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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo
Autoren: Margo Maguire
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anvertraute, kostbare Lanze diente. Mit etwas Glück würde niemand auf den Gedanken kommen, in solch einem offensichtlichen und doch abgelegenen Versteck nach der glänzenden Lanze aus Obsidian zu suchen.
    Keelin fand den Eisenriegel und schob ihn beiseite. Dann griff sie mit ihren schlanken Fingern in die Öffnung und zog die in Leder gehüllte Lanze hervor, die einst von einer Göttin aus längst vergangener Zeit berührt worden war. Ga Buidhe an Lamhaigh , wie die Lanze von Keelins Clan genannt wurde, war in grauen Vorzeiten einem Anführer der Sheaghda überreicht worden, in jenen dunklen Jahren vor der Ankunft der Nordmänner, noch bevor die Druiden begannen, ihre geheimen Künste walten zu lassen. In all den Jahren war die schöne, schwarze Lanze das Symbol für die Vormachtstellung der Sheaghda in Kerry gewesen.
    Ihr Verlust würde den Untergang der O’Sheas bedeuten. Und Ruairc Mageean, der Erzfeind des Clans der Ui Sheaghda, trachtete nach diesem Zeichen der Macht.
    Jedes Mal, wenn Keelin Ga Buidhe an Lamhaigh berührte, spürte sie den Zauber und die jahrhundertealte Kraft dieser Waffe, die eine Flut von Bildern und Empfindungen in ihr auslöste. Ihre plötzlichen Eingebungen waren eindringlicher denn je, zehrten indes an ihren Kräften.
    Die Fähigkeit, die Lanze zu nutzen, war Keelins Schicksal, das ihr gleichwohl zur Ehre gereichte.
    Sie nahm all ihre Geisteskraft zusammen, ließ sich auf einer Schicht Kiefernnadeln nieder und zog Ga Buidhe an Lamhaigh aus der ledernen Hülle.
 

  1. KAPITEL
     
    Südlich von Chester, England
    Winteranfang 1428
    Hier und da drangen Sonnenstrahlen durch den dicht bestandenen Wald und leuchteten bis in die düsteren Winkel des Unterholzes. Es war spät am Nachmittag, und die Reiterschar eilte voran, um noch vor der Dunkelheit nach Wrexton Castle zu gelangen. Marcus de Grant ritt neben seinem Vater, der nun erneut ein Thema anschnitt, das Marcus Unbehagen bereitete.
    Heirat.
    „Es gibt auf Haverston Castle so viele bezaubernde junge Damen im heiratsfähigen Alter, Marcus“, begann Eldred de Grant.
    „Vater …“
    „Ich werde nicht jünger, mein Sohn, und du auch nicht“, fuhr Eldred unbeirrt fort. „Eines Tages wirst du Graf von Wrexton sein, und ich wünsche mir für dich, dass du dann nicht alleine bist, sondern eine Gefährtin hast … eine Gemahlin. Eine ehrenwerte Frau, so wie deine Mutter, meine Rhianwen.“
    Die Hoffnung seines Vaters entsprach auch Marcus’ Wunsch, aber er hatte bisher noch keine Frau kennengelernt, bei der er sich ungezwungen geben konnte. Er fühlte sich in Gegenwart von Frauen unbeholfen und gehemmt und brachte lediglich mit den Gemahlinnen einiger Freunde ein Gespräch zu Stande. Sonst war er stets verlegen, wenn junge Damen von edler Herkunft zugegen waren, jene lieblichen und herausgeputzten, von Hofdamen und Bediensteten umringten Geschöpfe in Gewändern aus Samt und Seide, die gekonnt die Lippen schürzten, nichts von ihren sanften Rundungen verbargen und allerlei verworrene Wünsche äußerten.
    Die Damen waren so zart und empfindlich. Und voller Geheimnisse . Marcus war ein Krieger und kein Höfling und hatte nicht die geringste Ahnung, wie man einer Dame den Hof machte. Hinzu kam, dass in seinem hünenhaften Körper eine solche Kraft steckte, dass er befürchtete, sie schon durch eine bloße Berührung zu verletzen.
    „Eine Gemahlin, Onkel Eldred?“, drängte sich Marcus’ junger Vetter entrüstet in die Unterhaltung, als er nun auf gleicher Höhe neben den Männern ritt. Adam Fayrchild, ein ungestümer Bursche, war erst elf Jahre alt. Er hatte bereits vor geraumer Zeit seine Eltern verloren, und Eldred, ein ausgesprochen freigebiger und freundlicher Mann, hatte ihn aufgenommen, obgleich die Familie des Jungen nur entfernte Verwandte waren. „Wozu brauchen wir eine Gemahlin in Wrexton? Es ist doch alles geregelt, oder etwa nicht? Wir haben unsere Base Isolda, genügend Köche, jede Menge Bedienstete und …“
    „Ein Mann braucht einen Erben, mein lieber Adam“, erwiderte Eldred lachend. „Eines Tages wirst du das verstehen, wenn dir die Dame deines Herzens begegnet.“
    „ Wer soll mir begegnen?“, fragte er, wobei er die mit Sommersprossen übersäte Nase rümpfte und nicht nachvollziehen konnte, warum der Graf gelacht hatte. „Onkel, in ganz Haverston gibt es kein Mädchen, das ich auch nur einen Tag lang ertragen könnte, ganz zu schweigen von einem ganzen Monat oder einem Jahr!“
    Marcus lächelte, obwohl
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