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1665 - In der Totenstadt

1665 - In der Totenstadt

Titel: 1665 - In der Totenstadt
Autoren: Jason Dark
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hatte sie auch schon in den Abwasserkanälen erlebt. Noch herrschte die Ruhe vor dem Sturm, und ich war gespannt, wie lange sie anhielt. Wir entschieden uns für die Rechte der beiden Baracken. Diesmal blieb Fuller zurück und bei den Frauen. Suko und ich steuerten das Haus gemeinsam an und verließen uns auf das Licht unserer Taschenlampen, deren Kegel erst über die Hauswand tanzten und wenig später das Ziel erreichten, das wir gesucht hatten. Es war der Eingang, die Tür.
    Sie war geschlossen, aber ob wir sie aufbrechen mussten, das musste sich erst noch herausstellen. Der Boden war hier nicht mit Steinen belegt. Er bestand aus festgestampfter Erde, und sogar in den kalten Monaten war Unkraut aus den Lücken geschossen.
    Die Scheiben gab es noch. Soviel wir erkannten, war kein einziges Fenster zerbrochen. Suko hatte die Tür vor mir erreicht. Er leuchtete genauer hin, nickte mir zu und meinte:
    »Die bekommen wir auf.«
    In diesem Fall sorgte er mit einem Tritt dafür. Die Tür wurde nach innen gedrückt und ein dunkler Flur tat sich vor uns auf, in dem es nicht nur feucht roch. Auch hier lag permanent der widerliche Leichengeruch. Ich spürte, wie sich meine Härchen an den Armen aufstellten.
    Wir konnten nach rechts und auch nach links gehen. Eine zweite Etage gab es nicht. Es spielte sich alles auf dieser Ebene ab. Der Fußboden starrte vor Schmutz. Ich sah einen Lichtschalter und drehte ihn herum. Was ich kaum für möglich gehalten hatte, trat ein. An der Flurdecke erhellten sich einige Lampen, deren Kugeln allerdings mit einer Schmutzschicht bedeckt waren. Durch sie wurde das Licht stark gedämpft.
    »Wohin?«
    Ich wollte nach rechts gehen, als Suko fragte. Er nahm die andere Seite. Auch wenn der Gestank nur schwach vorhanden war, der Gedanke an die Leichenfresser ließ mich nicht los. Sie waren auch hier gewesen, daran glaube ich fest und erhielt den Beweis, als ich die dritte Tür in meiner Reihe aufstieß. Hinter den ersten beiden waren die Zimmer leer gewesen, abgesehen von den vier Betten. Im dritten Raum sah ich etwas. Jemand lag im Bett, aber es war kein Mensch mehr, sondern ein Skelett. Ein Opfer der Ghouls. Die Knochen waren abgenagt worden. Das Skelett lag rücklings auf dem Bett, als wartete es darauf, weggetragen zu werden. Ich fand noch zwei weitere Opfer der Ghouls, wobei sie einfach nur auf dem Boden lagen. Ich trat den Rückweg an und traf auf Suko, der nichts gefunden hatte.
    »Wir können die Frauen in meinem Bereich lassen«, schlug er vor. »Ich glaube nicht, dass die Ghouls hier hocken. Was meinst du?«
    »Ist schon okay.«
    Vor der Tür hatten Harold Fuller und die drei Frauen auf uns gewartet. Natürlich wurden wir gespannt angeschaut, als wir die Baracke verließen. Ich beruhigte sie mit einem Lächeln und erklärte ihnen dann, dass sie unbesorgt die Baracke als Versteck nehmen konnten. Dabei winkte ich Fuller heran und flüsterte ihm zu, dass er die linke Seite nehmen sollte, weil einige Zimmer an der rechten besetzt seien.
    »Vom wem?«
    Ich sagte es ihm.
    »Mein Gott«, flüsterte er, »das hatte ich mir fast gedacht. Sie haben überall ihre Spuren hinterlassen, und wir wissen noch immer nicht, mit wie vielen dieser Bestien wir es zu tun haben.«
    »Sie werden sich zeigen müssen«, sagte Suko.
    »Warum?«
    »Weil sie gierig auf Menschen sind. Sie können nicht hinnehmen, dass wir uns hier normal bewegen. Und das in einer Welt, die ihnen Untertan ist.«
    Der Agent nickte. Sein Gesicht sah steinern aus. »Ich verlasse mich auf Sie.« Dann winkte er den drei Frauen zu, die zögernd auf uns zukamen.
    Jenny Mason hielt sich tapfer. Sie blieb dicht vor mir stehen und fragte mit kratzig rauchiger Stimme: »Sind wir hier wirklich sicher?«
    »Ich hoffe es. Ghouls habe ich nicht gesehen.«
    »Und was ist mit dem Geruch?« Sie blieb weiterhin misstrauisch.
    »Der war allerdings vorhanden.«
    Sie zuckte leicht zusammen.
    »Aber der ist überall«, beruhigte ich sie. »Außerdem seid ihr nicht allein. Wir sind in der Nähe, und Harold Fuller weiß, wie er sich zu wehren hat.«
    »Ja, das ist gut.«
    Suko hielt ihr die Tür auf, und sie betrat mit vorsichtigen Schritten den flachen Bau. Zum Glück brannte im Flur das Licht, und Fuller versprach, die Tür offen zu lassen.
    »Okay, wenn etwas ist, schießen Sie.«
    »Mach ich doch glatt.« Er hob seine Waffe an. »Sind darin nicht Silberkugeln?«
    »Ja.«
    »Dann werde ich sie austrocknen.«
    Es war genug gesagt worden. Ab jetzt hofften wir,
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