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1688 - Joker Nummer Sieben

Titel: 1688 - Joker Nummer Sieben
Autoren: Unbekannt
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Scukan."
     
    *
     
    Über den Monitor verfolgte er die erste Entwicklung. Ein spezieller Erziehungsroboter, ein PädRob, hatte sich zu dem Spindelwesen ins Zimmer begeben und brachte ihm menschliche Sprache und menschliche Verhaltensweisen bei. Früher hatte man solche Roboter im Erziehungswesen eingesetzt - war aber wieder davon abgekommen, weil Menschen aus Fleisch und Blut eben mit „Herz" bei der Sache waren. PädRobs konnten Eltern und Lehrer nicht ersetzen.
    Nummer Drei jedoch hatte weder das eine noch das andere. Drei nahm das Wissen in einer Weise auf, die an einen leeren Syntron erinnerte, der seine Urinformation erhielt. Es dauerte keine zwei Stunden, bis er die Grundzüge des Interkosmo beherrschte, und nur eine weitere, bis er sich im Alltagsleben auf Terra hätte bewegen können.
    Michael Rhodan sandte eine erste Zwischenmeldung an die anderen Teams ab. Von jedem Raumschiff, von jeder Station erhielt er Rückmeldung: nur von Nummer Sieben nicht.
    Boris Siankow! Was ist los bei euch ?
    Insgesamt ließen sie dem Spindelwesen für die erste Lernphase sieben Tage Zeit. Tausend syntronische und menschliche Augen untersuchten jede Bewegung, analysierten und zogen Schlüsse. Und als die erste Phase abgeschlossen war, hielt die Faszination unter der Besatzung unvermindert an. „Unglaublich", murmelte Vrankh Scheich mit der ziellosen Bestimmtheit eines betrunkenen Mannes - obwohl er außer dem obskuren „Rheumamittel" nichts zu sich genommen hatte. „Was meinst du, Pera?"
    „Unglaublich", stimmte die blonde Walküre mit dem Stiernacken zu. Sie hatte sich hinter den beiden Männern aufgebaut und musterte den Bildschirm mit leerem Gesichtsausdruck. „Die Körpergröße hat er von uns", sagte sie. „Die dünne Gestalt bestimmt von Scukan."
    „Unfug", entgegnete Michael Rhodan gereizt. „Genetik ist kompliziert. Das läßt sich nicht so einfach erklären." Er hätte sich besser gefühlt, hätte er den Vorgang nur selbst verstanden.
    Aber das war nicht der Fall, nicht im mindesten. „Was jetzt?" fragte Scheich. „Was wohl?"
    Michael Rhodan zog die Augenbrauen hoch, warf einen letzten Blick auf den Schirm und erhob sich aus dem Sessel. „Reden kann er, also rede ich mit ihm."
    Und als er gegangen war, hörte er von Pera Selkov einen Satz, dem er kaum Bedeutung zumaß: „Ich glaube, er hat meine Augen." Kaum Bedeutung deshalb, weil Nummer Drei absolut durchschnittliche blaue Augen besaß und die stellvertretende Kommandantin in die Gegend stierte wie ein Affe. Menschen konnten sich eine Menge einbilden. Ungewöhnlich war das nicht.
     
    *
     
    „Ich weiß nichts über mich", sagte das Wesen, als Rhodan ihm in seiner „Zelle" gegenübersaß. Es trug dieselbe lindgrüne Kleidung, die schon Eins und Zwei auf Titan erhalten hatten. „Der Roboter hat mir vieles beigebracht, aber nicht alles. Wäre ich auf normalem Weg entstanden, also durch einen natürlichen Zeugungsvorgang, so besäße ich eine Erinnerung daran. Die besitze ich nicht.
    Was ist überhaupt Erinnerung? Ist Erinnerung der Ausdruck einer wahren Begebenheit? Oder nur ein subjektiv verzerrtes Abbild?"
    Das Spindelwesen erhob sich aus seinem Sessel und nahm eine hektische Wanderung durch den Raum auf, der Rhodan mit Argusaugen folgte. Zu keiner Zeit drehte er dem Wesen den Rücken zu. „Und wenn die zweite Möglichkeit zutrifft", fuhr der knapp zwei Meter lange Terraner fort, „so hat diese Erinnerung keinen Wert für mich. Dann muß ich mir ganz andere Fragen stellen.
    Wie kann ich das Geheimnis meiner Entstehung objektiv klären? Gib mir Wissen, Michael Rhodan, und ich füge die Fakten zusammen."
    „Ich kann dir nicht viel mehr geben, als du bekommen hast", bedauerte Rhodan. „Dann sag mir wenigstens meinen Namen."
    „Dein Name ist Drei."
    „Drei ist kein Name", gab das Wesen mit einem Anflug von tiefer Verzweiflung zurück. „Drei ist eine Zahl. Und außerdem ist Drei ein Hinweis. Drei bedeutet, daß Eins und Zwei ebenfalls existieren. Ist es so? Dann will ich, daß du mich mit Eins und Zwei zusammenbringst. „ Er ist zielstrebig, überlegte Rhodan, während seine Handflächen vor Nervosität feucht wurden. Er besitzt kaum Informationen, und doch zieht er präzise Schlüsse. Beängstigend.
    Michael Rhodan ließ sich von der Hektik des Wesens nicht anstecken. Sosehr Drei auch gestikulierte oder ihn umkreiste, behielt er doch die Ruhe dabei. „Über Eins und Zwei kann ich dir nichts sagen." Daß er damit die Existenz der beiden ersten
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