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1706 - Kibb

Titel: 1706 - Kibb
Autoren: Unbekannt
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in Quidors Gen-Fabrik erbeutet hast? Aber egal, wie du dazu gekommen bist, Moira: Es beherrscht dich!"
    „So ein Blödsinn!" Moira lachte schallend. Aber es klang unecht.
    Sie hatte den Ausdruck menschlicher Erheiterung schon natürlicher nachgeahmt. Sie pochte sich an die mächtige Brust. „Ich bin ich. Ich war immer ich und niemand anders. Ich muß es schließlich wissen."
    „Und was ist mit deinen Wissenslücken, die in letzter Zeit immer deutlicher zutage getreten sind?" fragte Atlan scharf. „Wieso konntest du dich nachträglich an manche deiner Äußerungen und Handlungen nicht mehr erinnern? Und woher kam dann auf einmal die plötzliche Erinnerung, wenn es für deine Lage gerade notwendig war? Hast du dich nicht schon selbst gefragt, ob dafür nicht Vorgänge in deinem Körper - in deinem Geist - verantwortlich sein könnten, von denen du nichts weißt? Die du nicht steuern kannst? Es wird Zeit, dazu zu stehen, Moira!"
    „Ihr wollt Moira entwürdigen", sagte die Söldnerin. „Ihr Wahnsinn andichten. Ihr, die ihr von Moira wie ihre eigenen Kinder behandelt wurdet. Umsorgt. Verhätschelt. Beschützt. Geliebt wurdet ..."
    „Schluß damit!" herrschte Atlan die Söldnerin an. „Das ist nicht Moira, die aus deinem Mund spricht. So würde Moira im Vollbesitz ihres Geistes nie sprechen. So würde ein ängstliches altes Weib reden, eine Hexe, die fürchtet, aus ihrem Hexenhaus gelockt zu werden. Es ist das Fremde in dir. Das Moira beherrschende Böse, das aus ihr spricht.
    Moiras schlimmster Feind."
    Moira schüttelte, während Atlan sprach, unablässig heftig ihren Kopf, so daß ihre Locken wie wild durch die Luft gepeitscht wurden und sich mit lautem, kratzendem Geräusch aneinander rieben.
    „Nein! Nein!" rief sie dabei. „Kein Feind. Kein Feind. Ich bin Moiras Freund!"
    Das war ein erster Erfolg, das „andere" in Moira aus der Reserve zu locken.
    „Du bist ein Feind, der in Moiras Perücke seinen Sitz hat", fuhr Atlan unbeirrt fort.
    Er hatte schnell geschaltet und sprach das Fremde direkt an, das in diesem Moment offenbar die Kontrolle über Moira .übernommen hatte. Rhodan ließ den Arkoniden gewähren, obwohl er sich bange fragte, wie lange Moira dies mit sich machen ließ, bevor sie explodierte. Oder bis das Fremde in ihr sich zur Wehr setzte.
    „Nein, nein, nein ...", kam es über Moiras Lippen.
    „Wenn du nicht Moiras Feind bist, warum versteckst du dich dann?
    Warum bringst du Moira in diese verhängnisvolle Situation, anstatt sie zu verteidigen, indem du dich zu erkennen gibst?"
    Moiras Kopf kam abrupt zum Stillstand. Ihr Blick klärte sich, aber den verwirrten Gesichtsausdruck behielt sie bei. Sie blickte Rhodan und Atlan an, als sähe sie sie zum erstenmal.
    „Es tut wohl, wieder einmal mit guten Freunden zusammenzusein", sagte sie, als sei überhaupt nichts vorgefallen. Es schien, als würde wieder alles von vorne beginnen. Aber dann sagte Moira, und dabei war ihr Blick klar: „Ich bin jetzt über alles informiert. Ich kenne mich.
    Das war ein schmerzhafter Vorgang. Aber jetzt ist alles in Ordnung.
    Kein Grund zur Besorgnis."
    „Du weißt, daß du etwas Fremdes in dir trägst?" fragte Atlan vorsichtig. „Ja", sagte Moira mit gewohnter Selbstsicherheit. „Aber es ist nicht fremd. Kein Feind, sondern ein guter Freund, der mich über zwei Millionen Jahre begleitet - manchmal auch geleitet - hat.
    „Kannst du jetzt frei über dich entscheiden, Moira?" erkundigte sich Rhodan.
    „Ja, uneingeschränkt."
    „Dann nimm die Perücke ab, Moira!" verlangte Rhodan drängend.
    „Du schaffst das."
    „Unmöglich", kam es auf einmal wieder stockend über Moiras Lippen. Das Fremde hatte sie wieder unter Kontrolle. Sie hatte sich versteift und saß plötzlich wie erstarrt da. Nur ihre Locken bewegten sich leicht wie die Schlangen eines Medusenhauptes. „Eine solche Gewaltmaßnahme würde mich töten. Und Moira auch!"
    Rhodan und Atlan wechselten einen schnellen Blick. Es war klar, daß in diesem Moment wieder das Fremde aus ihr sprach. Offenbar war der Zeitpunkt gekommen, daß Moira von ihrem Beherrscher keinerlei Selbstbestimmung mehr über sich zugestanden wurde. Nicht einmal mehr zum Schein. Die Maske war nun gefallen. „Wer bist du?" fragte Rhodan. „Ich bin Kibb."
     
    8.
     
    Zu Moiras Zeit: Kibb Kibb war ohne einen Funken von Intelligenz geboren worden. Wie alle seiner Art.
    Kibb war aber vermutlich der einzige, der irgendwann eine Erhöhung erfahren und zu denken gelernt hatte. Nur so war
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