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1706 - Kibb

Titel: 1706 - Kibb
Autoren: Unbekannt
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versteckten STYX zurückzukehren. Kibb beließ Moira diese Erinnerung als einschneidende Episode ihres Lebens. Er nahm an ihrem Gedächtnis nur einige Retuschen vor, so daß sie nicht die ganze Wahrheit erfuhr. Kibb löschte alle jene Teile ihrer Erinnerung, die auf seine Existenz verwiesen hätten und Moiras Abstammung betrafen. Sie durfte nicht so schnell erfahren, daß sie von der anderen Seite des Universums stammte und zu jenen gehörte, die gegen die Tanxtuunra gekämpft hatten!
    Kibb pflanzte Moira, soweit das möglich war, keine falsche Erinne - rung ein, sondern hinterließ lieber Lücken in ihrem Gedächtnis. Zu Quidor ließ er sie in der wahrheitsgetreuen Meinung, daß er gegen die Feinde der Tanxtuunra nur gesiegt hatte, weil natürliche Vorgänge ihren Rückzug erzwungen hatten. Aber er verriet Moira nicht sofort, daß es sich bei dieser Einschränkung um die 50-TageFrist handelte. die den Aufenthalt von Wesen der einen Seite des Universums auf der anderen beschränkte. Kibb erkannte in seiner neu gewonnenen Intelligenz, daß es nicht gut war, seine Macht über Moira ständig zu gebrauchen. Er war gewillt, sich im Hintergrund zu halten. Er ließ Moira ihre Selbstbestimmung bewahren, ließ sie schalten und walten, wie sie wollte. Nur wenn es um Fragen der beiderseitigen Existenz und des Überlebens ging, da griff Kibb gelegentlich ein.
    Es entsprach Moiras Psyche, daß sie zu einer Söldnerin wurde. Sie war zum Kämpfen erzogen worden, ja, ihr ganzes Leben war nur auf diesen einen Zweck ausgerichtet. Das war tief in ihr verwurzelt. Kibb mochte nichts daran ändern. Moira war derart gut gerüstet, daß sie es praktisch gegen jede Macht des Parresums aufnehmen konnte und aus jeder Auseinandersetzung als Siegerin hervorging.
    Trotz der blutigen Fährte, die Moira auf ihren Reisen durchs Parresum hinterließ, mußte ihr Kibb zugute halten, daß sie nie unehrenhaft handelte. Er hätte nicht beeiden können, daß sie stets der gerechten Sache diente, denn oft genug nahmen befeindete Seiten jede für sich in Anspruch, der Gerechtigkeit zu dienen, aber sie verstieß nie gegen ihren eigenen Ehrenkodex.
    Kibb hatte sich nie Gedanken über Moiras Lebenserwartung gemacht. Das Leben in Symbiose dauerte eben, solange es währte.
    Aus ihrer Erinnerung wußte er jedoch, daß ihr Leben begrenzt war wie seines auch. So wie das aller Lebewesen dieses Universums und seiner anderen Seite.
    Aber je länger ihre Symbiose dauerte, desto überzeugter wurde Kibb, daß sie ihnen beiden mehr als bloß gegenseitige Überlebenshilfe bot. Je länger er rings um ihnen das Leben in seiner vielfältigen Form werden und vergehen sah, desto mehr kam er zu der Überzeugung, daß sie in ihrer einmaligen Konstellation so etwas wie Unsterblichkeit erlangt hatten.
    Wer nicht alterte, fünfhunderttausend Jahre, eine Million Jahre und länger lebte, der durfte wohl von sich behaupten, relativ unsterblich zu sein. Kibb war in der Symbiose mit Moira schon bald über ein parasitäres Dasein hinausgewachsen. Dank der Möglichkeiten, diese gänzlich neue Variante von Leben kennenzulernen, die ihm die Partnerschaft mit Moira bot, fiel es ihm immer schwerer, sich vorzustellen, einst ein übler, nur aufs eigene Überleben bedachter, instinkthafter Schmarotzer gewesen zu sein.
    Nur einmal während der zwei Millionen Jahre währenden Partnerschaft mit Moira war er nachhaltig an seine dunkle Vergangenheit erinnert worden. Das war erst vor kurzem gewesen.
    Damals hatte Moira die Schule der Theans auf dem Planeten Quidor aufgesucht. Als Kibb erkannte, daß dies seine Ursprungswelt war, und erfuhr, daß Quidor von Tanxtuunra einst alles Leben dieser Welt hatte auslöschen lassen, da erwachte das Tier in ihm. Er hatte Moiras Körper dazu mißbraucht, seinen Schmerz über die Ausrottung der eigenen Spezies an den Einrichtungen dieser Welt abzureagieren und Quidors Denkmal zu stürzen.
    Nein, die Tobende damals war nicht Moira gewesen. Sie hätte auch gar keinen plausiblen Grund für einen solchen Tobsuchtsanfall gehabt.
    Es war Kibbs Wutanfall, ein Rückfall in die frühere Zeit, der Moira zur Wüterin hatte werden lassen. Moira sah danach nur den Schaden, ohne sich über den Anlaß klarzuwerden.
    Für Kibb stand fest, daß Quidor einst dahintergekommen war, welche Auswirkungen eine Symbiose zwischen einem Kibb und einer Ayindi haben konnte. Nur darum, um zu verhindern, daß es - noch einmal - dazu kam, hatte er alles Leben dieser Welt ausgelöscht.
    Kibbs Zorn
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