Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1640 - Griff nach Arkon

Titel: 1640 - Griff nach Arkon
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Hanse-Spezialistin hatte einen Blick dafür.
    Sie pflügte wie ein Schiff in rauher See durch die Menge.
    Schmerzenslaute und Wutgebrüll klang auf. Es kümmerte sie nicht. Sie traf am „Tatort" ein, als zwei hünenhafte, rotbärtige Springer dem kleineren Junee die Arme auf den Rücken drehten und Scilli Tahaa einem dritten Springer, der zu einem Schlag auf Junees Magen ausholte, mit den Fingernägeln durchs Gesicht fuhr.
    Der Rotbart schrie auf, fuhr sich mit dem Handrücken über das blutüberströmte Gesicht und holte zu einer Ohrfeige gegen die Navigatorin aus.
    Dilja packte ihn von hinten am Kragen, hob ihn mühelos hoch und schleuderte ihn lässig über ihre linke Schulter. Er flog in hohem Bogen über die Menge, krachte in den roten Samtvorhang am Eingang, riß ihn von der Stange und nahm ihn mit auf die Straße. „Die Oxtornerin!" kreischte jemand.
    Dilja nickte grimmig. Die Schläger unter den Leuten der CHAL-NEZRA kannten sie schon durch schmerzhafte Erfahrungen.
    Sie griff nach den beiden Springern, die Junee festhielten, und kniff sie in das Fleisch über den Rippen. Selbstverständlich berücksichtigte sie ihre haushoch überlegene Körperkraft und die im Vergleich zu Oxtornern zerbrechliche Konstitution von Springern.
    Die beiden Raufbolde jaulten dennoch auf wie getretene Hunde. Sie ließen Junee los und warteten wimmernd darauf, daß Dilja sie freigab.
    Das tat sie nach einer Viertelminute, dann drehte sie sich zu den zurückweichenden übrigen Springern um und sagte drohend: „Künftig werde ich in der Stadt öfter nach dem Rechten sehen - und sollte ich jemanden von euch finden, der einen Streit vom Zaun bricht, dann verarbeite ich ihn zu Hackfleisch!"
    Als die Springer murrten, ging sie auf sie los. Die Unruhestifter flüchteten Hals über Kopf. In dem Gedränge, das am Eingang entstand, fielen sie übereinander. „Danke, Dilja", sagte Scilli Tahaa und küßte die Oxtornerin auf die Wange. „Ich danke dir auch", fiel Junee Mareeba ein und tat so, als knuffte er Dilja in die Rippen. Was bei ihrer Kompaktkonstitution einer Selbstverstümmelung gleichgekommen wäre. „Obwohl ich auch allein mit dem Pack fertig geworden wäre."
    „Na, klar, Boß", erwiderte Dilja grinsend und strich sich mit einer Handfläche über die hellbraune, haarlose Schädeldecke, die bei ihr wie bei allen Oxtornern stets so glänzte, als wäre sie frisch eingeölt worden.
    Als sie etwas hörte, das wie das Trompeten eines angriffslustigen Elefantenbullen klang, wandte sie sich um.
    Ein unglaublich fetter Springer mit wallendem roten Bart und wirr nach allen Seiten abstehendem rotem Haar „wälzte" sich in die Bar.
    Er trug keine Kombination wie andere Springer, sondern war mit einem togaähnlichen Gewand bekleidet. Es schien allerdings nicht aus einem einzigen Tuch zu bestehen wie im geschichtlichen Rom, sondern aus einem halben Dutzend bunter Fetzen, die zusammen eine Länge von zwölf Metern haben mochten. „Ihr Barbaren!" brüllte der Springer. Hinter der Bartheke klirrten die Gläser. „Poppan, das Nilpferd!" stöhnte Junee Mareeba. „Blutgierige Hanseaten!" tobte der Springer weiter und schüttelte die Flauste.
    Dilja Mowak seufzte und schickte einen ergebenen Blick nach oben.
    Der Dicke war Poppan Chal-Nezra, Patriarch der Springersippe gleichen Namens und Eigner des 600-Meter-Walzenraumers CHAL-NEZRA. Seinen Beinamen „Nilpferd" hatte er von Victor Marik bekommen, dem Zoologen der LEPRACHAUN.
    Seiner Meinung nach sah der Patriarch einem terranischen Nilpferd ähnlich und bewegte sich auch so.
    Ein paar Meter vor der Oxtornerin blieb der Patriarch stehen und fixierte sie mit rollenden Augen. „Die Extremweltlerin!" schnaubte er. „Ich hätte es mir denken können!"
    „Was hättest du dir denken können, Vater der räudigen Hunde?" fragte die Oxtornerin gelassen.
    Von einem Augenblick zum anderen änderte der Springer sein Verhalten. Er watschelte zur Theke, griff sich ein halbvolles Glas und kippte den hochprozentigen, bläulich schillernden Inhalt hinunter. „Ah!" machte er genießerisch, dann verzog er sein Vollmondgesicht zu einem pharisäerhaften, öligen Lächeln. „Kein Streit, Freunde, kein Streit!" sagte er beschwörend. „Ich weiß ja, daß meine Jungs keine so geschliffenen Umgangsformen haben wie akonische Schiffsoffiziere. Sie haben eben immer hart zupacken müssen. So etwas rauht die Seele auf. Dafür sind sie aber fleißig und ehrlich, was man von den arroganten akonischen Overlords nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher