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1723 - Das Templer-Trauma

1723 - Das Templer-Trauma

Titel: 1723 - Das Templer-Trauma
Autoren: Jason Dark
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sah er einen Mann, der ebenfalls fremd wirkte und ein Gewand trug. Sein Kopf war nicht geschützt. Das lange weiße Haar war deutlich zu sehen. Er trug so etwas wie einen Stab in der Hand, der an seinem Ende eine ungewöhnliche Krümmung zeigte.
    Und dann gab es noch eine Gestalt. Sie lauerte ebenfalls im Hintergrund. Dunkel gekleidet. Mit einem hellen, fast bleichen Gesicht. Ein Schalkragen stieg hinter seinem Hals steil wie ein Brett hoch. Auch er hielt etwas in der Hand, das Godwin an einen Speer erinnerte. Von ihm ging etwas Böses aus, sodass ein normaler Betrachter das Gefühl haben konnte, das Böse an sich zu sehen, das sich in dieser Gestalt vereinigte.
    Vom Bett her hörte Godwin die Frage des Paters: »Siehst du sie?«
    »Ja.«
    »Aber das sind nicht alle, mein Freund. Die wichtigen Personen fehlen noch.«
    Godwin wusste, wer gemeint war, behielt den Namen jedoch für sich und fragte nur: »Glaubst du, dass sie noch erscheinen werden? Oder erscheinen sie nicht, weil ich mich hier aufhalte?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Gut, wir werden sehen.« Der Templer tat nichts. Er ließ die Gestalten auch nicht aus den Augen und spürte nur einen harten Druck in der Magengegend.
    Die Gestalten waren ihm nah, das musste er zugeben. Zugleich aber waren sie weit entfernt. So hatte er das Gefühl, sie nicht greifen zu können, wenn er in ihre Nähe kam. Sie hielten sich zurück, und es konnte durchaus sein, dass sie nicht echt und nur als Projektion zu sehen waren.
    Der Pater kannte sich besser aus, und an ihn wandte sich Godwin mit seiner Frage.
    »Was soll ich tun? Hast du eine Idee? Soll ich zu ihnen gehen und sie ansprechen?«
    »Warte noch.«
    »Nein, ich will wissen, ob sie echt sind. Sie sehen so aus, aber ich weiß nicht, wo sie sich wirklich aufhalten. Ob in dieser Welt oder in einer anderen.«
    »Du wirst es noch erfahren.«
    Das stimmte schon, doch der Templer hatte keine Lust, länger zu warten. Er gab sich einen Ruck und lenkte seine Schritte auf die Gestalten zu.
    Niemand hielt ihn auf. Die gesamte Szene bewegte sich nicht, aber der Templer spürte bereits nach den ersten Schritten, dass er sie nicht als normal einstufen konnte. Er sah sie, er streckte auch seinen rechten Arm aus, weil er den Weißhaarigen berühren wollte, und stellte fest, dass dies nicht möglich war. Er fasste ihn zwar an, aber auch hindurch, und so zuckte sein Arm wieder zurück.
    Sie waren nicht echt. Sie standen hier wie Projektionen oder Geistwesen, die aus der Vergangenheit erschienen waren.
    Godwin versuchte es kein zweites Mal. Er drehte sich langsam um und sah, dass sich der Pater in seinem Bett aufgerichtet hatte. Er saß jetzt im Bett.
    »Sie sind nicht echt. Wusstest du das?«
    Gerold lächelte wissend und hintergründig. Dann sagte er mit leiser Stimme: »Es fehlen noch zwei wichtige Personen. Erst dann ist die Szene vollständig.«
    »Und? Werden sie kommen?«
    »Ich setze darauf, denn bisher sind sie immer erschienen.« Er schnappte nach Luft. »Da, dreh dich um! Sie sind da! Ja, sie haben den Kreis geschlossen.«
    Obwohl Godwin damit gerechnet und es sich sogar gewünscht hatte, kroch in diesen Augenblicken schon ein kalter Schauer über seinen Rücken. Aber er wollte nicht kneifen und drehte sich deshalb langsam um.
    Er hatte sich auf einiges gefasst gemacht, schaute hin – und spürte, wie es ihm eiskalt über den Rücken rann.
    Er sah eine Frau und einen Mann.
    Die Frau war ihm unbekannt.
    Nicht der Mann, denn das war er …
    ***
    Der Templer stand da wie vom Blitz getroffen. Er konnte nichts sagen, er konnte nicht mal denken, sondern nur noch starren und saugte das Bild in sich auf.
    Der Mann war er, und er war es auch, der die Frau in den Armen hielt. Es war nicht zu erkennen, ob er kniete oder stand, aber das war auch nicht wichtig. Godwin de Salier schaute auf diese Szene, die so präsent war und ihm doch mehr als unwirklich vorkam. Er musste seine Gedanken erst sortieren. Zum Glück stellte ihm der Pater keine Fragen. So war er in der Lage, mit sich selbst ins Reine zu kommen.
    Es gab keinen Zweifel, dass er es war. Aus der Vergangenheit erschienen. Zwar sah er nicht aus wie Godwin jetzt, er gab zu, dass der andere Godwin ein jüngeres Aussehen hatte, aber die Ähnlichkeit war schon frappierend.
    Sprechen konnte er nicht. Seine Kehle saß zu. Der Herzschlag dröhnte in seinen Ohren, und allmählich nahm er seinen Blick von sich selbst, um sich die Frau näher anzusehen.
    Er stellte keine Fragen, obwohl
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