Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1643 - Psychospiel auf Akon

Titel: 1643 - Psychospiel auf Akon
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Tomaqy. „Versucht es nur, elendes Geschmeiß!" gab Patriarch Örgyn Rhavol in gleicher Lautstärke zurück.
    Die Stimmung in der Zentrale der RHAVO XXII war zum Zerreißen gespannt. Mindestens siebzig Personen drängten sich in den Raum, maßen einander mit feindseligen Blicken und ballten immer wieder die Fäuste.
    Eine Schlägerei schien kaum mehr zu vermeiden. Die Beleidigungen und Schmähungen wurden von Minute zu Minute härter und drastischer.
    Im Hintergrund stand - wie versteinert vor Entsetzen - die Braut, der Gegenstand der brüllenden Auseinandersetzung. Sie begriff offensichtlich nicht, wie ihr geschah.
    Es machte Spaß, stellte Patriarch Rhavol fest, auch wenn er nicht begriff, wozu dieses ganze Theater eigentlich dienen sollte. Neben ihm stand sein Sohn Gharquan und schien bei jedem Wortwechsel ein Stück kleiner und blasser zu werden.
    Natürlich war nicht von Füßen die Rede, schon gar nicht von zu großen. Vertragsbruch, Ehrlosigkeit, Feigheit - das waren die Themen, um die es ging. Die Drohungen, die von beiden Parteien ausgestoßen wurde, gerieten zusehends heftiger.
    Wenn die Schlägerei erst losbricht, dachte Rhavol, wird es eine Katastrophe geben. Wo bleibt nur dieser elende sogenannte Friedensstifter?
    Längst war nicht mehr klar, wie viel von dem Streit Schauspiel war und wie viel Ernst. Bescheid wußten nur die beiden Patriarchen, und bei Tomaqy hatte Rhavol langsam Angst, daß dieser längst vergessen hatte, daß dieser Krach nur zum Schein inszeniert worden war.
    Am Hals des Patriarchen war eine Ader dick angeschwollen und pulsierte bedrohlich. „Angsthasen!" höhnte Tomaqy. „Gesindel, Lumpenbande!"
    „Betrüger!" giftete Rhavol zurück. „Schmugglerpack! Wir werden euch..."
    „Freund!" klang eine warme Stimme in den Streit. Alle Köpfe flogen herum.
    Patriarch Rhavols Mund öffnete sich, als er den Friedensstifter erkannte.
    Er wußte selbstverständlich, daß Arinu Barras ein linguidischer Friedensstifter war, auch wenn er nicht danach ausgesehen hatte.
    Aber jetzt...
    Rhavol spürte, wie sanfte Schauder an seinem Rücken hinabsickerten.
    Der unscheinbare, ja schäbige Linguide hatte in diesem Augenblick eine Ausstrahlung, wie Rhavol sie nicht für möglich gehalten hatte. Obwohl Arinu Barras kaum die Stimme erhoben hatte, breitete sich augenblicklich Stille in der Zentrale der RHAVO XXII aus. „Haltet ein" sagte Arinu Barras sanft. „Es gibt keinen Grund, sich die Schädel einzuschlagen."
    Arinu Barras kam langsam näher. Eine hagere, absonderlich erscheinende Gestalt in seinem graubraunen Einteiler, der wie ein Bündel Lumpen an seinem Körper hing.
    Wie macht er das nur? fragte sich Rhavol.
    Die Stille war beeindruckend, als Arinu Barras auf die beiden Streithähne zutrat. Er trug ein Tablett in der Hand, das Rhavol als sein Eigentum erkannte. Darauf standen zwei Pokale, über denen leise Dampfwolken kräuselten. „Gebt euch die Hände", sagte Arinu Barras. „Ich habe diesen Trunk bereitet, der den Frieden zwischen euren Sippen wiederherstellen wird."
    Wie soll das gehen? schoß Rhavol es durch den Kopf. Will er uns besoffen machen? Da muß er aber noch zwei Tage warten.
    Und mindestens hundert dieser Pokale anschleppen. „Tretet näher!" forderte Arinu Barras die beiden Sippen-Patriarchen auf.
    In den Reihen der Springer bildete sich eine Gasse. Mit einem Handzeichen forderte der Linguide Gharquan auf, ebenfalls näher zu treten. „Halte das!" gebot Barras ernst. „Und gib acht. Dieser Trunk wird den Frieden stiften und Tod und Verderben von euren Sippen fernhalten."
    Gharquan, der sehr wohl wußte, welchen wahren Grund dieser Familienzwist hatte, war geradezu aufgeregt, als er das Tablett aus der Hand des Friedensstifters empfing. Barras bedeutete ihm, stets in seiner Nähe zu bleiben. Gharquan, sichtlich beeindruckt, gehorchte sofort.
    In Örgyn Rhavols gußeisernem Magen begann es zu rumoren.
    Die ganze Szene hatte etwas Absurdes, Lächerliches an sich.
    Wäre Arinu Barras nicht ein linguidischer Friedensstifter gewesen, hätte man ihn wahrscheinlich mit einer einzigen Handbewegung aus dem Raum gefegt. So aber richtete sich alle Aufmerksamkeit auf ihn und seine Worte. „Patriarch Tomaqy!"
    Rhavols Vertragspartner trat heran, mit grimmiger Miene. „Patriarch Rhavol!"
    Der Linguide schaffte es, eine ungeheure Spannung im Raum zu erzeugen. Unwillkürlich hielt der Patriarch den Atem an. „Nun?"
    Eine auffordernde Handbewegung an die beiden Patriarchen.
    Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher