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1719 - Die Totenliste

Titel: 1719 - Die Totenliste
Autoren: Unbekannt
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den Überraschten. „Wir wären dir dankbar für deine Definition dieses Begriffs.
    Unter Gewalt verstehen wir zum Beispiel, wenn wir unter Androhung von radikalen Mitteln aus einem uns zustehenden Bereich vertrieben werden - wie aus dem STALHOF. Seitdem hat niemand Kanonen gegen dich aufgefahren oder sonstwie versucht, in den STALHOF einzudringen.
    Oder hattest du das Gefühl?"
    Tatsächlich hatte der LFT-Kommissar alle entsprechenden Ansinnen abgelehnt, die an ihn herangetragen worden waren. Einmal weil er wußte, daß es gegen NATHANS Willen unmöglich war, in den abgeriegelten STALHOF zu gelangen, und zweitens um die Lage nicht unnötig weiter eskalieren zu lassen.
    Aaron Sebastian arbeitete weiter daran, in NATHANS Speicher einzudringen und herauszufinden, was die Syntronik tatsächlich trieb. Er verfolgte weiter die Totenliste und suchte nach Verästelungen im syntronischen Gespinst des Mondhirns.
    Sebastian war mehr denn je davon überzeugt, daß dort viel mehr ablief, als sie alle bisher befürchtet und für möglich gehalten hatten. Etwas geschah oder wurde vorbereitet. Einmal hatte Sebastian von „etwas Großartigem" gesprochen.
    NATHAN gab keine Antwort mehr. Das Symbol verschwand, der Schirm wurde dunkel.
    „Tür hat uns gewarnt", sagte Sheremdoc.
    „Nicht mehr und nicht weniger. Er hat nicht einmal eine Drohung für den Fall ausgesprochen, daß wir ihm weiterhin nachspüren."
    „Das hat NATHAN" nicht nötig", sagte Sebastian, fast nur ein Flüstern. „Er könnte uns alle auf der Stelle vernichten, uns und Luna, Terra, das Solsystem. Und er weiß auch, daß wir das wissen."
    „Wir machen weiter!" befahl Geo Sheremdoc. „Ich will wissen, wie viele Namen die Liste am Ende enthalten wird."
    „Das klingt so, als hättest du eine Ahnung", sagte ein Hyperphysiker, der erst vor kurzem vom Titan gekommen war, um über die Arbeit der Siganesen in DORADO zu berichten.
    „Eine Vermutung", verbesserte Sheremdoc. „Ich will hier nicht darüber reden, aber sie wird mit jedem Tag und jeder neuen Milliarde von Namen wahrscheinlicher."
    Er löste die Versammlung auf und wartete, bis der letzte Teilnehmer den Tagungsraum verlassen hatte.
    „Etwas Großartiges", murmelte er dann und betrachtete eine Weile seine Fingernägel an den ausgestreckten Händen, als könnten sie ihm die Antwort geben. Er nickte. „Wenn ich recht habe, dann wird es tatsächlich etwas Großartiges."
    Ihm, dem Realitätsmenschen, lief bei dem Gedanken daran ein eiskalter Schauder über das Rückgrat.
     
    5.
     
    Gom-Tor, 10. Mai 1217 NGZ Das Gom-Tor strahlte im Licht vieler außen angebrachter Scheinwerfer wie ein Juwel mitten im sternenlosen, intergalaktischen Leerraum. Es hatte etwa die Form eines gigantischen Ringes, dessen Unterseite in einem rechteckigen Sockel steckte. Dieser Sockel war, wie der „Ring" selbst, einhundert Meter dick und elfhundert Meter lang. Dort, wo der Ring in ihm ruhte, war die Schaltzentrale des Transmittertores untergebracht.
    Exakt ring- beziehungsweise kreisförmig war allerdings nur die Außenseite des Tores. Die Innenseite war achteckig und umschloß das Transmitterfeld, das Objekte von bis zu fünfhundert Metern Breite oder Höhe aufnehmen konnte, während die Länge keine Rolle spielte. Der Außendurchmesser des Ringes betrug siebenhundert Meter.
    Die Hülle des Tores war nicht glatt, sondern besaß rundum zahlreiche kleinere Aufbauten und Einkerbungen - ganz abgesehen von den an ihm verankerten somerischen Diskusschiffen.
    „Es ist schon beeindruckend", sagte Nuka Kullino in der Zentrale der PARACELSUS, als er das Schiff langsam an das Tor heransteuerte und darauf wartete, daß die Somer auf seinen und Possags Funkanruf antworteten. „Die Somer haben mit Hilfe der Nakken etwas geschaffen, das im uns bekannten Universum seinesgleichen suchen darf. Gegen diese Transmitterstraße waren selbst die Sonnentransmitter der Meister der Insel schon fast bescheiden. Zwar gigantisch, was den Energieaufwand betrifft, aber in Sachen Hypertechnologie geradezu einfallslos."
    „Meister der Insel?" fragte eine junge Raumfahrerin. Sie hieß Dara Sheenbar, war mittelgroß und schlank, hatte dunkelblonde Haare bis auf die Schultern und braune, schmale Augen. Die rechte Wange des ovalen Gesichts war durch eine lange Narbe entstellt, die von der Schläfe bis zum Kinn reichte. Es wäre kein Problem gewesen, sie kosmetisch verschwinden zu lassen, aber die Hanse-Spezialistin weigerte sich, eine entsprechende, kurze und
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