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1706 - Kibb

Titel: 1706 - Kibb
Autoren: Unbekannt
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auf dieser Welt Intelligenzwesen gegeben, dann hätten sie im Blut der Kibbs eine wirksame Waffe gegen die Parasiten gefunden.
     
    *
     
    Es passierte zu einer Zeit, als Kibb schon lange keine Nahrung mehr zu sich genommen hatte, immer schwächer wurde und nahe dem Austrocknen war, daß er für einen Moment eine Witterung hatte.
    Der starke, berauschende Duft von Blut durchwehte seine Atemwege für einen Augenblick. Dann war nur noch der Gestank einer blutleeren Welt festzustellen.
    Kibb geriet derart außer sich, daß er wahllos in verschiedene Richtungen hastete, immer wieder irgendwohin preschte, sich auf Äste hangelte und von Baum zu Baum sprang - bis er die Orientierung verloren hatte. Er hatte eine Erhöhung erreicht und mußte eine Pause einlegen, um seine nachlassenden Kräfte zu sammeln.
    Er hatte eine lange Durststrecke hinter sich. Nur selten hatte er eine Witterung erhalten. Und stets hatte sich die Beute als zu klein erwiesen, als daß er durch ihr Blut hätte richtig zu Kräften kommen können. Es war gerade genug gewesen, um ihn aufzustacheln und ihn daran zu erinnern, wie süß der Lebenssaft schmeckte. Aber diese Kostproben waren so gering, daß sie das schmerzliche Verlangen nach mehr ins Unermeßliche steigerten.
    Er stand in dieser Zeit Höllenqualen aus. Er lernte den Geschmack des Blutes immer wieder erkennen, konnte seine Würze jedoch nicht in angemessener Fülle genießen.
    Aus dieser Zeit wußte Kibb, was Schmerz war ...
    Und nun dieses Erlebnis! Er hatte die volle Blume eines sprudelnden Quells gerochen. Aber nun war sie ihm wieder entronnen. Das steigerte seine Pein ins Unermeßliche.
    Kibb wußte nicht, wie lange er reglos und sensibel witternd auf der Anhöhe ausgeharrt hatte, als der Wind sich drehte und ihm erneut eine Brise dieses süßesten Duftes der Welt zuwehte. Diesmal konnte er die Richtung exakt bestimmen.
    Kibb raste augenblicklich los. Seine Tentakel wirbelten über den Boden. Staub hochwirbelnd, Steine hinter sich schleudernd. Es kümmerte Kibb nicht, daß er damit eine deutliche Spur legte. Er hatte in seinem Revier keinen Gegner zu fürchten. Und es gab kaum ein Opfer, das so schnell war wie er.
    Der Geruch des Blutes wurde immer intensiver. Das Opfer bewegte sich nicht von der Stelle. Es erwartete ihn, Kibb.
    Plötzlich war der Duft so stark, daß er Kibb in Raserei versetzte. Er stürzte sich auf das bewegungslose Opfer, umschlang es besitzergreifend mit seinen Tentakeln und begann an ihm zu saugen, noch während er sich zum Sitz des Gehirns vortastete.
    Während Kibb trank, sich förmlich mit Leben vollsoff, geschah etwas Seltsames. Kibb erfuhr eine wundersame Verwandlung. Mit dem Blut seines Opfers floß ihm noch etwas zu. Es handelte sich um ihm bislang unbekannte Zeichen und Symbole, die wie Blitze in sein kleines Gehirn eindrangen.
    Es waren keineswegs Duftnoten, sondern Bilder, wie man sie mit anderen Sinnesorganen wahrnahm. Und Namen, mit denen man die Bilder mit dem Verstand beschrieb.
    Dies war der Augenblick von Kibbs Intelligenzwerdung.
    Das wußte er in diesem Moment noch nicht. Er konnte sich erst ein Urteil bilden, nachdem er von Moiras Intelligenz partizipiert hatte.
     
    *
     
    Kibb ließ diese seltsame Verwandlung staunend über sich ergehen.
    Sein Wirt war groß und stattlich, er würde ihn also längere Zeit versorgen können. Kibb hatte noch nie zuvor ein vitaleres und ergiebigeres Opfer erobert.
    Es hieß Moira und war eine Kriegerin. Eine Kriegerin auf der Seite der Verlierer. Und dies war die Stunde ihrer endgültigen Niederlage.
    Moira war zum Sterben verurteilt. Sie würde nur noch wenige Atemzüge lang zu leben haben. Nur darum war sie eine so leichte Beute für ihn gewesen.
    Als Kibb diese Gedanken empfing, da verstand er sie längst nicht alle. Denn der Funke der Intelligenz war erst zu kurz aufgeglommen und begann ihn erst allmählich zu verändern.
    Aber Begriffe wie Tod und Sterben hatten ihm sehr wohl etwas zu sagen. Sie waren in Moiras Denkprozeß nicht verschlüsselter als in seinem eigenen winzigen Gehirn.
    Als Kibb erkannte, daß sein gerade erst gewonnenes Opfer zum Tode verurteilt war, da zerriß der Schmerz darüber fast sein Innerstes.
    Bisher hatte er nur eine Möglichkeit gehabt, sich über einen Zustand zu äußern. Es war ihm lediglich möglich gewesen, Leiden oder Freude der Welt durch ekstatische Gebärden mitzuteilen.
    In diesem Moment fand er jedoch einen Weg, sich auf andere, bisher unbekannte Art zu befreien.
    Er schrie
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