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164 - Der vielarmige Tod

164 - Der vielarmige Tod

Titel: 164 - Der vielarmige Tod
Autoren: Ronald M. Hahn
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Genossen im Stich ließ.
    Der Baumstamm fiel zu Boden. Pofski nahm seine Flinte vom Rücken und rannte los. Es war inzwischen stockdunkel, aber wenn Not am Mann war, hatten Seeleute und Ballonfahrer eine Nase für die Richtung, in die sie laufen mussten.
    Leider wies ihn seine Nase nicht auf die am Boden liegenden Hindernisse hin, sodass er auf zwanzig Metern dreimal stolperte und wertvolle Zeit verlor. Als er, das Gewehr im Vorhalt, den Lagerplatz erreichte, sah das Feuer so aus, als hätte jemand darin herumgetrampelt. Zwischen den verstreuten Scheiten lag jede Menge Fleisch im Gras – und eine männliche Leiche!
    Dann stieß Pofski auf Aruulas blutiges Schwert. Von seiner Besitzerin war nichts zu sehen.
    Er schob die Klinge in seinen Gürtel, obwohl sie für einen Mann seiner Größe zu lang war und die Spitze über den Boden schleifte.
    In diesem Augenblick sah er im Zentrum der ehemaligen Straßenkreuzung etwas Metallisches aufblitzen; etwas, das den Schein des niedergetrampelten Feuers reflektierte!
    »Stehen bleiben!«, brüllte er und schwenkte das Gewehr.
    »Stehen bleiben, oder ich schieße!«
    Keine Reaktion.
    Da blieb ihm nichts anderes übrig: Er musste hinterher, bevor die Entführer sich aus dem Staub machen konnten.
    Schon lief er los. Bis ein Eisenbolzen an seinem rechten Ohr vorbeizischte. Ein zweiter streifte seine Pilotenkappe und brachte Pofski dazu, seinen Plan zu überdenken.
    Er warf sich zu Boden. Im Licht der Sterne glaubte er zwei hagere Gestalten zu erkennen, die eine dritte, offenbar besinnungslos, hinter sich her schleiften.
    Pofski überlegte nicht lange, richtete seinen Schießprügel aus – hoch genug, um die bewusstlose Aruula nicht zu gefährden – und drückte ab.
    Bamm! Der Schuss rollte dumpf übers Land.
    »Halt!«, schrie der Russe erneut. »Keinen Schritt weiter!«
    Die Gestalten waren augenblicklich in die Hocke gegangen.
    Pofski gab einen weiteren Schuss ab, doch weil das Banditenpack Aruula als Deckung benutzte, konnte er nur in die Luft zielen. Zumindest erreichte er, dass die Entführer mit ihrem Opfer an Ort und Stelle verharrten.
    Pofski legte sich flach hin und schaute über Kimme und Korn hinweg. Einer der Banditen hob gerade einen runden Gegenstand hoch. Er sah wie ein Schild aus. Was hatten die Kerle vor? Wollten sie sich etwa dort verschanzen?
    Noch während Pofski überlegte, was er tun konnte, schepperte es laut und der Schild krachte zu Boden.
    Dahinter… war niemand mehr! Die Banditen waren weg, wie vom Erdboden verschluckt! Das Gleiche galt für Aruula.
    Der Russe rieb sich die Augen. Narrte ihn ein Spuk? Was, um alles in der Welt…?
    Er stand vorsichtig auf und näherte sich, das Gewehr vorgereckt, der Stelle, an der die beiden Männer und die Frau so plötzlich verschwunden waren.
    Neben dem runden Eisendeckel führte ein rundes Loch in die Tiefe. Es war groß genug, um auch einem ausgewachsenen Mann Durchlass zu gewähren.
    Pofski spitzte die Ohren. Täuschte er sich, oder hörte er dort unten in der Finsternis hohl klingende Stimmen? Er hielt den Atem an und näherte sich dem Loch, darauf gefasst, dass im nächsten Moment eine Taratze daraus hervorzuckte und ihm den Kopf abbiss.
    Nichts dergleichen geschah. Nun erbarmte sich der Mond seiner, verließ eine Wolkenbank und spendete mehr Licht. Es fiel in das Loch hinein, und Kapitän Pofski hatte Gelegenheit, in die Tiefe zu schauen.
    An der Schachtwand sah er stählerne Steigeisen. Sie führten ins Bodenlose.
    »O Herr der Welten«, murmelte er. »Sie haben sich Aruula geschnappt und sind dort hinab geklettert. Was soll ich nur tun? Soll ich ihnen etwa folgen, ohne zu wissen, was mich erwartet?«
    »Du bist kein Held«, hörte er seinen inneren Schweinehund sagen. »Und außerdem kennst du die Frau kaum. Sie ist doch nur 'ne Reisebekanntschaft. Du bist ihr nichts schuldig. Warum solltest du deinen Hals für sie riskieren?«
    »Stimmt eigentlich«, sagte Pofski und wich ein Stück zurück.
    »Na komm«, sagte das Gewissen in seinem Kopf. »Ob du gewinnst oder nicht; wichtig ist, dass du dir später nichts vorzuwerfen hast. Dass du sagen kannst: Ich hab's versucht, ich hab mein Bestes gegeben. Und wer weiß – vielleicht schaffst du es ja sogar, die Kerle niederzuringen und das prächtige Weibsbild zu befreien. Dann bist du ihr Held!«
    »Stimmt eigentlich auch« , sagte Pofski und nickte vor sich hin.
    Bevor sich noch eine weitere Stimme zu Wort melden konnte, schwang er die Beine und seine Waffe über
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