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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo
Autoren: Margo Maguire
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nennen durfte.
    Nicht einmal die Franzosen waren so barbarisch. Die Angreifer hatten keine Rüstungen getragen, stanken bestialisch und waren unrasiert. Ihr wildes Haar war im Nacken zu langen Zöpfen zusammengefasst, ihre Sprache bestand aus seltsamen, kehligen Lauten und hatte vollkommen fremd in seinen Ohren geklungen. Zunächst hatte er sie für Kelten gehalten, doch jetzt, da er wusste, dass die unbekannte Frau und ihr Onkel aus Irland stammten, fragte er sich, ob es einen Zusammenhang gab. Waren die Angreifer ebenfalls aus Kerry? Kannten sie die Bewohner der Bauernkate?
    Gott mochte Tiarnan O’Shea und seiner Nichte beistehen, wenn sie in irgendeiner Weise an dem fürchterlichen Gemetzel des Nachmittags beteiligt waren.
    Marcus ging hinter die Hütte, wo seine Männer in der Zwischenzeit Zelte aufgeschlagen hatten. Die Reiter aus Wrexton würden die Nacht hier verbringen und ihre verwundeten Gefährten versorgen. Vermutlich blieben sie sogar mehrere Tage, denn er vermochte nicht zu sagen, wann Adam wieder so weit hergestellt war, dass er auf einem Pferd nach Wrexton Castle gebracht werden konnte.
    Seinen Vater jedoch musste er bald nach Hause bringen, um ihn im Land seiner Vorväter zu bestatten.
    Unweit der Kate befand sich ein rauschender Bachlauf, den Marcus über einen kleinen, ausgetretenen Pfad erreichte. Er streifte das Hemd ab, kniete sich hin und tauchte den Kopf ins kühle Nass. Er musste endlich wieder einen klaren Gedanken fassen.
    Keelin hatte den Jungen ausreichend versorgt und legte die Heilkräuter und Leinenverbände zur Seite. In einer flachen Schale wusch sie die Hände mit frischem Wasser und ging dann zu ihrem Onkel, um leise ein paar Worte mit ihm zu wechseln.
    „Schlaft jetzt ein wenig“, sagte sie schließlich zu ihm, da sie wusste, wie sehr ihn die Sorge um ihr Schicksal und die Ankunft der Fremden ermüdet hatte. „Ich gehe ein wenig nach draußen, bin indes bald wieder da, um nach Euch zu sehen.“
    Sie musste mit dem Engländer sprechen.
    Keelin verließ die Kate und war ebenso überrascht wie bestürzt, als sie sah, wie viele Ritter sich hinter der Hütte ganz in der Nähe des alten Karrens aufhielten. Sie war zwar zuversichtlich, dass die Engländer die Lanze nicht entdecken würden, aber es bereitete ihr Unbehagen, die Männer so dicht neben dem Verschlag stehen zu sehen.
    Doch dann rief sie sich selbst zur Ruhe und näherte sich einigen Rittern, die miteinander sprachen, um sie zu fragen, wohin der junge Edelmann gegangen sei. Man wies ihr den Pfad, der zum Bachlauf führte. Keelin folgte dem schmalen Weg und blieb erstaunt stehen, als sie der Gestalt des Engländers ansichtig wurde.
    Sie verspürte ein seltsames Gefühl in der Bauchgegend, und das Atmen fiel ihr schwer, als sie den jungen Mann sah, der mit bloßem Oberkörper am Rande des Baches stand. Keelin durchfuhr es glühend heiß, als hätte ihre Haut Feuer gefangen. Ihr Herz pochte wild, als ob sie etwas von ihrem Vorrat an zerstoßenem Fingerhut genommen hätte.
    Hatte sie je einen so gut gebauten Mann gesehen? Sie konnte sich wahrlich nicht erinnern. Die breiten Schultern, die schmalen Hüften und die kraftvollen, vollendet geformten Arme – all diese Vorzüge boten einen eindrucksvollen Anblick.
    Oberkörper und Haar des Engländers waren nass, und als er den Kopf in den Nacken warf, kam er Keelin wie ein wildes Tier vor, das sich jeden Augenblick das Wasser aus dem Pelz schütteln würde. Sie vermochte kaum noch zu atmen, und ihr Mund schien wie ausgetrocknet zu sein, als sie die Bewegungen des Mannes beobachtete.
    In diesem Augenblick bemerkte er sie.
    Unwillkürlich machte er einen Schritt zurück und stand plötzlich mit einem Stiefel im Wasser. Als wenn dies noch nicht genug der Peinlichkeit wäre, verlor er obendrein sein Gleichgewicht und fiel rücklings in den Bach. Als Keelin ans Ufer eilte, um ihm die Hand zu reichen, überzog eine tiefe Röte sein Gesicht.
    „Nun, wenn Ihr ein Bad nehmen wollt …“, sagte sie scherzhaft.
    Wortlos kam der blonde Hüne wieder auf die Beine und stieg verdrießlich aus dem flachen Wasser. Keelin merkte sofort, dass er nicht zu Späßen aufgelegt war. Er machte auch keine Anstalten, ihr gegenüber freundlich zu sein. Sie konnte sein Verhalten verstehen. Schließlich war sie eine Irin und stammte aus demselben Land wie die Krieger, die seine Reiterschar überfallen hatten.
    „Der Junge schläft jetzt“, sagte sie und durchbrach damit die Anspannung, die sein
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