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1723 - Das Templer-Trauma

1723 - Das Templer-Trauma

Titel: 1723 - Das Templer-Trauma
Autoren: Jason Dark
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lächelte er vor sich hin. Es gab aber auch Momente, in denen sein Gesicht Erschrecken zeigte und er sich völlig in sich zurückzog. Insgesamt war er harmlos, überhaupt nicht gefährlich. Er hatte eben nur seine Marotten.
    Judith führte ihn zum zweiten Stuhl. Zwischen den beiden Stühlen stand ein kleiner Tisch vor dem quadratischen Fenster, hinter dem jetzt die Dunkelheit lauerte.
    Gerold setzte sich. Er schaute sich um wie jemand, der zum ersten Mal den Raum betreten hatte. Es schien ihm zu gefallen, denn um seine Lippen herum hatte sich ein Lächeln festgesetzt.
    »Tomatensaft?«
    »O ja. Gern.«
    Judith verdrehte leicht die Augen. Der Saft stand in dem kleinen Kühlschrank. Sie holte die schon angebrochene Flasche hervor, nahm ein Glas und goss es mit der roten Flüssigkeit halb voll. Danach drückte sie es dem Pater in die Hand.
    »Ist das für mich?«
    »Ja, das sagte ich Ihnen …«
    »Danke, Schwester.«
    »Bitte sehr.«
    »Sie trinken nichts?«
    »Sicher. Ich trinke Wasser.«
    »Dann Prost.«
    Beide hielten ihre Gläser fest und stießen sogar an. Erst jetzt war der Pater zufrieden. Er setzte das Glas an die Lippen, legte den Kopf leicht zurück und schluckte. Dabei bewegten sich seine Augen, und er setzte das Glas erst ab, als es fast leer war.
    »Ah, das ist wunderbar.«
    Judith nickte. »Ich dachte es mir. Und jetzt werde ich Sie wieder in Ihr Zimmer und ins Bett bringen.« Sie wusste, dass es dabei nie Probleme gegeben hatte, und das würde in dieser Nacht wohl nicht anders sein.
    Der Patient hob den rechten Zeigefinger. »Ich muss Ihnen vorher etwas sagen, meine Tochter.« Den Begriff benutzte er immer, wenn er vertraulich wurde.
    Die Schwester spielte mit. »Wirklich?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    Ebenso leise sprach der Pater. »Genau. Es ist sehr wichtig.«
    »Dann höre ich Ihnen gern zu.«
    »Aber nichts weitersagen!«
    »Auf keinen Fall.«
    Der Pater trank auch den Rest und wischte danach mit dem Handrücken über seine Lippen. »Es ist nämlich so, Schwester. Ich habe sie wieder gesehen. Der Teufel war bei ihnen. Eine schwarze Gestalt. Und ich habe auch die blonde Frau gesehen und den Mann. Er war bei ihr. Sie lag in seinen Armen. Aber ich weiß nicht, ob sie tot war oder noch lebte.«
    »Und die anderen?«
    »Die standen im Hintergrund. Sie sind böse. Zwei von ihnen waren wie Ritter gekleidet. Sie kennen doch Ritter – oder?«
    »Natürlich kenne ich sie.«
    »Sie alle schauten auf den Mann mit der Frau. Ich glaube, dass es Heilige sind. Sie wollten den Kontakt mit mir und haben ihn auch bekommen.« Er schüttelte den Kopf. Sein Gesicht nahm einen betrübten Ausdruck an. »Ich glaube, dass sie von mir Hilfe wollten, aber das war nicht möglich, ich bin ja hier. Ich kann ihnen nicht helfen, und doch muss ich etwas für sie tun. Das verstehen Sie doch, meine Liebe – oder?«
    »Ja, das verstehe ich. Machen Sie sich da mal keine Gedanken.«
    Der Pater griff über den Tisch und bekam das Handgelenk der Schwester zu fassen. Dann nickte er ihr zu und sagte leise. »Ich habe einen Plan.«
    Judith spielte mit und riss die Augen auf. »Welchen denn?«
    »Sie spielen dabei eine große Rolle.«
    »Und weiter?«
    Der Pater schaute sich um, als wollte er sicher sein, dass sich niemand in der Nähe aufhielt. Dann begann er zu sprechen. »Sie müssen es für sich behalten und keinem anderen verraten.«
    »Werde ich machen!«
    »Gut, gut«, flüsterte der Mann, »dann merken Sie sich einen Namen, der wichtig ist.«
    »Versprochen.«
    »Es ist ein Mann, und sein Name lautet Godwin de Salier.«
    Das war neu. Das hatte sie bisher noch nicht gehört. Bisher waren ihre Unterhaltungen ohne Ergebnisse verlaufen. Nun aber war ganz konkret ein Name ausgesprochen worden, mit dem die Schwester allerdings nichts anfangen konnte.
    Sie wollte aber mehr über ihn wissen und fragte mit leiser Stimme: »Wer ist dieser Mensch?«
    »Ein sehr wichtiger.«
    »Der Name klingt fremd.«
    Der Pater nickte heftig. »Das ist wohl wahr. Er stammt nicht aus diesem Land. Er ist kein Deutscher.«
    »Sondern?«
    »Franzose – und Kreuzritter!«
    Die Krankenschwester schwieg. Aber nicht, weil sie nichts verstanden hätte, sie wunderte sich nur darüber, dass plötzlich eine derartige Gestalt ins Spiel kam. So waren die Aussagen des Patienten erstmals konkreter geworden. Sie jedenfalls hatte den Namen zuvor noch nie gehört, aber das wollte sie nicht so zeigen. Trotzdem musste sie etwas erwidern.
    »Wenn Sie von einem Kreuzritter
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