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1658 - Goldzombie

1658 - Goldzombie

Titel: 1658 - Goldzombie
Autoren: Jason Dark
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vergangenen Nacht war etwas Schreckliches mit ihr passiert. Sie hatte es nicht richtig mitbekommen, doch beim Erwachen hatte sie feststellen müssen, dass dies kein Traum gewesen war. Sie hatte in der Nacht Besuch erhalten und dabei war etwas mit ihrem Körper geschehen.
    Er sah nicht mehr so aus wie sonst. Die Haut hatte eine andere Farbe angenommen. Eine, die für sie völlig fremd war. Einen goldenen Schimmer. Verrückt, unwahrscheinlich und trotzdem eine Tatsache, denn der Spiegel log nicht. An den Füßen hatte es begonnen und erst dicht unter dem Haaransatz an der Stirn aufgehört. Eine dünne goldene Farbe, die alles bedeckte, abgesehen von den Finger und Fußnägeln. Sie war nicht dick aufgetragen worden, man konnte sie mehr als einen Schimmer bezeichnen, aber sie war vorhanden, und als Lisa versucht hatte, sie abzureiben, war ihr das nicht gelungen.
    Sie hatte nicht aufgegeben und Seif e genommen, aber einen Erfolg hatte sie nicht erzielen können. Das empfand sie als schlimm und sogar als grausam. Man hatte ihr einen Teil der Persönlichkeit genommen, und das mitten in der Nacht, ohne dass sie etwas davon bemerkt hatte, was ihr besonders wehtat. Eigentlich hätte sie erwachen müssen, was leider nicht geschehen war. Deshalb ging sie davon aus, dass man ihr heimlich ein Mittel in das abendliche Getränk gemischt hatte. Und nun war sie golden!
    Sie hatte es hingenommen und nicht mal geweint. Tränen gab es bei ihr nicht mehr, sie waren längst versiegt.
    An diesem Tag wollte sie sich kaum anziehen. Nackt ging sie durch ihre Suite und schaute sich immer wieder an. Aber die Hoffnung, dass die dünne Goldschicht von allein verschwinden würde, erfüllte sich nicht.
    Das lange Alleinsein hatte sie dazu gebracht, anders zu denken. Früher hatte sie sich über nichts großartig Gedanken gemacht. Das war in der Zeit der Gefangenschaft anders geworden.
    Jetzt ging es wirklich nur um sie, und diese goldene Farbe musste eine Bedeutung haben.
    Wen sollte sie fragen?
    Lisa hatte keine Ahnung. Einen Kontakt nach draußen gab es nicht. Nur einmal hatte sie im Park einen Mönch gesehen, der sich möglicherweise verlaufen hatte. Mit ihm hatte sie kurz Kontakt aufnehmen können und ihm in aller Eile hastig etwas zugeflüstert. In der Hoffnung, dass er die Botschaft weitergeben würde. Der Mönch hatte nichts gesagt, war aber sehr schnell von den Angestellten des Sanatoriums entfernt worden.
    Die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es. Bei Lisa Cordial war sie bereits gestorben, und die elegante Suite war für sie zu einer Gruft geworden.
    Auch der Arzt hatte sie, bereits so verändert gesehen, als er zur morgendlichen Untersuchung erschienen war. Über ihren Zustand hatte er nichts gesagt, nur angedeutet, dass sie möglicherweise schon vierundzwanzig Stunden später Mutter war. Das hatte sie erschreckt. Auf der anderen Seite war sie auch froh, wieder normal werden zu können. Nur wusste sie nicht, was dann mit ihr geschehen würde. Gefrühstückt hatte sie auch. Allerdings nur etwas Obst zu sich genommen und einen Saft getrunken. Dann hatte sie ihren Umstandskittel über den goldenen Körper gestreift und wartete ab, was der Tag noch alles bringen würde. Innerlich wollte sich Lisa auf die Geburt vorbereiten. Mit dem Kinderkriegen hatte sie keine Erfahrung. Sie kannte so etwas nur aus Gesprächen, und sie wunderte sich jetzt, dass sie keine Wehen oder Schmerzen erlebte. Sie fühlte sich nicht mal schlecht, und wäre die Bauchkugel nicht gewesen, hätte sie sich bewegen können wie vor der Schwangerschaft. Die Suite hatte nicht nur mehrere Zimmer, sondern auch einen kurzen Flur, an dessen Ende sich die Eingangstür befand. Und von dort hörte Lisa Geräusche. Da es sehr still war, bekam sie mit, dass sie jemand besuchen wollte.
    Wahrscheinlich der Arzt oder jemand vom Personal. Das war ihr egal. Sie stand auch nicht auf, um nachzuschauen. Sie lauschte nur den Schritten, die sich dem Wohnraum näherten. Lisa blieb in ihrem bequemen Sessel sitzen und schaute erst auf, als sie das Räuspern hörte.
    Da sah sie ihn!
    Und plötzlich schlug ihr Herz schneller. Im offenen Durchgang stand Armand Didier und schaute sie an. Er hatte sich nicht verändert. Noch immer wuchs das Haar dicht auf seinem Kopf und er trug die dunkle Kleidung. Der Anzug saß perfekt und auch das Hemd war maßgeschneidert, wie immer war die Haut in seinem Gesicht sonnenbraun. Er lächelte mit blitzenden Zähnen, doch Lisa ließ sich davon nicht täuschen. Dieses
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