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1656 - 20 von Ertrus

Titel: 1656 - 20 von Ertrus
Autoren: Unbekannt
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klar: sich durch die Reihen der Noman-Draken den Weg freikämpfen zum Ort des Gleichgewichts. Der Weg stand fest und das Ziel auch - aber Lyndara hatte sich anders entschieden.
    Sie hatte den Zielhang lediglich von dreien ihrer Kämpfer angreifen lassen - von Mattrasan, Datarung und Marghae. Alle anderen Krieger hatten sich gegen die Reihe jener Noman-Draken geworfen, die ihnen den Rückzug abschneiden sollten.
    Und das Manöver war geglückt. Die Nachhut der Eingeborenen war von der Gewalt des Angriffs völlig überrascht worden, es hatte nur wenige Minuten gedauert, diese Reihen zu durchbrechen. Danach hatte Lyndara mit ihren Leuten einen weiten Haken geschlagen, der sie ans Ziel bringen sollte.
    Derweil hatte das Dreierkommando die Hauptmacht der Noman-Draken bekämpft und gebunden. Das Ergebnis dieses Kampfes hatte eigentlich vorher schon festgestanden - das Unternehmen war als Opfergang geplant. Daß es den dreien dennoch gelungen war, die Schildkrötenähnlichen zu besiegen, lag an der ungeheuren, selbstverachtenden Kampfeswut der Ertruser, der die entgeisterten Verteidiger seelisch nichts entgegenzusetzen gehabt hatten.
    Datarung spuckte aus. Sein Speichel war rötlich gefärbt, aber er achtete nicht darauf. „Eine beachtliche Strecke", sagte er zufrieden.
    Mattrasan nickte schwach.
    Mehr als ein Dutzend Noman-Draken hatten sie getötet, einige sogar im Nahkampf.
    Irgendwann hatten die Noman-Bewohner der Mut verlassen, sie waren geflüchtet, hatten damit den Weg zum Ort des Gleichgewichts freigeben müssen.
    Mattrasan versuchte auf die Beine zu kommen. Es gelang nicht, die Verletzung war zu schwer. Er knickte ein, wider Willen kam ein leises Ächzen über seine Lippen. „Mach dir nichts draus", sagte Datarung gelassen, und es war nicht ganz klar, was er damit meinte: Mattrasans Ächzen oder die offenkundige Tatsache, daß der junge Ertruser nicht mehr lange zu leben hatte. „Ich werde mich bemühen", beteuerte Mattrasan.
    Von Minute zu Minute wurde es schwerer, die Schmerzen zu ertragen, auf jene Weise, die einzig angemessen war für einen Ertruser: lautlos und mit gleichgültiger Miene. Lyndara hätte es sicherlich geschafft, Nounser auch und Krellin sowieso. Und Datarung ebenfalls; er spie wieder aus, und ein zweites Mal erschien auf dem graugeäderten Felsboden ein weißrot schimmernder Fleck.
    Mattrasan atmete schwer.
    Die Schwerkraft kannte keine Gnade, keine Pause. Sie zehrte die Kraft aus Mattrasans Körper, ließ ihn sich matt und zerschlagen fühlen, noch ohnmächtiger sogar als durch die Verletzung an seiner Hüfte, aus der langsam dunkles Blut auf den Boden sickerte.
    Zu sagen gab es nicht viel. „Ich werde mich jetzt auf den Weg machen", verkündete Datarung. Er warf einen flüchtigen Blick auf Marghaes Leiche, dann auf Mattrasans zerschundenen Körper. „Die Zeit drängt. Brauchst du noch etwas?"
    Darauf gab es nur eine Antwort. Mattrasan schüttelte langsam den Kopf.
    Datarung blickte noch einmal auf Mattrasan hinab. Der Ertruser hob grüßend die Waffe, dann stapfte er schwergewichtig davon, hügelan. Jenseits der schroffen Kante war vielleicht schon das ersehnte Ziel zu sehen, dieser Ort des Gleichgewichts. In ein paar Stunden würde Datarung es geschafft haben, wieder den Anschluß an Lyndaras Truppe zu finden.
    Der Verwundete sah seinen Kameraden davonziehen, nach kurzer Zeit verschwand die massige Gestalt im dichten Nebeldunst.
    Mattrasan versuchte seinen Körper in eine etwas angenehmere Lage zu bringen. Er schleppte sich hinüber zu einem Felsbrocken, der in einem metallischen Grau schimmerte. Mit dem Rücken lehnte sich der junge Ertruser gegen den Fels. Aus den Augenwinkeln heraus konnte er Marghaes Körper sehen - besser: das, was von Marghae übriggeblieben war.
    Mattrasan atmete langsam, er zog die Luft zischend durch die Zähne ein. Die schmerzlindernde Wirkung der Endorphine erschöpfte sich unaufhaltsam.
    Es war nur eine Frage der Zeit.
    Mattrasan blickte nach rechts, wo sich neben ihm auf dem Felsboden langsam eine Blutlache zu bilden begann. Das Leben tröpfelte aus ihm heraus; die Wunde an der rechten Hüfte war einfach zu schwer und tief, als daß der Verband die Blutung hätte gänzlich stoppen können.
    Das war es also gewesen. Einige Jahre der Ausbildung und des Trainings, dreieinhalb Jahre Anflug mit der BASIS, ein paar Tage auf Noman. zwei Gefechte, von denen vermutlich kein einziges in den Chroniken von Ertrus erwähnt werden würde, dann das Ende.
    Vier Tote. Fünf
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