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1658 - Goldzombie

1658 - Goldzombie

Titel: 1658 - Goldzombie
Autoren: Jason Dark
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verstanden hatte, wusste ich nicht. Zu sehen war jedenfalls nichts. Aber unmöglich war es auch nicht. Auf jeden Fall starrte es mich an, und ich schaute zurück, wobei ich mich besonders auf die Augen konzentrierte. Ich hatte damit gerechnet, zwei goldene Pupillen zu sehen. Das traf nicht zu. Was ich sah, wirkte sehr leer. Es war nichts Menschliches in diesem Blick und mir war endgültig klar, dass hinter diesem Wesen die Macht der Hölle stand. Darauf verließ sich Didier, als er einen Schritt auf mich zukam. Dass ich doppelt bewaffnet war, störte ihn nicht. Er vertraute auf die eigene Stärke, die von der Hölle unterstutzt wurde.
    »Was tun Sie? Was tun Sie jetzt?«, schrie die Hebamme. In ihrer weißen Tracht und dem blassen Gesicht wirkte sie wie ein Gespenst, das von Panik erfasst war. Ich war nur froh, dass sie nicht auf der Seite dieses Armand Didier stand. Zumindest jetzt nicht mehr, und sie erhielt von mir auch eine Antwort.
    »Bitte, bleiben Sie ruhig. Es wird Ihnen und Lisa nichts geschehen. Wichtig sind nur die beiden.«
    »Und was tun Sie mit ihnen?«
    »Was ich tun muss.« Ich umging damit eine direkte Antwort. Ich wollte auch nicht mehr sprechen, denn jetzt kam es nur noch darauf an, die beiden zu stoppen. Meine Beretta war mit geweihten Silberkugeln geladen. Ich konnte nicht zählen, wie viele Zombies ich schon damit von ihrem widerlichen Dasein erlöst hatte. Auch dieses Kind war ein Zombie.
    Ja, ein Kind!
    Und trotzdem ein Horrorwesen. An diesen Gedanken musste ich mich erst gewöhnen, denn wer den kleinen, nackten und golden schimmernden Körper sah, der wäre niemals auf den Gedanken gekommen, einen Zombie vor sich zusehen. Über dem blanken Schädel des Babys sah ich den Kopf von Armand Didier. Leicht versetzt, mit lauerndem Blick hinter den Schlitzen der Goldmaske. Auf meine Waffe nahm er keine Rücksicht. Er lachte sogar leise und streckte mir seinen Sohn entgegen.
    »Willst du ihn auf den Arm nehmen und an dich drücken?«, flüsterte er keuchend.
    »Willst du das tun? Tu es, dann merkst du, welch eine Kraft in ihm steckt.«
    »Das stimmt. Aber ich weiß auch, dass dieses kleine Wesen kein normaler Mensch ist. Es ist ein Zombie. Es hat keine Seele. Es ist ein Geschöpf des Teufels, und deshalb darf es nicht weiter existieren.«
    »O doch, das wird es! Ich verspreche es dir! Es wird groß und stark werden, und es wird über die Menschen herrschen. So haben der Teufel und ich es beschlossen.«
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Was tut dir leid?«
    »Das!«, erwiderte ich und schoss dem Teufelskind eine Silberkugel in den Kopf…
    ***
    Ich hatte mich zu dieser Aktion überwinden müssen, aber es gab einfach keinen anderen Ausweg. Während Didier seinen Sohn hielt, zerschmetterte die Kugel den Schädel.
    Ein Schrei erklang.
    Den hatte nicht das Kind ausgestoßen, sondern der Mann mit der Goldmaske. Er löste die Hände von seinem Sohn, der wie ein Stein in die Tiefe fiel und auf den Boden prallte.
    Der Säugling hatte schon mal auf dem Boden gelegen. Diesmal würde er sich nicht mehr bewegen und auf die Füße kommen. Das geweihte Silber hatte ihn vernichtet. Didier sagte nichts mehr. Er hatte den Kopf gedreht und sich leicht gebückt, um die kleine Gestalt anzuschauen. Und er musste mit ansehen, was auch mir nicht entging. Die goldene Haut verschwand. Jetzt erst kam sein wirkliches Aussehen zum Vorschein, und das zeigte uns, wozu dieses kleine Wesen zählte.
    Die Haut sah dunkel aus. Nicht sonnenbraun, sondern grau wie Asche. Damit hatte selbst ich nicht gerechnet, aber in diesem Fall hatte die Hölle ihr wahres Gesicht gezeigt.
    Das Kind bot einen grauenhaften Anblick. Keine Stelle an seinem kleinen Körper war verschont geblieben. Es war von einem Extrem in das andere gefallen, und genau das brachte seinen Vater fast um den Verstand.
    Didier hielt sich noch auf den Beinen, doch er wirkte wie ein gebrochener Mann. Er glotzte nach unten, er jaulte, er weinte, er fiel dann auf die Knie und umfasste den veränderten Körper. Als könnte er ihn durch seine Bewegungen und Worte zum Leben erwecken, presste er ihn gegen sein Gesicht, auch wenn die kleine Gestalt aussah wie eine verbrannte und verkohlte Puppe.
    Er streichelte den Körper. Er sprach dabei Worte, die keiner im Raum verstand, und ich konnte mir vorstellen, dass er hinter seiner Goldmaske weinte. Er trug noch seine Maske und hatte nicht im Traum daran gedacht, sie abzunehmen. Aber auch sie war nicht normal, und sie stand unter einem
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