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1647 - Der letzte Schlag

Titel: 1647 - Der letzte Schlag
Autoren: Unbekannt
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hochgewachsener Mann, einsneunzig ungefähr, dabei ungemein hager, mit knochigem Körperbau und langem, spitzem Gesicht. Er hatte schütteres, weißblondes Haar, und in seinen wasserhellen Augen lag ständig ein Ausdruck leiser Verwirrung. Er war in der Tat der Archetyp des zerstreuten Professors, von dem die Anekdoten vergangener Jahrtausende zu berichten wußten, dabei jedoch ein überaus fähiger Wissenschaftler. Er wirkte älter als die 78 Jahre, die sich aus dem in seiner Personalakte vermerkten Geburtsdatum errechneten. „Du solltest solche Fragen nicht stellen, Harold Nyman", beschwerte er sich. „Du weißt genau, daß ich sie nicht beantworten kann."
    „Keine falsche Bescheidenheit", lächelte Nyman. „Ich kenne dich. Du willst erst etwas sagen, wenn du deiner Sache ganz und gar sicher bist. Aber ich brauche keine Gewißheit. Die kann es jetzt noch nicht geben, ganz klar. Ich will wissen, was in deinem Kopf vorgeht. Mit welchen Spekulationen du dich in Gedanken beschäftigst. Wie nach deiner Ansicht die weitere Entwicklung aussehen könnte. Verstehst du?"
    Mango Lipschitz fuhr sich mit unsicherer Hand durchs dünne Haar. „Also gut", lenkte er ein. „Aber du darfst mir später keine Vorhaltungen machen, falls sich meine Hypothese als falsch erweist."
    „Aha, du hast also eine Hypothese!" Harold Nyman nickte zufrieden. „Vorzüglich. Laß hören, Mango, und mach dir um meine Vorhaltungen keine Sorgen."
    Der Wissenschaftler hüstelte nervös. „Wir glauben alle, daß die Hyperraum-Parese die Spiegelung eines Vorgangs ist, der sich irgendwo in weiter Ferne abspielt", begann er. „Wo in der Ferne, das wissen wir, seit Paunaro seine Messungen in der Wechselzone angestellt hat. Der Ort, von dem der Einfluß ausgeht, der die Parese erzeugt, liegt in der Galaxis NGC sechsfünfnulldrei, 13 Millionen Lichtjahre von hier entfernt.
    Ich nehme an, daß dort jemand experimentiert. Er will etwas erreichen, eine bestimmte Wirkung erzielen. Das ist ihm bisher noch nicht so richtig gelungen. Ich stelle mir ganz naiv eine irgendwie geartete Apparatur vor, an der dieser fremde Experimentator herumbastelt und tüftelt, um seinem Ziel näher zu kommen. Manchmal nimmt er Neueinstellungen größeren Umfangs vor. Dann verschwindet die Parese. Das war der Fall, als die erste Tote Zone erlosch. Manchmal pfriemelt er aber nur ein bißchen an seinem Apparat herum. Dann kommt es zu kurzzeitigen Störungen der Parese wie eben, vor ein paar Stunden. Allein der Umstand aber, daß er mit der Arbeitsweise seiner Apparatur immer noch nicht ganz zufrieden ist, weist nach meiner Ansicht darauf hin, daß er in Kürze abermals eine grundsätzliche Neujustierung vornehmen wird. Dann verschwindet die zweite Tote Zone."
    „Und wird ein paar Jochen später durch eine dritte ersetzt?"
    „Mag sein", bestätigte Mango Lipschitz. „Wenn nicht unser Freund Reginald Bull dem Experimentator inzwischen hat klarmachen können, daß er mit seinen Versuchen ganz aufhören sollte."
    „Alles hängt davon ab, wie leicht es ist, in einer fremden Galaxis den Ort zu finden, an dem dein hypothetischer Experimentator seine Versuche anstellt.
    Fünfundsechzignulldrei ist keine überwältigend große Sterneninsel. Aber selbst wenn sie nur 30 oder 40 Milliarden Sterne besitzt, kann die Suche nach einem ganz bestimmten Sonnensystem recht mühsam werden."
    „Falls der Unbekannte seinen Standort überhaupt in einem Sonnensystem hat", gab Mango Lipschitz zu bedenken, „und nicht an Bord eines Raumschiffes oder einer Forschungsstation im interstellaren Raum. Auf der anderen Seite ist allerdings gar nicht daran gedacht, daß Bull die fremde Galaxis Stern um Stern abklappert. Wenn meine Idee von den Experimenten, die der Unbekannte anstellt, richtig ist, dann wird dabei soviel Energie umgesetzt, daß die Hyperorter bereits in einem Abstand von 100.000 Lichtjahren ansprechen. Es sollte nicht schwierig sein, den Standort des Experimentators zu ermitteln."
    Harold Nyman stand auf. „Ich wünschte mir, wir wüßten ein bißchen besser darüber Bescheid, was da draußen vorgeht", sagte er unzufrieden. „Was ist mit den Ennox? Können sie keine Informationen herbeischaffen?"
    Nyman zuckte mit den Schultern. „Sie machen sich rar. In letzter Zeit sieht man nur noch wenige. Und wenn man sie auf 6503 anspricht, bekommt man ausweichende Antworten. Es ist fast, als fürchteten sie sich vor der fremden Galaxis."
    „Was sind deine weiteren Pläne?"
    „Wir halten die Ohren
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