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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo
Autoren: Margo Maguire
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war er schneller gewesen, doch den Kelten töten zu müssen, hatte ihm wenig Befriedigung verschafft.
    Mit erstaunlich ruhiger Hand berührte Marcus den Hals der jungen Frau, um zu untersuchen, ob sie ernsthaft verwundet war.
    „Hat der Schurke mich verletzt?“, fragte Keelin überrascht. Sie verspürte indes ein anderes, merkwürdiges Gefühl, das sehr viel stärker war als all die Empfindungen, die sie bisher gekannt hatte. Es war die sanfte Berührung des jungen Grafen, die sie verwirrte. Wie war das möglich? So etwas war ihr noch nie passiert.
    „Ja“, erwiderte Marcus. „Ihr habt Euch an der Klinge geschnitten, als Ihr hingefallen seid.“
    „W…was ist im Wald geschehen?“, wollte Keelin wissen. Nach all dem Schrecken fühlte sie sich schwach und benommen. „Wie bin ich … warum hat der Schurke mich losgelassen?“
    „Wir haben Euren Schrei gehört“, erklärte Marcus. Einer seiner Männer reichte ihm nun ein sauberes Leinentuch und einen kleinen Topf mit Salbe, die er vorsichtig auf der Wunde an ihrem Hals verteilte. „Ich bin Euch zu Hilfe geeilt, genau wie der Marquis Kirkham – der Engländer, der die Barbaren in die Flucht geschlagen hat, die über uns hergefallen waren.“
    Keelin legte die Stirn in Falten und schüttelte verblüfft den Kopf. „Woher kam der Marquis? Wie hat er …?“
    „Das weiß ich auch nicht zu sagen, Mylady“, antwortete Marcus. „Kirkham muss hinter Euch und dem Kelten den Wald erreicht haben, genau zu dem Zeitpunkt, als ich den Schurken stellte.“
    „Ja, Mylord“, sagte einer seiner Ritter. „Lord Kirkham tauchte hier auf, als wir den Schrei im Wald hörten.“
    „Ich habe den Kelten abgelenkt“, fuhr Marcus fort, „bis Kirkham nahe genug herangeschlichen war, um den Mann mit seiner Peitsche zu treffen.“
    „Das war also dieses knallende Geräusch, bevor er mich losließ?“
    Der Graf nickte. „Kirkham hat eine Vorliebe für die Peitsche“, sagte er, „aber er kann auch hervorragend mit dem Schwert umgehen.“
    Keelin zuckte zusammen, da die Salbe in der Wunde brannte. „Schwert oder Peitsche“, sagte sie dann, als sie das Leinentuch um Hals und Nacken legte, „ich bin dem Mann dankbar, dass er mir zu Hilfe geeilt ist.“ Dann nahm sie Marcus’ Hand und drückte sie, wobei sie fest in seine hellblauen Augen schaute. „Ich schulde auch Euch meinen Dank, Lord Wrexton.“
    Sie sah, wie die Röte ihm ins Gesicht schoss. Seine Schüchternheit berührte sie ebenso, wie zuvor seine ungebrochene Kraft.
    Keelin hätte beinahe die goldblonde Locke berührt, die ihm in die Stirn gefallen war, doch sie ließ die Hand sinken, als Marquis Kirkham die Hütte erreichte. Er war groß und kräftig, aber mit dem wilden Funkeln in den Augen und der finsteren Miene sah er Furcht einflößend aus.
    „Was sagt Ihr dazu, Marcus?“, meinte der Edelmann, wobei er die Worte ungewöhnlich in die Länge zog. Da wurde Keelin bewusst, dass der Marquis betrunken war! „Ich darf wohl den ganzen Tag über Eure Feinde erledigen!“
    Der Graf ging nicht auf die Worte des Mannes ein, denn er kannte Kirkhams Launen und seinen beißenden Spott. Stattdessen befestigte er ruhig den Verband an Keelins Hals, der die Worte des betrunkenen Neuankömmlings keineswegs gefielen. Ein derart unbedachtes Gerede wäre in der Burg ihres Vaters nicht ohne Folgen geblieben. Sie stand auf und sah dem Marquis fest in die Augen.
    „Mylord“, sagte sie mit kräftiger Stimme, „wie kommt es, dass Ihr nichts von dem Verlust des jungen Grafen wisst? Sein Vater ist an diesem Nachmittag getötet worden, doch Ihr treibt Euren Scherz …“
    „Ist das wahr?“, fragte der Marquis ernst. Das boshafte Glitzern in seinen Augen erlosch, und er straffte die Schultern. „Ist Eldred diesen Wilden zum Opfer gefallen?“
    Marcus nickte kurz und wandte sich ab. Kirkham folgte ihm, und die beiden Männer verschwanden aus Keelins Blickfeld.
    Sie spürte, dass der Marquis in heftigem Aufruhr war, aber sie konnte das Verhalten dieses Mannes nicht verstehen. Vielleicht, so dachte sie, hat er allen Grund, sich zu betrinken.
    Wieder berührte sie den Verband an ihrem Hals und musste daran denken, wie knapp sie mit dem Leben davongekommen war. Was wäre aus dem Clan geworden, wenn sie dem Schurken Ga Buidhe an Lamhaigh hätte überlassen müssen? Keelins Verlangen, endlich nach Carrauntoohil zurückzukehren, wurde beinahe unerträglich, obwohl sie immer noch nicht wusste, wie sie die Heimreise antreten sollte. Doch
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