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1676 - Die Jenseits-Kutsche

1676 - Die Jenseits-Kutsche

Titel: 1676 - Die Jenseits-Kutsche
Autoren: Jason Dark
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der Prinz seinen Kopf schüttelte und sich dann umdrehte. Es wunderte Bill, dass ihm die Gestalt den Rücken zukehrte, doch das konnte sie sich erlauben, denn Bill sah, dass sie sich in einem Zwischenzustand befand. Mal fest, dann wieder sich leicht auflösend.
    Er wusste noch immer nicht, was der Prinz vorhatte. Im Moment befand er sich nicht in Todesgefahr.
    Dann blieb die Gestalt vor einem Sessel mit hoher Lehne stehen und beugte sich vor. Bill schaute jetzt auf ihrem Rücken und darauf zielte er mit seiner Pistole. Lange behielt der Prinz die Haltung nicht bei. Er hatte sich nur kurz an der ledernden Rückenlehne abgestützt.
    Jetzt drehte er sich langsam wieder um. Dabei hob er die linke Hand und Bill sah, dass sich zwischen den Kuppen von Daumen und Zeigefinger ein winziger Gegenstand befand, der silbrig schimmerte.
    Der Reporter musste nicht lange raten, um was es sich dabei handelte. Es war die geweihte Silberkugel aus der Waffe des Reporters, die der Prinz aus dem Sessel gepult hatte.
    Und er konnte sich ein Lächeln leisten, als er mit leiser Stimme fragte: »Hast du mich damit töten wollen?«
    Bill presste die Lippen zusammen. Er kam sich vor wie ein Schuljunge, der sich lächerlich gemacht hatte. Dieser Prinz aus Avalon führte ihn regelrecht vor.
    »Ich warte auf deine Antwort.«
    »Ja, ich habe es versucht.«
    Der Prinz lachte. »Interessant, wirklich. Aber ich kann es dir nicht mal verübeln. Auch ich hätte mich gewehrt. Aber du musst auch akzeptieren, dass ich unbesiegbar bin. Ich habe nicht geblufft. Avalon hat mich zu einem besonderen Geist werden lassen, und das bekommst du nun zu spüren…«
    Nur kurze Zeit hatte Johnny Conolly das Gefühl, dieser Schuss wäre so etwas wie ein Lebensretter für ihn gewesen.
    In den folgenden Sekunden geschah nichts. Die Aktion im anderen Zimmer hatte den Zauberer wirklich verunsichert. Er musste sich entscheiden, was er unternehmen sollte - ob er bei Johnny blieb oder nachschaute.
    Der junge Conolly hatte sich wieder so weit gefangen, dass er an Flucht dachte. Solange der Zauberer nicht in seiner Nähe stand, hatte er eine Chance. Es waren für ihn auch nur ein paar Meter zu überwinden, um die Tür zu erreichen. Rennen oder schleichen?
    Johnny war noch unsicher. Er dachte als dritte Möglichkeit daran, zu seinem Vater zu gehen, um nachzusehen, wie sich dieser verhalten hatte und ob der Schuss erfolgreich gewesen war. Am Anfang hatte er daran geglaubt, jetzt nicht mehr. Wenn sein Vater Erfolg gehabt hatte, warum kam er dann nicht?
    Johnny lief zur Haustür. Es war sein Glück, dass der Zauberer noch immer in die andere Richtung schaute. Er hielt sich dort auf, wo der Flur zu Bills Arbeitszimmer führte.
    Johnny kam sich schon leicht schäbig vor, dass er es mit Flucht versuchte. Aber unter Umständen gab es eine Möglichkeit, von einer anderen Stelle aus etwas unternehmen zu können.
    Die Tür tauchte dicht vor ihm auf. Johnny wusste, dass sie nicht abgeschlossen war. Einfach nur aufziehen, wegrennen und die Flucht ergreifen. Er schaute sich nicht um. Er wollte nur nach vorn sehen. Das bedeutete in diesem Fall das Öffnen der Tür.
    Es klappte.
    Johnny riss die Tür auf. Er schaute in den Vorgarten und hörte hinter sich den irren Wutschrei.
    Da wusste er, dass der Zauberer seine Flucht bemerkt hatte!
    ***
    Ich sagte nichts, ich klammerte mich nur an den Seiten des Sitzes fest. Ich wusste auch nicht, wie viel Zeit verging, mein Blick war einzig und allein nach vorn gerichtet, wo sich das Gesicht meiner Begleiterin schwach abzeichnete. Nur meine Gedanken wirbelten. Ich gelangte zu der Erkenntnis, dass Nadine Berger die Kutsche beherrschte. Ja, sie gehorchte ihr. Sie konnte dieses magische Fahrzeug bewegen und damit Dimensionen überbrücken, was für uns beide wichtig war. Ich hoffte auch, dass Nadine weiterhin an meiner Seite blieb, um mich zu unterstützen. Natürlich würde sie das tun, es ging letztendlich auch um Johnny. Wir waren da!
    Es gab keinen heftigen Ruck, als wir abbremsten. Ich sah es nur, weil ich hin und wieder aus dem Fenster schaute und jetzt eine Umgebung entdeckte, die mir bekannt war.
    Der Garten der Conollys!
    Genau von hier aus waren wir auch gestartet. Mir fiel ein Stein von der Brust. Auch Nadines Gesicht sah ich wieder klarer und dabei durchströmte mich ein gutes Gefühl. Sie schaute mich kurz an, nickte dann und legte die Hand auf den Türgriff.
    »Wir steigen aus, John!«
    »Okay, aber…«
    »Kein Aber jetzt. Es wird Zeit.
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