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1643 - Psychospiel auf Akon

Titel: 1643 - Psychospiel auf Akon
Autoren: Unbekannt
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Maßstabs eine ausgesprochen schäbige, kümmerliche, ja beklagenswerte und jämmerliche Erscheinung.
    Der Patriarch der Rhavol-Sippe, Oberhaupt eines .Händlerclans von zweitausend Springern von echtem, altem Schrot und Korn, von rothaarigen, stimmgewaltigen, rauflustigen und trinkfesten Schlitzohren, Halsabschneidern und Rabauken, von denen eine beträchtliche Anzahl der Kraft der patriarchalen Lenden entstammte.
    Er stieß einen halberstickten Laut der Enttäuschung aus, als er den Friedensstifter kommen sah.
    Neben Bustyn, einem von Örgyns strammen Bastarden, wirkte der Friedensstifter ausgehungert, schmächtig und verloren. Auf dem Bildschirm von Örgyns Raumschiff war er deutlich zu sehen, als die beiden Gestalten sich zu Fuß dem Schiff näherten.
    Patriarch Rhavol wählte eine stärkere Vergrößerung. „Beim Licht von Arkon!" murmelte er. „Was für ein dürres Bürschchen!"
    Arinu Barras war etwa 180 Zentimeter kurz, wahrscheinlich sogar noch ein paar Zentimeter kleiner. Er wirkte mager, wie ausgetrocknet, das war sogar trotz seiner Kleidung zu sehen, die als eine Art Sack um seinen dürren Körper schlotterte. Der Sack bestand aus einem graubraunen, derben Gewebe, das Barras mit einem Strick um die Leibesmitte zusammenhielt.
    Der heiße Wind der Wüste blies durch den Stoff, der an den langen Armen und Beinen flatterte. „Wenigstens hat er anständige rote Haare", murmelte der Patriarch.
    Das Haar war in der Tat rostrot, eine Farbe, die sich bei den galaktischen Händlern großer Beliebtheit erfreute. Allerdings wirkte die Behaarung des Friedensstifters, als habe er die Pflege dieser Haare irgendwelchen Nagetieren überlassen - sie stand stoppelig in die Höhe und kräuselte ungepflegt, kein Vergleich mit der beeindruckenden Mähne, die der Patriarch aufzuweisen hatte.
    Als Bustyn einige Minuten später mit dem Friedensstifter in die Zentrale von Rhavols Flaggschiff RHAVO XXII trat, bemerkte jeder, daß der erste verheerende Eindruck des Patriarchen nicht getäuscht hatte.
    Arinu Barras hatte braune, große Augen, deren wehmütig verlassener Ausdruck den Patriarchen augenblicklich an jene miefenden, kläffenden und herumkotenden Scheusale erinnerte, die die Terraner sich als Haustiere hielten und treffsicher als „Hunde" beleidigten, obwohl sie angeblich die besten Freunde der Menschen waren. Daß Geschöpfe, die ihre Freunde unter verflohten Vierbeinern fanden, in der galaktischen Geschichte eine solch ärgerlich beeindruckende Rolle gespielt haben sollten, erschien dem Patriarchen Rhavol nach wie vor mehr als rätselhaft.
    Der Patriarch stand auf, als der Friedensstifter die Zentrale betrat, und machte einen Schritt auf Barras zu. Der Linguide sprang sofort einen Meter zurück, als sich die massige Gestalt des Patriarchen vor ihm auftürmte, und der Blick seiner Augen machte deutlich, warum er als Friedensstifter bezeichnet wurde. Man hätte schon ein Herz aus Terkonit haben müssen, um bei diesem kläglichen Anblick nicht barmherzig und milde gestimmt zu werden. „Willkommen, Friedensstifter!" tönte der Patriarch; er bemühte sich, seine Stimme zu dämpfen, um das dürre Bürschlein mit der Gewalt seiner Stimmbänder nicht einfach hinwegzufegen. „Du hast mich rufen lassen?"
    „Ähem", machte der Patriarch. Er kratzte sich am Bartansatz. „Nun ja, gewissermaßen schon. Darf ich dir etwas anbieten?
    Ein Getränk? Einen saftigen Braten?"
    Barras lehnte mit matter Gebärde ab, sehr zu des Patriarchen Erleichterung. Vermutlich hätte ein Schluck von dem Selbstgebrannten, den Patriarch Rhavol bevorzugte, den armen Kerl innerlich weggefressen. „Was kann ich für dich tun, Patriarch?"
    Rhavol hätte ihn mühelos hinwegpusten können, aber die klare und feste Stimme des Linguiden beeindruckte ihn irgendwie.
    Patriarch Rhavol war kein schlechter Menschenkenner, das gehörte zum Geschäft; man mußte beim Handeln möglichst schnell bei seinem Gegenüber jenen schwachen Punkt finden, von dem aus man ihm das Fell über die Ohren ziehen konnte, sonst brachte man es als Händler zu nichts.
    Eines der besten Mittel, ein Gegenüber zu erkennen, war ein Blick in die Augen. Hinter dem traurigen ersten Eindruck entdeckte Rhavol bei dem Friedensstifter eine bemerkenswerte Festigkeit und Selbstsicherheit. „Ich habe ein Problem, Friedensstifter", begann Rhavol sanft.
    Dann aber wurde ihm bewußt, daß die Zentralebesatzung jedes peinliche Wort dieser Unterhaltung mitbekommen würde, und er wandte sich herum.
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