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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo
Autoren: Margo Maguire
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beharrliches Schweigen hervorgerufen hatte. Bei seiner Ankunft hatte er den Männern noch unzählige Befehle erteilt und alle Anordnungen getroffen, die dem Wohlergehen des Jungen dienlich waren, aber jetzt schien er nur widerwillig sprechen zu wollen.
    „Es wird indes noch einige Zeit dauern“, fuhr sie fort, „bis wir wissen, wie es ihm geht …“
    Der Mann nickte kurz und ging dann eilenden Schrittes zurück in Richtung der Hütte. Er hatte Keelin nur allzu deutlich gezeigt, dass er nichts mit ihr zu tun haben wollte.
    So kam sie nicht weiter mit ihrem Vorhaben, denn sie wollte eine Bitte an diesen Mann richten, ein dringendes Anliegen. Ihr Gebet würde erhört werden, sofern es ihr gelang, diesen jungen Engländer davon zu überzeugen, sie und ihren Onkel sicher von diesem Ort fortzubringen. Bei Tiarnans schlechtem Gesundheitszustand war dieser Hüne ihre einzige Hoffnung. Sie würde einen Weg finden, den Onkel zunächst in der Obhut des Engländers zu lassen, und sich dann allein nach Kerry aufmachen. Sie musste in Erfahrung bringen, was in Carrauntoohil vor sich ging.
    „Wartet doch!“, rief sie ihm nach. Endlich schenkte er ihr seine Aufmerksamkeit.
    Er hielt inne und wandte sich ihr halb zu.
    „Ich bin Keelin O’Shea, Tochter von Eocaidh, dem Anführer meines Clans der Ui Sheaghda.“ Als sie keine Antwort erhielt, sagte sie: „Ich denke, ich habe das Recht zu erfahren, wie der Name meines Gastes lautet.“
    Er räusperte sich. „M…Marcus de Grant“, kam es schließlich zögerlich über seine Lippen. „Da mein Vater an diesem unheilvollen Nachmittag den Tod fand, bin ich … bin ich nun der neue Graf von Wrexton.“
    Keelin hatte nichts anderes erwartet. Der Mann war kein gewöhnlicher Engländer, und sie war froh, dass sie ihn und seine Männer gebührend empfangen hatte. Marcus de Grant war kein unbedeutender Edelmann. Und er war ein Mann, der um seinen Vater trauerte. Wenn es ihr nur gelänge, ihn zu überreden, sie und Tiarnan mit auf seine Burg zu nehmen.
    „Mein aufrichtiges Beileid. Ihr habt einen teuren Menschen verloren“, sagte sie sehr ernst und ging auf ihn zu. Der arme Mann war offensichtlich tief erschüttert von dem Tod seines Vaters.„Es ist wahrlich nicht leicht, einen Angehörigen zu verlieren.“
    Marcus bezweifelte, dass er sich jemals derart unbeholfen vorgekommen war. Als er halb nackt auf dem Pfad stand und die Irin auf sich zukommen sah, verspürte er den Drang, sein nasses Gewand fallen zu lassen und fortzulaufen. Er wollte vor allen Ereignissen in seinem Leben davonrennen – vor den neuen Verpflichtungen, der Verantwortung für Adam und dem Tod seines Vaters. Doch jetzt wünschte er sich vor allem, der Nähe dieser dunkelhaarigen Dame entfliehen zu können, deren vollendete Umgangsformen ihn wieder einmal zutiefst verunsicherten.
    Gleichzeitig spürte er jedoch, dass die Frau aus Erfahrung sprach, da sie wohl selbst einen schweren Verlust hatte hinnehmen müssen. Dies Gefühl verhalf ihm, ihr endlich zu antworten. „Nein, es … es ist nicht leicht“, sagte er mit gepresster Stimme.
    „Und der Junge, Mylord? Wer ist Adam?“, fragte sie, als sie schließlich nebeneinander hergingen.
    „Mein Vetter“, erwiderte Marcus, während er darum bemüht war, genügend Abstand zu der schönen Frau zu schaffen.
    „Ich möchte keineswegs aufdringlich sein, Mylord“, fuhr Keelin fort, „aber wie ist es zu diesem schrecklichen Vorfall gekommen? Was ist Euch und Euren Männern zugestoßen?“
    „Ich hatte gehofft, Ihr würdet mir die Ereignisse erklären können“, entgegnete Marcus und war überrascht, wie leicht ihm diese Worte über die Lippen gekommen waren. Er hatte keineswegs vor Unsicherheit gestottert, und es war ihm gelungen, genau das zu sagen, was er dachte. Und weder ihr forscher Blick noch ihre ausgesprochen ansehnlichen Rundungen und ihr verführerischer, würziger Duft hatten ihn zurückschrecken lassen.
    „Ich?“, entfuhr es ihr ungläubig. Sie war offenbar mehr als verblüfft und blieb stehen.
    „Keltische Krieger haben uns in dem Waldstück nördlich von hier überfallen“, sagte er. „Eine Reiterschar von Engländern kam gerade noch rechtzeitig, um die Schurken in die Flucht zu schlagen. Dennoch fielen vier meiner Männer, und mein Vater starb in meinen Armen. Neben Adam haben wir also noch weitere Verwundete zu beklagen.“
    Keelin presste die Hand auf die Brust und murmelte vor sich hin, bevor sie zu seiner Überraschung sagte: „Seit Tagen habe
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