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1660 - Geistersturm über London

1660 - Geistersturm über London

Titel: 1660 - Geistersturm über London
Autoren: Jason Dark
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sicher.
    Sie schaute auch im Zimmer der blonden Vampirin Justine Cavallo nach. Es war verlassen. Da hatte sich seit langer Zeit nichts verändert. Was soll ich tun?
    Diese Frage stellte sich Jane immer wieder, und sie gab auch zu, verunsichert zu sein. War es wirklich gut gewesen, John fahren zu lassen? Er hätte ihr helfen können, aber sie wusste auch, dass die andere Seite dies nicht zugelassen hätte. Sie wäre zwischen die Fronten geraten, und so etwas hätte für sie auch tödlich enden können. Es war schon besser, wenn sie sich den Dingen allein stellte. In ihrem Wohnzimmer öffnete sie das Fenster und ließ ihren Blick schweifen. Sie sah zuerst die anderen verschneiten Dächer. Nur manche Kamine schauten aus dem Weiß hervor.
    Dann blickte sie hinab in den Hof. Dort war auch nichts zu sehen, abgesehen von einer dicken Schneeschicht, in der sich einige Fußspuren abzeichneten. Jane schloss das Fenster wieder. Sie überlegte, ob sie sich einen Kaffee kochen sollte, und musste beinahe lachen, weil sie so normal dachte, und das trotz der Veränderung in ihrem Innern.
    Aber sie merkte auch, dass sie nicht die Fitness besaß, die sie sich wünschte. Ihre Schritte wurden langsam, als gäbe es jemanden, der sie zurückhielt. Jane ärgerte sich darüber, konnte daran aber nichts ändern, und als sie stehen blieb, hatte sie den Eindruck, dass etwas mit ihrer Sehkraft nicht stimmte. Sie sah zwar alles, doch da stimmte die Perspektive nicht mehr. Die Möbel kamen ihr plötzlich schief vor.
    Es war für sie besser, wenn sie sich setzte, was sie auch tat. Allerdings war das auch kein normaler Vorgang mehr. Jane fasste zuerst nach den Lehnen, dann ließ sie sich auf die Sitzfläche nieder, streckte die Beine aus und schloss zunächst die Augen, weil sie sich erholen wollte.
    Ihr Atem ging recht schwer. Woran das lag, wusste sie selbst nicht, denn sie geriet nicht unter einen körperlichen Druck. Dennoch schienen auf ihrem Körper Gewichte zu liegen, und zur gleichen Zeit verspürte sie einen Druck von innen. Das Erbe der Totengöttin meldete sich wieder. Für Jane gab es keine andere Erklärung. Es war da, und irgendwie hatte sie schon darauf gewartet. Die Detektivin blieb in ihrer Haltung. Tun konnte sie nichts, nur abwarten. Lange brauchte sie nicht, denn plötzlich waren die Stimmen wieder da. Augenblicklich fühlte sie sich an die Szene auf dem Friedhof erinnert.
    »Wir sind noch da…«
    »Ja, wir freuen uns.«
    »Wir haben bestimmt noch Spaß miteinander.«
    »Du kannst an unserer Existenz teilhaben, Freundin. Darauf freuen wir uns.«
    »Ja, freue dich auch…«
    Jane konnte nicht reagieren. In ihrem Kopf war ein gewaltiger Wirbel entstanden. Sie fühlte sich hin und her gerissen, und ihr Kopf hatte sich mit den Stimmen der Geister gefüllt.
    Jane bekam Probleme. Sie hob die Arme an und presste die Hände gegen ihre Schläfen. Sie hielt sich auch die Ohren zu, was ihr nichts brachte, die Stimmen wirbelten durch ihren Kopf, sie brachten sie völlig aus der Fassung, und Jane hörte sich stöhnen.
    So hatte sie sich die Dinge nicht vorgestellt. Was sie hier erlebte, kam einer Folter gleich, und in manchen Momenten glaubte sie, dass ihr Kopf explodieren würde. Die Stimmen darin kreischten oder jubelten. Sie waren einfach nicht zu bremsen. Hätte Jane in einen Spiegel geschaut, sie hätte auf ihrem Gesicht den Schweißfilm gesehen.
    Du musst durchhalten, hämmerte sie sich selbst ein. Sie wollen dich nicht töten, denn sie brauchen dich. Du bist für sie der Wirtskörper!
    Du kannst sie auch nicht einfach verschwinden lassen, du musst Tribut dafür zahlen, was noch immer in dir steckt. Eigentlich bist du eine Hexe, wenn auch keine starke.
    Urplötzlich war der Angriff vorbei!
    Stille trat ein, und Jane Collins hielt den Atem an. Sie konnte es gar nicht glauben, so hielt sie weiterhin ihre Hände auf die Ohren gedrückt. Erst nach einer gewissen Zeitspanne fand sie sich damit ab, dass die Stimmen tatsächlich aus ihrem Kopf verschwunden waren. So sanken die Arme wieder langsam nach unten, und sie nahm erneut die normale Sitzhaltung ein.
    Kein Wort drang über ihre Lippen. Nur das schnaufende Atmen unterbrach die Stille im Zimmer.
    Jane zog die Beine an. Es sah so aus, als wollte sie aufstehen, aber das verkniff sie sich. Sie blieb im Sessel hocken und lauschte in sich hinein. Nein, da war nichts mehr. Bis auf den leichten Druck im Kopf fühlte sie sich normal.
    Jane Collins wusste nicht, ob es ein Angriff gewesen war,
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