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1657 - Der weibliche Golem

1657 - Der weibliche Golem

Titel: 1657 - Der weibliche Golem
Autoren: Jason Dark
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Immer vorausgesetzt, dass er ein Telefon besitzt.«
    »Nicht schlecht die Idee«, sagte Bill.
    »Und das werde ich in die Hand nehmen«, sagte Sheila. »Bei einer Frau ist er sicher weniger misstrauisch.«
    Harry Stahl griff in die rechte Jackentasche. »Das ist eine gute Idee.«
    Er holte einen Zettel hervor. Es war ein Flyer, allerdings bestand er aus einem etwas dickeren Papier. Auf roter Unterlage machte der Bildhauer in dicken schwarzen Lettern Werbung für sich und seine handgefertigten Arbeiten.
    Sheila hatte sich zu ihm hingebeugt. »He, da steht auch eine Telefonnummer.« Sie holte bereits ihr Handy hervor und Harry schlug sich leicht gegen die Stirn.
    »Die Dinger liegen an den Rezeptionen der Hotels. Das hat man ihm schon erlaubt. Ist ja wohl auch gut für den Tourismus, wenn die Leute sich etwas mitnehmen.«
    »Meine ich auch«, sagte Sheila und wählte die Nummer. »Ich stelle auf laut.«
    Damit waren die Männer einverstanden. Es war gut, dass an den Nebentischen noch keine Gäste saßen, so hörte kein Fremder mit.
    »Ja!« Das Melden bestand nur aus einem Wort, und die Stimme hörte sich nicht eben freundlich an.
    Sheila sprach mit einem freundlichen Unterton. »Guten Tag«, sagte sie. »Bin ich mit dem Bildhauer Pavel Hawelka verbunden?«
    »Das sind Sie.«
    »Wunderbar, Herr Hawelka. Mein Mann und ich sind soeben im Ort eingetroffen und haben an der Rezeption unseres Hotels ihren Flyer entdeckt. Da wir uns für gut gemachte Souvenirs interessieren, möchte ich Sie fragen, ob wir bei Ihnen vorbeikommen können, um uns Ihre Werke mal anzuschauen…«
    Pause. Nur das Atmen war zu hören. Dann bekam Sheila die Antwort, und das mit einer Stimme, die alles andere als freundlich klang. Es schien so zu sein, als wollte dieser Mensch nichts verkaufen.
    »Nein, Sie können nicht vorbeikommen. Auch in den nächsten Tagen nicht, ich verkaufe nichts. Ich muss erst neue Arbeiten schaffen. So sieht es aus.«
    »Das ist sehr schade.«
    »Sie sagen es.«
    Sheila ließ nicht locker. »Können Sie denn nicht mal eine Ausnahme machen?«
    »Auf keinen Fall. Oder wollen Sie in einem leeren Atelier stehen? Ich werde erst im Mai wieder öffnen. Das sollte Ihnen genügen. Guten Tag.«
    Sheila zuckte mit den Schultern und ließ das Handy wieder verschwinden. Dabei fragte sie: »Was meint ihr zu diesem Künstler?«
    Harry hielt die Antwort schon parat. »Ich kann euch sagen, dass Hawelka lügt.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Das ist ganz einfach, Sheila. Ich bin doch bei ihm gewesen und habe ihm meine Fragen gestellt. Da konnte ich mich in seinem Haus umschauen. Es war mit einer ganzen Menge seiner Arbeiten bestückt. Und die Dinge sind sicher nicht in den letzten Tagen alle weggekauft worden.«
    Bill Conolly schlug leicht auf den Tisch. »Das kann nur bedeuten, dass er uns nicht bei sich haben will.«
    Das sahen Sheila und Harry auch so.
    »Er hat etwas zu verbergen«, erklärte Bill.
    »He, he, nun mal langsam«, wies ihn Sheila zurecht. »So kannst du das nicht sehen. Nicht jeder, der keinen Besuch haben will, hat Dreck am Stecken.«
    »Bei ihm bin ich mir nicht so sicher«, sagte der Reporter. »Hier sind drei Frauen verschwunden. Vergesst das nicht.«
    »Trotzdem«, mischte sich Harry Stahl ein. »So einfach kannst du niemanden verdächtigen. Und bevor wir überlegen, was wir unternehmen können, möchte ich noch etwas essen.«
    Bill strich über seinen Bauch. »Ich ebenfalls.«
    Sheila mischte sich ein. »Aber du hast doch schon die beiden Würste gegessen.«
    »Das war doch nur was für den hohlen Zahn. Einen richtig guten Schweinebraten könnte ich schon vertragen.«
    »Ich bin auch dafür«, sagte Harry.
    Sheila gab auf. Sie hob beide Hände. »Bitte, ich bin überstimmt. Aber mir hat das Käsebrot gereicht. Ich esse höchstens noch einen kleinen Salat.«
    Bill lächelte und sagte: »Er sei dir von Herzen gegönnt…«
    ***
    Pavel Hawelka hielt den Hörer länger in der Hand als gewöhnlich. Dabei umklammerte er ihn so fest, als wollte er ihn zerbrechen. Schließlich legte er ihn auf die Station zurück.
    »Diese Schlampe, diese verdammte. Was erlaubt die sich, mich einfach anzurufen und zu stören? Jetzt nicht mehr. Jetzt zeige ich, wer ich wirklich bin.« Er fluchte laut, bevor er sich eine Zigarette anzündete, sich an den Tisch setzte und einen Schluck Bärwurz aus der Flasche trank.
    Er war sauer, wütend, frustriert. Alles Mögliche. Denn es war nicht so gelaufen, wie er sich die Dinge ausgemalt hatte. Er
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