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1714 - Die Beausoleils

Titel: 1714 - Die Beausoleils
Autoren: Unbekannt
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war er von den abrusischen Projektionen umschlossen, er wußte nicht mehr, was Wirklichkeit und was Illusion war. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn die Abruse ihm die Illusion seiner Wunschvorstellungen gegeben hätte, um ihn damit zu ködern. Aber ob sie das gekonnt hätte oder nicht - sie tat ihm diesen Gefallen nicht. Aus den Kommentaren der Unsterblichen erkannte er, daß sie alle in die gleiche Scheinwelt eingewoben waren.
    „Viel Phantasie scheinst du nicht zu haben, Abruse, wenn du nicht auf mich eingehst", sagte Joseph angewidert und hoffte, daß seine Gedanken die richtige Adresse erreichten. „Aber das wäre von einem ETWAS, das auf eine einzige Struktur fixiert ist, wohl auch zuviel verlangt."
    Joseph sah sich selbst. UNTER SICH! Und jeder Bewegung, die er vollführte, folgte sein Ebenbild. Nur eben spiegelverkehrt. UND AUF DEM KOPF STEHEND! Er sah auch die anderen doppelt. Jeder der Unsterblichen besaß eine auf dem Kopf stehendes Spiegelbild.
    Und die Hohlkugel der Zentrale zeigte nicht mehr das Holo des die CADRION umgebenden Alls, sondern seine „Beausoleils", wie sie staunend und in einigen Fällen furchtsam herumstapften und bei jedem Auftreten gegen die Sohlen ihrer kopfstehenden Spiegelbilder traten. Das war irritierend und sorgte gelegentlich für Gleichgewichtsstörungen. Es war ein Balanceakt zwischen Schein und Wirklichkeit.
    Joseph konnte sogar noch weiter sehen. Sein Blick reichte bis zur nahen MANAGA und bis zur etwas weiter entfernten TYRONA. Auch an Bord der anderen beiden Rochenschiffe hatten „Beausoleils" wie Unsterbliche kopfstehende Spiegelbilder. Untrennbar mit ihnen verbunden, aber eines für das andere unerreichbar.
    „Mila und Nadja", sagte Alaska Saedelaere, ohne daß ein Echo von seinem Spiegelbild kam. „Ich schätze, das hat mit Spiegelsehen zu tun und geht euch persönlich an."
    „Wir stellen uns der Herausforderung", kommentierte Nadja.
     
    *
     
    Es hatte sich schon zuvor gezeigt, daß die Abruse manchmal auf jene einging, denen sie ihre Projektionen schickte. Dies jedoch nicht in einer Weise, wie Joseph es sich vorstellte, sondern auf diffizilere Art. Die Abruse wollte sicher keine Hilfestellung geben, sondern ihre potentiellen Opfer ausloten. Und es sah diesmal so aus, als ob sie die Fähigkeiten von Mila und Nadja ausspionieren wollte.
    „Vielleicht interpretiere ich zuviel in diese Illusion hinein, Nadja", sagte Mila. „Aber hast du nicht auch das Gefühl, daß die Abruse in dein Innerstes sehen kann?"
    „Konzentriere dich, Schwester", ermahnte Nadja. „Zeig mir die Bilder.
    Was siehst du unter den Sohlen deiner Schuhe?"
    „Nur die Wandung der Kommandozentrale...", sagte Mila, unterbrach sich jedoch sofort. „Nein, das stimmt nicht. Die Strukturen sind zu flach.
    Das ist keine Materie. Es hat keine Dimension."
    „Du lieferst mir keine Bilder, Mila", meldete sich Nadja vorwurfsvoll.
    „Betrachte dein eigenes Spiegelbild. Kannst du es in deinen Geist kopieren?"
    „Nein... Ja... doch nicht."
    Mila strengte sich an. Sie konzentrierte sich mit ganzer Kraft auf das Abbild, das sie mit den Augen zu sehen schien, welches aber tatsächlich nur ihrem Geist vorgegaukelt wurde. Wenn sie sich mit dem normalen Sehen zufriedengab, dann war es ganz einfach, ihr kopfstehendes Spiegelbild zu erkennen.
    Aber sobald sie versuchte, mit dem Struktursehen ihr Spiegelbild zu betrachten, dann stieß sie ins Leere. Die andere Mila, die spiegelverkehrte Mila, die aus der Abruse geboren war, hatte einfach keinen „Körper".
    Mila war es unmöglich, diese Illusion holistisch zu sehen. Unter normalen Umständen war es ihr möglich, selbst das kleinste Staubkorn gleichzeitig von vorne und von hinten zu betrachten und es somit als Ganzes zu sehen und zu analysieren. Aber mit ihrem Spiegelbild - und den anderen Spiegelbildern - verhielt es sich anders. Sie waren flach und körperlos wie Schatten. Eigentlich weniger noch. Denn einen von einem körperlichen, materiellen Gegenstand geworfenen Schatten konnte Mila entdecken, indem sie die „Projektionsfläche" untersuchte, auf die er fiel. Einen Schatten konnte sie auf diese Weise zumindest flächenhaft struktursehen.
    Aber diese Illusionen besaßen überhaupt nichts, an dem sie sich hätte orientieren, das sie mit ihrer Fähigkeit hätte abtasten können. Wenn sie sich wieder in die Realität zurückzog, dann konnte sie ihr Spiegelbild wieder wahrnehmen, als wäre es optisch zumindest als Reflexion vorhanden. Aber sobald sie in das Bild
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