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1723 - Das Templer-Trauma

1723 - Das Templer-Trauma

Titel: 1723 - Das Templer-Trauma
Autoren: Jason Dark
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Blick des Paters war bisher offen und freundlich gewesen. Jetzt aber verschloss er sich. Und er fauchte den Templer regelrecht an. »Warum lügst du?«
    »Bitte, Pater Gerold.« Godwin legte die Hände zusammen und drückte sie dann gegen seine Brust. »Welchen Grund sollte ich haben, dich anzulügen?«
    Gerold überlegte einen Moment. »Ja, du hast recht. Ich glaube dir, auch wenn man mir nicht geglaubt hat und mich loswerden wollte. Meine Heimat, das Kloster, liegt nicht weit von hier entfernt. Man hat mir gesagt, dass man dort auf mich warten wird, aber ich kann ihnen nicht glauben. Sie sind froh, mich losgeworden zu sein.«
    »Das kann ich nicht beurteilen. Ich bin nur gekommen, um die Wahrheit über einen Teil meines Lebens zu hören, denn ich glaube dir, dass du so etwas wie ein Seher bist.«
    »Das kann sein. Doch ich sehe nur immer etwas Bestimmtes, nicht die gesamte Wahrheit.«
    »Das kann wohl niemand.«
    Das Gesicht des Paters verzog sich. »Ich habe beide gesehen. Das Gute und das Böse. Den Teufel und die Heilige.«
    »Wieso den Teufel?«
    »Er hat immer im Hintergrund gelauert, mein Sohn. Allerdings habe ich ihn so genannt. Es ist auch möglich, dass es sich bei dieser Gestalt um einen anderen finsteren Dämon handelt. Das weiß ich nicht so genau, ich habe nur die Aura des Bösen gespürt.«
    »Und wie oft ist das passiert?«
    »Das ist schwer zu sagen. Ich habe nicht gezählt, wie oft ich Besuch bekam. Einmal hatte ich sogar eine Zeugin hier im Zimmer. Ich habe ihr die Namen derer genannt, die ich sah.«
    »Das war gut gewesen«, sagte Godwin lächelnd, »denn so bin ich zu dir gekommen. Sie hat sich bei mir gemeldet. Sie hat mich gesucht und gefunden. Und jetzt bin ich hier.«
    »Dann sag mir genau, was du hier willst.«
    »Die Aufklärung. Ich möchte alles wissen.«
    Der Liegende deutete ein Lachen an. »Ja, damit hast du recht, Godwin de Salier, denn das bist du zweifelsohne.«
    »Und du musst wissen, dass ich bei dir bin, um mir das anzusehen, das sehr wichtig ist. Für dich, aber letztendlich auch für mich.«
    »Das musst du mir nicht sagen. Nur weiß ich nicht, wann und wie oft sie erscheinen werden. Es kann allerdings sein, dass sie sich provoziert fühlen. Deshalb würde ich dir raten, bei mir zu bleiben, Godwin.«
    »Das hatte ich sowieso vor, denn so schnell bringt mich hier niemand weg. In Judith Bergmann habe ich eine gute Rückendeckung.«
    »Ja, das weiß ich. Und ich weiß auch, dass sich bald einiges ändern wird. Du bist schon da, andere werden kommen, denn ich glaube daran, dass nicht nur du überlebt hast.«
    Da hatte Godwin einen wichtigen Satz gehört, der ihn zunächst mal zum Schweigen brachte. Er dachte darüber nach, ob er dem Pater die ganze Wahrheit erzählen sollte, und zwar die, die er von John Sinclair erfahren hatte. Das tat er nicht, noch nicht. Er wollte den alten Mann nicht überfordern.
    Und so entstand zwischen ihnen eine Schweigepause, in der jeder seinen Gedanken nachhing. Der Templer konzentrierte sich dabei auf seine Umgebung. Er wartete darauf, dass sich ihm die Vergangenheit öffnete, dass es eine Verbindung zwischen zwei Zeiten gab. Auch wenn er sich dabei selbst sehen würde, er fürchtete sich nicht davor. Dass so etwas möglich war, hatte er den Worten des Paters entnommen.
    Der sprach den Templer wieder an. »Du bist gekommen, und jetzt wartest du.«
    »Ja.«
    »Hat dir Schwester Judith denn alles erzählt?«
    »Sonst wäre ich nicht hier.«
    »Ja, das stimmt.« Der Pater lächelte. »Aber ich denke, dass es das Schicksal gewesen ist, das uns hier zusammengeführt hat. Judith war nur das Band. Ich glaube, dass du den Weg auch so gefunden hättest. Bei dir hat die Vergangenheit eine besonders wichtige Funktion. Sie ist wichtig für deine Existenz in der Gegenwart, und ich weiß, dass du noch etwas aufzuarbeiten hast.«
    Der Templer fragte mit leiser Stimme: »Was könnte das sein?«
    »Etwas, das mit dem zu tun hat, was wir beide hier erleben.«
    »Das begreife ich nicht …«
    Gerold lächelte. »Ich kann dir die Einzelheiten auch nicht nennen, gehe jedoch davon aus, dass gewisse Dinge aus deiner Vergangenheit noch nicht abgeschlossen sind. Auch wenn so viele Jahrhunderte vergangen sind, man hat nichts vergessen, und jetzt muss es einfach zu einem Abschluss kommen.«
    Es wurde immer verwirrender für den Templer. Er hätte gern etwas Konkretes erfahren, aber er hielt sich zurück, weil er den Eindruck hatte, dass der Mönch auch nicht alles wusste oder
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