheinlich wollen sie ihn im Kloster nicht mehr.«
    »Das ist auch möglich. Okay, ich gehe dann mal zu ihm. Er freut sich immer, wenn jemand mit ihm redet.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst.«
    Judith schenkte der Kollegin ein knappes Lächeln und verließ das Zimmer. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete sie erst mal tief durch. Dabei hatte sie gedacht, mit ihrem Begleiter nicht gesehen worden zu sein.
    Egal, sie hatte eine gute Ausrede gefunden, aber glücklich fühlte sie sich nicht. Sie hatte noch einen Besuch vor sich und wusste nicht, wie dieser ablaufen würde. Würde de Salier das Gleiche erleben wie sie? Oder war alles umsonst gewesen?
    Vor der Tür blieb sie stehen, zupfte noch ihre Kleidung zurecht, klopfte kurz und öffnete die Tür.
    Das Licht brannte noch, was sie als beruhigend empfand. Im nächsten Moment musste sie schlucken. Das Zimmer war zwar nicht leer, aber Godwin de Salier war nicht mehr da …
    ***
    In der offenen Tür blieb die Krankenschwester stehen und musste sich gedanklich erst mal sortieren, bis sie die Stimme des Patienten hörte. »Komm ruhig näher und schließ die Tür.«
    Judith tat es rein automatisch. Ihr Herz klopfte in diesen Momenten schneller. Sie hatte auch weiche Knie bekommen und näherte sich dem Stuhl, der dicht am Bett stand.
    »Setz dich, bitte.«
    »Ja, natürlich.«
    Gerold ließ sich Zeit. Er schaute seine Besucherin an, dann lächelte er, um sie zu beruhigen.
    »Was ist denn passiert?«, flüsterte Judith.
    Gerold winkte ab. »Du musst dir keine Sorgen machen, denn du hast alles richtig gemacht.«
    »Ich – ich – hoffe. Nur sehe ich ihn nicht mehr. Hat Godwin das Zimmer hier verlassen?«
    »Sicher.«
    »Und wann ist er gegangen?«
    Der Pater überlegte. Er runzelte die Stirn und schnaufte durch die Nase. Dabei schaute er auf seine Hände. »Er hat das Zimmer verlassen, aber nicht auf eine normale Art und Weise.«
    »Sie meinen, nicht durch die Tür?«
    »So ist es …«
    Judith Bergmann sagte nichts. Sie ahnte, nein, sie wusste jetzt, dass er das Gleiche erlebt haben musste wie sie. Nur hatte es bei ihm noch eine Fortsetzung gegeben, und sie wollte sicher sein, deshalb fragte sie: »Hat er das gesehen, was auch ich gesehen habe?«
    »Ja.«
    Sie schloss für einen Moment die Augen. »Und was ist da mit ihm passiert?«
    »Genau das, was passieren musste. Er wurde zu einem Teil der Szene. Er hat sich selbst gesehen. Er ging zu sich selbst, und dann war er nicht mehr hier.«
    »Wie die anderen auch?«
    »Ja, der Tunnel der Zeiten hat sie verschluckt. Man kann darüber sagen, was man will, man kann es glauben oder nicht, aber es gibt die Zeitlöcher, und in eines davon ist der Mann geraten. Ein Trauma, ich weiß. Ein Templer-Trauma.«
    Judith saß auf ihrem Stuhl und wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Und sie war froh, sitzen zu können.
    Der Pater schaute sie an. Allerdings nicht so ernst, wie sie es an seiner Stelle getan hätte. Sogar ein Lächeln kräuselte seine Lippen, bevor er sagte: »Ich weiß, wie es in dir aussieht, meine Tochter. Aber du darfst nicht verzweifeln. Du kannst dich auf Godwin de Salier verlassen, denn dafür habe ich einen Blick. Er ist ein starker Mensch. Ein Mann, der es gelernt hat, sich durchzusetzen, sonst hätte er nur abgewinkt und wäre ja nicht gekommen.«
    »Danke, dass Sie mich trösten wollen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher