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1685 - Spindel und Segment

Titel: 1685 - Spindel und Segment
Autoren: Unbekannt
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Kabinettsmitglieder empfingen Atlan mit verhaltenem Beifall. Der Aktivatorträger spürte sofort, daß eine kühlere Stimmung vorherrschte als draußen beim Volk. „Wir haben lange auf dich warten müssen", sagte der Präsident mit unüberhörbarem Vorwurf. „Du bist schon über fünf Wochen wieder in der Milchstraße, aber dein Weg hat dich noch nicht nach Arkon geführt. Ich denke aber, daß du über die politische Entwicklung wenigstens so gut informiert bist, daß du zum Volk sprechen kannst."
    Das hatte fast den Charakter einer Ohrfeige. „Ich habe nach meiner Rückkehr viele Arkonwelten besucht", entgegnete Atlan sachlich. „Ich besitze einen ausgezeichneten Überblick über die Lage und über die Stimmung im Volk. Und ich weiß genau, warum ich zum jetzigen Zeitpunkt nach Arkon gekommen bin und nicht früher."
    „Das ist gut", meinte Halifer von Polat leicht verunsichert. „Wenn du keine anderen Wünsche hast, laß uns zum Platz der Glorie gehen, wo wir zum Volk sprechen können."
    Die wenigen hundert Meter bis zum Sprecherpodest legten sie zu Fuß zurück. Der Präsident und seine Kabinettsmitglieder winkten den versammelten Arkoniden freundlich zu, aber die Antwortchöre konzentrierten sich mehr auf Atlan. Dem fiel allerdings auf, daß hier in der Nähe des Regierungsgebäudes die Parolen der Separatisten und Radikalen häufiger anzutreffen waren.
    Morad von Darrid bestieg ohne Absprache das Rednerpodest. Der Präsident und die anderen Kabinettsmitglieder schienen darüber jedoch informiert zu sein.
    Der junge Diplomat sprach völlig frei und ohne schriftliches Konzept. „Arkoniden! Heute ist wieder einmal ein großer Tag in der Geschichte unseres Volkes. Atlan ist nach mehrjähriger Abwesenheit zu uns zurückgekehrt. Wir alle wissen, was er in der Vergangenheit für uns geleistet hat. Dafür sind wir ihm dauerhaften Dank schuldig.
    Insbesondere wäre der Aufschwung nach der MonosÄra ohne sein Wirken unmöglich gewesen. Wir, die Regierung unseres verehrten Präsidenten Halifer von Polat, haben auch in den Jahren von Atlans Abwesenheit weiter für die Zukunft gearbeitet. Wir haben neue politische Ziele postuliert, die uns unabhängiger und stärker machen werden. Die Arkoniden schicken sich an, einen neuen Weg in die Zukunft zu gehen. Wir alle können heute die wichtige Frage an den größten Arkoniden aller Zeiten stellen, wie er sich seine Rolle bei dem neuen Weg Arkons als freie, unabhängige und selbständige Nation in die Zukunft vorstellt."
    Er räumte das Podium und lud Atlan mit einer Geste zum Sprechen ein. Der Beifall, den der Diplomat erhielt, klang zum Teil verhalten. Nur die Regierungsmitglieder applaudierten besonders heftig, sowie eine Gruppe von jungen Männern und Frauen, die sich mit Transparenten und Plakaten ausgerüstet hatten, die dem Gedankengut der Separatisten und Radikalen zuzuordnen waren.
    Der Beifall und die Jubelrufe waren deutlich lauter, als Atlan hinter das Rednerpult trat. Er wartete ab, bis Ruhe eingekehrt war. „Ich bin froh und glücklich", begann Atlan, „wieder unter euch sein zu können. Aber es gibt auch Dinge, die mich bedrücken. Nach meiner Rückkehr von der Coma-Expedition habe ich zwanzig Arkonwelten besucht und überall etwas von den Bestrebungen wahrgenommen, die als >neuer Weg< bezeichnet werden. Es gibt Kräfte in unserem Volk, die Arkon aus dem Galaktikum trennen wollen. Sie träumen von Macht und Glorie, aber sie sehen nicht, daß dieser angeblich >neue Weg< ein uralter ist, der irgendwann in den Abgrund führt. Ich will nicht ständig mein Alter und meine Erfahrung ins Spiel bringen, aber ich appelliere an jeden Arkoniden, der guten Willens ist, sich von den Zielen der Separatisten zu distanzieren. Noch deutlicher wird der Weg des Verderbens durch radikale Elemente, die eine noch akzeptable politische Linie für sich nutzen. Anstatt Verbrechen zu begehen und sich von den anderen Völkern der Milchstraße abzuwenden, sollte Arkon sich stärker ins Galaktikum integrieren und seine wirklich positiven Ziele dort zur Geltung bringen."
    Von der Seite der jungen Arkoniden ertönten schrille Pfiffe. Die Regierungsmannschaft hielt sich zurück. Aber die Menge des Volkes klatschte Atlan Beifall.
    Die Pause hatten irgendwelche Helfer genutzt, um auf dem Podium ein zweites Mikrophon in Betrieb zu nehmen. Hinter diesem stand nun Morad von Darrid. „Arkoniden", sprach der Diplomat etwas theatralisch. „Hier zeigt es sich, daß Atlan zehn Jahre verschlafen
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