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1676 - Die Jenseits-Kutsche

1676 - Die Jenseits-Kutsche

Titel: 1676 - Die Jenseits-Kutsche
Autoren: Jason Dark
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leuchteten kreisrund in einem kalten Licht, das aus seinem Innern zu kommen schien. Es war ein böses Licht, da gab es nichts Freundliches mehr, und Johnny las darin die Kälte einer Totenwelt.
    Er hatte keine Waffe. Wenn es hart auf hart kam, musste er sich mit den bloßen Händen verteidigen, was durchaus ins Auge gehen konnte.
    Ihm fiel ein, dass die Gestalt nicht allein in der Kutsche gesessen hatte. Sie war von zwei Personen begleitet worden, die Johnny nicht sah. Er musste aber davon ausgehen, dass sie sich in der Nähe befanden. Womöglich schon im Haus. Die Vogelscheuche nickte ihm zu. Plötzlich konnte sie auch sprechen.
    »Einmal bist du mir entkommen. Ein zweites Mal wird es dir nicht gelingen. Ich werde dich übernehmen und dafür sorgen, dass man um dich weinen wird.«
    »Meinst du meine Eltern?«
    »Auch.«
    »Und wer wird noch um mich weinen?«
    Der Mund bewegte sich kaum, als die Gestalt sprach. »Es wird jemand um dich weinen, den ich hasse. Eine Person, die dort lebt, wo ich herkomme. Aus Avalon.«
    Johnny erschrak. Der andere musste ihm nichts mehr sagen. Er wusste auch so Bescheid, und der Name drang als Flüstern aus seinem Mund.
    »Nadine Berger.«
    »Genau die!«
    »Was hast du mit ihr zu tun?«
    Die Vogelscheuche musste lachen. »Ich will es dir sagen. Sie ist meine Feindin. Sie stört mich und genau das hasse ich. Ich will, dass sie vernichtet wird. Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich, und genau das kann ich nicht zulassen. Ich will mir meine Macht nicht nehmen lassen.«
    »Welche Macht?«, flüsterte Johnny und dachte daran, dass eine Vogelscheuche keine Macht haben konnte.
    »Du glaubst mir nicht?«
    Johnny hob die Schultern. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Wenn ich dich so anschaue, dann…«
    Die Vogelscheuche unterbrach ihn. »Dann kommt dir nicht die Wahrheit in den Sinn, ist es so?«
    Johnny nickte.
    Die Vogelscheuche winkte ab. »Ich bin großzügig, ich verzeihe dir. Auch wenn dich mein Aussehen stört, ich werde dir die Wahrheit sagen. Ich bin ein Zauberer, der in Avalon versucht hat, die Herrschaft an sich zu reißen. Aber deine Freundin hat es verhindert, und dafür wirst du jetzt büßen. Das habe ich mir geschworen.«
    Johnny hatte einiges gehört, das er verkraften musste. Aber wie und auf welche Art und Weise sollte er büßen? Genau das wollte er wissen, deshalb fragte er auch nach.
    »Ich bin nicht das, was du siehst. Wenn ich dich übernommen habe, wirst du ich sein und ich du. Das ist meine Rache. Und nicht nur du wirst zu einem Opfer, auch deine Eltern. So sieht deine Zukunft aus, Johnny Conolly.«
    Er hatte jetzt alles gehört. Er wollte es nicht glauben. In seinem Kopf jagten sich die Erinnerungen. Es lag noch gar nicht weit zurück, da wäre er beinahe durch die Hand eines gefährlichen Dämons gestorben, der dem absolut Bösen sehr nahestand. Die Vampirin Justine Cavallo hatte ihn aus den Klauen gerettet.
    Und jetzt stand er erneut vor einer dieser schrecklichen Bewährungsproben.
    »Du bist geschockt?«
    »Ja. Ich kann es nicht fassen!«
    »Du wirst es müssen. Ich habe mich einmal dafür entschieden, und dabei bleibt es. Ich werde dich übernehmen.«
    Johnny gab nicht auf. »Und wie willst du das schaffen? So wie du vor mir stehst, ist das kaum möglich.« Bewusst trotzig hatte er die Worte ausgesprochen, denn Johnny war jemand, der nicht so leicht klein beigab.
    Der Zauberer breitete seine Arme aus. »Ich habe dir vorhin gesagt, dass ich dich nicht noch einmal verlieren werde. Aber wer bin ich denn? Was denkst du von mir?«
    Johnny reckte sein Kinn vor. »Du bist ein Bluff er und ein Blender, ich glaube dir kein Wort.«
    Der Zauberer ärgerte sich, dass seine Macht angezweifelt wurde. Mit scharfer Stimme flüsterte er: »Ich werde dir das Gegenteil beweisen, darauf kannst du dich verlassen. Ich werde dir zeigen, welche Macht in mir steckt.«
    Johnny glaubte nicht, dass er geblufft wurde. Er schaute zu, wie der Zauberer die Arme ausstreckte und bei dieser Geste noch stärker an eine Vogelscheuche erinnerte. Der Zauberer fing an zu vibrieren. Überall an seinem Körper begann es zu zittern und zu beben. Es gab keine ruhige Stelle mehr, und Johnny sah, dass sich seine Gestalt fast völlig auflöste. Auf einmal bestand sie aus unzähligen Partikeln, die nicht still waren und weiterhin vibrierten.
    Der Zauberer hatte seine Strukturen aufgelöst, war aber trotzdem noch vorhanden. Er bewies Johnny, was in ihm steckte, und allmählich verlor er seinen Mut.
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