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1712 - Volatgos Flucht

Titel: 1712 - Volatgos Flucht
Autoren: Unbekannt
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anders. Vielleicht besaßen er und seinesgleichen noch das, was wir Terraner vor vielen Jahrtausenden einmal gegen das eingetauscht hatten, was wir heute Fortschritt nennen.
    Die uralten Instinkte. Ein Wissen und Spüren, das wir längst verloren haben.
    „Er... durchleuchtet uns", sprach Sentha schaudernd aus, was wir alle dachten.
    Graa schlief wieder ein.
    Ich konnte nicht stunden-, vielleicht tagelang bei ihm wachen. Ich hatte andere Dinge zu tun und hielt mich in der Zentrale auf, als Sentha mir über den Interkom aufgeregt mitteilte, daß Graa im Schlaf zu reden begonnen habe.
    „Es reicht für unsere Translatoren", berichtete sie, als ich in der kleinen Medostation eintraf. „Wir können jetzt verstehen, was er sagt, wenn er aufwacht. Er wird uns verstehen, wenn wir zu ihm sprechen."
    Sie wirkte erschöpft, aber sie war deshalb nicht weniger schön. Ich begehrte sie, obwohl sie mir schon klargemacht hatte, daß sie meine Gefühle nicht teilte. Sie hatte es so schonend wie möglich getan. Irgendwie war ich ihr dankbar dafür, aber irgendwie konnte ich auch die Hoffnung nicht aufgeben, daß es einmal doch anders sein würde.
    Sentha war zehn Jahre jünger als ich, sie war Kosmobiologin, ich ein halbwegs guter Pilot und Kreuzerkommandant. Sie trug ihr langes, kastanienrotes Haar im Nacken geflochten. Für eine Schönheitskönigin hatte sie ein viel zu herbes Gesicht und zu nahe zusammenstehende, graugrüne Augen. Aber welcher einigermaßen realistische Mann wünschte sich schon eine Schönheitskönigin zur Frau, mit der er alt werden wollte?
    Welche Frau, auf der anderen Seite, wünschte sich statt eines Traumprinzen einen Kreuzerkommandanten mit viel zu rundem Gesicht, dessen bleiche Haut auch noch mit einer roten Flechte durchwuchert war - nicht ansteckend, der einzige Trost.
    Graa kam zu sich, begann instinktiv zu toben, gab aber diesmal ungewöhnlich schnell auf, als ob er genau wüßte, daß ihn etwas festhielt, das er nicht bekämpfen, sondern höchsten passiv fühlen konnte.
    Er drehte mir den Kopf zu - wieder so, als hätte er inzwischen genau registriert, wer an Bord der FLY das Sagen hatte.
    „Wir sind deine Freunde", sagte ich. Sein Blick verriet nicht, ob er den Sinn meiner Worte begriff. „Du brauchst keine Angst zu haben. Wir haben dich vor den Tieren gerettet. Wir wollen dir helfen."
    Graa sah mich an, und ich hatte das Gefühl, unter diesem Blick schrumpfen zu müssen.
    Jetzt weiß ich, warum.
    Graa und sein Volk verfügen über eine Kraft, die Welten versetzen kann - wenn sie erst einmal geweckt ist.
    Ein Echsenangriff genügt dazu nicht.
    Aber etwas oder jemand, der in ihnen Urerinnerungen an etwas so Schreckliches weckt, das vor einer Zeit über ihre Welt hereingebrochen ist, für die sie keine faßbaren Begriffe mehr haben.
    Außer dem Namen des Dämons.
    Die Erinnerung!
    Ich wache auf, und der Dämon steht vor mir, in Orne Drais' Körper und in der rechten Hand ein blutiges Messer.
    Ihr Götter!
    Ich sehe Sentha nicht!
    Das Messer.
    Wo ist Sentha!
     
    5.
     
    BASIS; 8.2.1217 NGZ Ihn aufzuhalten, das war unmöglich.
    Voltago bahnte sich mit brachialer Gewalt seinen Weg durch die BASIS. Womit immer man ihn zu stoppen versuchte, was immer man ihm in den Weg stellte - es wurde einfach beiseite gewischt oder zerstrahlt. Er schwebte auf seinen Wadenblöcken durch Korridore und Schächte. Fahle Strahlen schossen aus diesen metallenen Klötzen, die statt Füßen und normalgeformten Waden übergangslos in die organische Substanz der Beine übergingen. Wo sie einschlugen, wurden Schotte und Wände einfach aufgelöst wenn der Kyberklon es nicht vorzog. Trennwände mit wenigen Schlägen einer Faust zu zerlegen. Nichts bremste ihn. Von automatischen Systemen oder eilends herbeigeschafften mobilen Projektoren errichtete Feldschirme durchdrang er ebenso wie feste Materie bis zu einer bestimmten Härte und Dicke.
    Die meisten Aktivatorträger beobachteten seine Flucht gebannt und entsetzt zugleich von der BASIS-Zentrale aus. Lediglich Michael Rhodan, Ronald Tekener und Dao-Lin-H'ay waren losgerannt, um ihn noch aufzuhalten zu versuchen.
    Denn alle glaubten zu wissen, wo das Ziel des Kyberklons lag.
    „Er will zu den Beibooten", sagte Atlan und ließ einen alten arkonidischen Fluch folgen.
    „Der Versuch, ihn aufzuhalten, bedeutet nur Trümmer und vielleicht Tote."
    Rhodan sah seinen Freund überrascht an, erwiderte jedoch nichts.
    Denn Atlan hatte nur recht. Sie konnten Voltago nicht stoppen. Sie
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